Fahrbericht: Opel Zafira Life 2.0 Diesel

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Obwohl einem dann eine Detailvorstellung technischer Perfektion entgehen würde, die man hier nicht erwartet hätte. Gemeint ist die Start-Stopp-Funktion mit Riemenstartergenerator. Sie geht hier eine geniale Kombination mit dem außerordentlich kultivierten Vierzylinder-Dieselmotor ein. Das Starten und Stoppen erfolgt so unmerklich, dass man an Ampeln oft nicht sagen kann, ob der Motor läuft oder nicht. Noch beeindruckender ist aber, wie gut das System mit widersprüchlichen Stopp-Start-Situationen an gerade umspringenden Ampeln oder im Stop-and-Go-Verkehr zurechtkommt. Die PSA-Technik hält den Motor immer bereit, wenn man ihn braucht und schaltet ihn beim Ansegeln auf Ampeln unmerklich aus, um Sprit zu sparen. Das verdient ein großes Lob und gehört zum Besten, was ich in der Hinsicht gefahren habe. Dass es im Gegenzug auch Systeme gibt, die einen in der Kreuzung „verhungern“ lassen können, zeigte kürzlich ein Jeep Renegade (Test).

Leider nur Euro 6d Temp

Auch die Effizienz des 150-PS-Vierzylinderdiesels ist aller Ehren wert. Ein so großes Auto, so flott im Alltag mit etwa sieben Litern bewegen zu können, hätte man vor ein paar Jahren noch nicht geglaubt. Bei betont sanfter Fahrweise ist sogar noch weniger drin. Wenn PSA nicht die Unart mitmachen würde, die Autos immer noch nach Euro-6d-Temp zu zertifizieren, gäbe es also kaum etwas auszusetzen. Leider sitzt so der heutige Neuwagenkäufer binnen Jahresfrist in einem Fahrzeug mit veralteter Abgasnorm. Das dürfte den erzielbaren Preis seines Fahrzeugs auf dem Gebrauchtwagenmarkt mindern.

Voll Reisetauglich

Das Fahrwerk des Großraumwagens ist voll fernreisetauglich. Auch bei fiesen Bodenwellen schlägt hier nichts durch und der hohe Kasten nervt trotzdem nicht mit starker Seitenneigung. Der gute Geradeauslauf und das niedrige Geräuschniveau machen den Zafira Life zu einem ausgezeichneten Autobahnshuttle. Weniger geeignet ist er für engkurvige Landstraßen. Da würde man sich eine direktere Lenkung wünschen. Sie gefällt zwar mit Leichtgängigkeit, lässt aber dafür an Zielgenauigkeit noch Raum für Verbesserung übrig. Ich sage: Typisch Lieferwagen. Kollege Flo sagt: Mein Mitsubishi L300 hat eine total direkte Lenkung. Und prompt ließ er in fast jeder Kurve, in der er am Steuer saß, einen abfälligen bis alarmierten Kommentar los. Wie gesagt, für schnelle Kurven ist das nichts, aber man gewöhnt sich dran. Zusammen mit der hohen Sitzposition fördert die Lenkung sogar noch, das Gefühl, wie ein König der Fernstraße über den Dingen zu thronen.

Beachtlicher Einstieg

Dem Zafira Life gelingt also ein beachtlicher Einstieg im Segment der luxuriöseren Familienbusse. Um so schöner, dass er auch bei der Preisgestaltung nicht enttäuscht. Der kurze 4,60 lange Zafira Life, mit 102-PS-Diesel und Basisausstattung „Selection“ beginnt unverhandelt bei 34.780 Euro, der lange Bus mit 177 PS, Automatik und Topausstattung kostet mindestens 52.695 Euro. Das war auch der Preis unseres Testwagens mit mittlerem Radstand, 150-PS-Diesel und einem sehr luxuriösen zusätzlichen Ausstattungsumfang aus der Preisliste. Viel mehr als 60.000 Euro wird ein Zafira Life nie kosten. Bei Mercedes sind mehr als 85.000 Euro möglich, was freilich auch an Optionen liegt, die es für den Zafira nicht gibt.

Für den VW Multivan T6.1 stehen die Preise noch nicht fest. Bisher lag er ungefähr auf dem Niveau der V-Klasse von Mercedes. Ein V 220d mit 163-PS-Diesel und 9G-Tronic kostet mit vergleichbarer Ausstattung rund 10.000 Euro mehr. Man erhält dafür ein noch luxuriöseres Fahrzeug mit mehr Infotainmentschmankerln. Aber der Zafira Life hat durch PSA-Hilfe zu einer alten Opel-Tugend zurückgefunden. Viel Auto fürs Geld, ein pragmatischer Ansatz und insgesamt wenig zum Meckern. In diesem Fall hat sich die PSA-Übernahme für den Opel-Kunden gelohnt. (chlo)