c't 2/2023
S. 3
Standpunkt

ChatGPT: Disruptives Potenzial

ChatGPT, das neue Sprachmodell von Open AI, programmiert, textet und dichtet auf Anfrage und kann ihren eigenen Output bei Bedarf sogar nachjustieren. Ausprobieren kann den mächtigen Chatbot jeder, der einen OpenAI-Account anlegt; im Moment landet man aufgrund des großen Andrangs allerdings auf einer Warteliste.

ChatGPT ist so einfach zu nutzen wie Google. Doch wo Google auf eine Anfrage relevante Links liefert, aus denen der Nutzer sich die passende Antwort auf seine Frage erst heraussuchen muss, gibt ChatGPT eloquent ausformulierte Antworten, die sich direkt auf die Fragestellung beziehen. Entspricht die Antwort nicht dem Anspruch des Nutzers, kann er die KI bitten, nachzujustieren. Auf Wunsch geht sie stärker ins Detail, korrigiert sich selbst oder drückt sich einfacher aus. Das funktioniert sogar mit Programmcode. Das Problem: Immer wieder schleichen sich Fehler ein und die KI erzählt ganz einfach Quatsch. Oder sie liefert Code, der nicht funktioniert. Und anders als die Ergebnisse einer Google-Suche lassen die Antworten des Chatbots keine Rückschlüsse auf Quellen zu. Zur Klärung von Sachfragen ist die KI damit ziemlich wertlos.

Zu glauben, dass sie nicht trotzdem den Arbeitsalltag von PR- und Marketing-Experten, Textern und Software-Entwicklern umkrempeln könnte, wäre zu kurz gedacht. Eine kleine Website basteln, eine Präsentation erstellen, einen Aufsatz schreiben - das alles kann ChatGPT viel schneller als ein Mensch. Die Qualität wird leiden, weil sich Algorithmic Bias einschleichen wird und es zu Fehlern kommen wird, wie sie nur eine KI machen kann.

Aber um Kosten einzusparen, werden Unternehmen trotzdem darauf zurückgreifen - für Aufgaben, bei denen eine gewisse Fehlerquote tolerierbar ist. Wenn überhaupt, wird man dann jemanden, der sich auskennt, dafür bezahlen, den Output der KI "mal schnell zu redigieren". DeepL hat die Übersetzungsbranche genauso verändert.

P. S.: Wer sich zu spät registriert hat und sich momentan noch nicht selbst von den Fähigkeiten des noch jungen Sprachmodells überzeugen kann, dem sei die c’t-3003-Folge "Warum ChatGPT die Welt verändern wird" ans Herz gelegt: ct.de/yuq5

Kathrin Stoll
Kathrin Stoll

Kathrin Stoll

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