c't 14/2019
S. 89
Test
Smart Speaker mit DECT

Alexa? Telefon!

Bequem telefonieren per Alexa: Gigaset Smartspeaker L800HX

Das Zwiegespräch mit der smarten Sprachassistentin Alexa ist nicht immer zielführend. Netter ist es, wenn man den Smartspeaker auch für die Mensch-zu-Mensch-Kommunikation nutzen kann.

Amazons Echo-Lautsprecher wird als Kommunikationswunder beworben. Per Drop-In oder Skype kann man sich mit anderen Alexa-Nutzern unterhalten – von Mensch zu Mensch spricht man jedoch meist eher per Telefon.

Genau in diese Lücke stößt Gigaset mit dem Smartspeaker L800HX. Er schaut auf den ersten Blick nicht anders aus als die anderen Echo-Klone: eine 22 Zentimeter hohe Tonne aus weißem Kunststoff, unter deren hellgrauen Stoffbespannung ein rundum strahlender Lautsprecher versteckt ist. Der Stoff rutscht leicht auf der Kunststoffoberfläche und fühlt sich eher wie eine Synthetik-Socke an. An der Oberseite findet sich neben den üblichen Bedienelementen ein zentraler Knopf mit einem Telefonhörer, denn der L800HX lässt sich via DECT als Schnurlostelefon nutzen.

Die Ersteinrichtung der für iOS und Android erhältlichen App Gigaset L800HX ähnelt der eines Echo-Lautsprechers. Man wählt sich in das Netzwerk des Lautsprechers, um ihn danach ins eigene WLAN zu integrieren. Danach wird der Smartspeaker mit dem Alexa-Account verknüpft. Nach diesem Schritt verhält er sich zunächst wie jeder beliebige Echo-Klon: Per Sprache kann man direkt oder nach Installation bestimmter Skills alle von Alexa unterstützten Dienste nutzen oder Geräte im Smart Home steuern.

Seine Fähigkeiten spielt der Lautsprecher erst aus, wenn man ihn mit einer DECT-Basistation verbindet. Wir nutzten eine Fritzbox 7490, der L800HX kommuniziert prinzipiell aber mit allen Basisstationen nach DECT-Standard. In der Fritzbox meldet man ihn als Telefoniegerät an – über die Bedienoberfläche der Box oder durch das Drücken der DECT-Taste am Router. Übers Webinterface der Fritzbox kann man den Lautsprecher anschließend wie ein gewöhnliches DECT-Handteil konfigurieren. Man ordnet ihm eine Festnetznummer für ein- und abgehende Gespräche zu oder bestimmt Zeiten, in denen er gar nicht erst klingeln soll.

Eingehende Telefonanrufe signalisiert der Lautsprecher durch einen grün aufleuchtenden LED-Ring, parallel wird die Eingangsrufnummer angesagt. Ausgehende Telefonate kann man durch Einsprechen der Telefonnummer starten. Etwas umständlich ist das Einpflegen von Kontakten, denn der Lautsprecher ignoriert das in der Fritzbox hinterlegte Telefonbuch. Stattdessen muss man seine Kontakte mit Amazons Cloud-Service in der Alexa-App synchronisieren oder jede Nummer umständlich in Alexas Webinterface einpflegen. Ist man dazu bereit, genügt der Zuruf „Alexa, rufe Martin an“. Leider liegt Alexa auch während eines Telefonats auf der Lauer. Nennt man sie beim Namen, erwartet sie einen Befehl und hält den aktuellen Anrufer solange in Warteposition.

Klanglich muss sich der L800HX hinter dem aktuellen Echo nicht verstecken. Er liefert ordentlichen Sound, ersetzt aber keine HiFi-Anlage. Der L800HX bietet noch ein kleines Bonbon bei der Musikwiedergabe: Er gibt sich als DLNA-Renderer und kann über die App auf UPnP-AV-Server im Netz zugreifen – eine Funktion, die Amazons Echo-Originale schmerzlich vermissen lassen.

Die Freisprechqualität überzeugt. Obwohl Gigaset nur drei Richtmikrofone verbaut, kann man Gespräche locker aus drei Meter Distanz führen, ohne schreien zu müssen. Einziger Kritikpunkt: Der Mikrofon-Cluster macht bei Sprechpausen komplett dicht, sodass für die Gegenseite oft eine irritierende Stille eintritt.

Fazit

Tabelle
Tabelle: Gigaset Smartspeaker L800HX

Telefonieren über den Smart Speaker? Warum eigentlich nicht. Gerade in der Küche möchte man oft die Hände frei haben und Gigasets L800HX bietet anständigen Klang und eine gute Sprachqualität beim Telefonieren. Ginge es nur um die Musikwiedergabe, bekäme man für 200 Euro bei der Konkurrenz allerdings deutlich wohlklingendere Lautsprecher. Die Kontaktverwaltung ist ein Kreuz, allerdings ist hier Amazon gefragt, um das Durcheinander von App- und Web-Kontakten zu entwirren. (sha@ct.de)