c't 11/2019
S. 95
Kurztest
Papp-Bastel-Spiele

Papp-VR

Wir basteln uns eine VR-Brille: Mit Nintendos durchdachten Papp-Bastelbögen für die Switch klappt das reibungslos – und ist erstaunlich spaßig und abwechslungsreich.

Aufmacherbild

Rein gewichtstechnisch bietet Nintendos Labo-VR-Set viel für die 80 Euro Kaufpreis: Über zwei Kilo wiegt der riesige Karton mit Nintendos VR-Brillen-Bastel-und-Spielesammlung „Toy-Con 04 VR Kit“. Sie bleibt dem 2018 eingeführten Labo-Konzept treu und besteht primär aus Pappbögen mit ausgestanzten Bauteilen. Mit dem mitgelieferten Material bastelt man sich ein VR-Headset, in das man die Switch-Konsole einschiebt. Die Grundidee erinnert an Smartphone-Papp-VR-Halterungen à la Google Cardboard, wurde von Nintendo aber erstaunlich kreativ weiterentwickelt: Zusätzlich zur VR-Halterung liegen fünf unterschiedliche Bausätze zum an die Brille hängen im Karton: ein Elefantenrüssel, eine Kamera, ein Vogel, ein Windpedal und ein Raketenwerfer. Für jedes der Zusatzteile gibt es auf dem mitgelieferten Switch-Spielmodul thematisch passende Minispiele. Insgesamt sind 64 kleine Spielchen auf dem Modul. Die angekündigten VR-Spielvarianten für Zelda – Breath of the Wild und Super Mario Odyssey kamen erst nach Redaktionsschluss.

Bevor es allerdings ans Spielen geht, muss erst mal gebastelt werden – das ist zwar spaßig, aber auch ziemlich langwierig. Zwischen sieben und zwölf Stunden dauert der Aufbau aller mitgelieferten Spielzeuge. Am schnellsten hat man das VR-Headset-Grundmodul – Voraussetzung für die Nutzung aller anderen Module – zusammengefaltet. Nintendo gibt 30 bis 60 Minuten an, wir brauchten im Test etwa 40 Minuten. Der Raketenwerfer dauert am längsten: zwei bis drei Stunden. Zumindest für größere Kinder und Erwachsene sollte der Aufbau aber problemlos zu schaffen sein, die interaktive Anleitung ist liebevoll gestaltet und übersichtlich aufgebaut; sie befindet sich praktischerweise auf dem mitgelieferten Spielmodul. Die Pappteile sind sauber vorgestanzt und lassen sich mühelos aus den Bastelbögen heraustrennen.

Der VR-Bildeindruck ist besser als befürchtet: Das Headtracking funktioniert mit dem in die Konsole eingebauten Gyroskop recht latenzarm – zwischen Kopf- und entsprechender Bildbewegung vergeht also so wenig Zeit, dass das Gehirn glaubt, was es sieht. Allerdings erinnert das Bild qualitativ an einen Röhrenfernseher; schließlich bietet das Switch-Display lediglich eine Auflösung von 1280 × 720 Pixel – pro Auge sind das nur 640 × 720 Bildpunkte; und auf die guckt man auch noch mit Lupenlinsen. Was Nintendo allerdings aus der begrenzten Technik an Spielwitz herausholt, ist erstaunlich und tröstet über die geringe Auflösung hinweg. Alles in allem macht das Labo-VR-Kit mehr Spaß als viele „konventionelle“ Spiele – wenn man denn Lust auf stundenlanges Pappgefalte hat. (jkj@ct.de)

Tabelle
Tabelle: Labo: Toy-Con 04 VR Kit