c't 10/2019
S. 90
Kurztest
Wandernavi

GPS-Knochen

Das Wandernavi GPSMAP 66st von Garmin nutzt Galileo-Satelliten und gibt Rohdaten aus.

Aufmacherbild

Wandernavis mit herkömmlichem Display und Knopfbedienung stehen bei Spaziergängern, Radlern und Geocachern trotz der Annehmlichkeiten von Touchscreens hoch im Kurs. Denn solche Geräte verstellen sich weniger leicht, wenn sie am Rucksack baumeln oder wenn Regentropfen auf das Display klopfen.

Das GPSMAP 66st aus der vierten Generation der 60er-Reihe hat so ein normales Display. Das eckig wirkende 66st und das 50 Euro billigere Modell ohne Karte 66s liegen beide gut in der Hand, weil die Rückseiten abgerundet sind. Viel aus Garmins Zubehörpark lässt sich weiter verwenden, zum Beispiel Halterungen für den Rucksack oder fürs Rad. Es fehlen aber unverständlicherweise Akkus im Karton. Mit zwei herkömmlichen AA-Akkus kommt man auf 12 bis 14 Stunden Laufzeit, die bei dauerleuchtendem transflektivem Display, aktiver Datenverbindung und Routenführung auf rund 6 Stunden eindampfen. Gerade die gering anmutende, aber völlig ausreichende Bildpunktezahl von 240 × 400 Pixel hilft, Energie zu sparen.

Beim nach IPX7 wasserdichten Navi versteckt sich die Micro-USB-Buchse unter einer Gummiklappe auf der Rückseite. Daneben sitzt eine LED, die als Notbeleuchtung etwa zur Schlüsselsuche fungiert. Eine Antennenbuchse hat das 66st nicht. Um eine Vierwegewippe sind acht gummierte Tasten mit definiertem Druckpunkt angeordnet. Der Ein-/Ausschalter oben ruft bei kurzem Druck ein Schnellmenü auf.

Für Wanderungen nutzt das Navi bei der Routenwahl andere Wege als für Rennradtouren. Im Test fand es schnell eine Position, besonders wenn man auch Glonass- oder alternativ Galileo-Satelliten nutzt. Die Abweichungen an einem GPS-Messpunkt in Hannover betrugen mehrfach nur 2 bis 3 Meter. Auch die aufgezeichneten Tracks zeigten nur wenige Ausreißer, ebenso die Werte des barometrischen Höhenmessers. Auch der dreiachsig gelagerte Kompass war abseits großer Metallkonzentrationen zuverlässig.

Das 66st hat eine aus Open-Streetmap-Daten generierte und routingfähige Topo-Karte. Weitere Karten lassen sich im Gerät auf rund 14,4 GByte Speicherplatz sowie auf einer MicroSD-Karte installieren, eine lebenslange Flatrate für Birdseye-Luftbilder von Garmin ist im Kaufpreis enthalten. Kacheln mit bis zu 8,7 Kilometer Seitenlänge schiebt man per WLAN (2,4 GHz) aufs Gerät. In der Praxis klappte das lediglich mit kleineren Kacheln und nur, wenn die Bluetooth-Funktion abgeschaltet war.

Auch andere Infos, etwa Routen, Tracks, Geocaches und Wetterinfos, kann das 66st übers Internet beziehen. Seltsam ist, dass man zum Überspielen von Tracks vom Smartphone aus auf Fremd-Apps wie GPX-Importer oder neuerdings auch Komoot zurückgreifen muss. Insgesamt waren die Smartphone-bezogenen Funktionen nicht ganz stabil und teils noch etwas umständlich.

Interessant ist die Möglichkeit, Rohdaten von GPS, Glonass und Galileo zu verarbeiten. Die Rohdaten im verbreiteten Rinex-Format lassen vielfältige Auswertungen der Empfangssituation zu – eine Spielweise für Experimente. (mil@ct.de)

Tabelle
Tabelle: Garmin GPSMAP 66st