MIT Technology Review 5/2023
S. 53
Report
Kolumne

Sagt die Apokalypse ab!

Damit dystopische Zukunftsszenarien nicht zu selbsterfüllenden Prophezeiungen werden, brauchen wir neue Erzählungen über die Zukunft: gerecht, hoffnungsvoll und nachhaltig.

Ich bin Optimistin. Trotzdem finde ich es zurzeit unverhältnismäßig schwer, mir positive Zukünfte auszumalen. Mich begleitet das immer gleiche Gefühl: Von hieraus geht es bergab. Die menschengemachte Klimakrise zerstört den Planeten, Tech-Firmen werden immer mächtiger, Wohnen ist bald unbezahlbar. Ein Großteil meiner Zukunftsszenarien fußt auf Schadensbegrenzung, nicht auf kühnen Utopien.

Schadensbegrenzung, das kenne ich nur zu gut aus meiner aktivistischen Arbeit zum Thema Digitalisierung. Ich bin tagein, tagaus damit beschäftigt, den größtmöglichen Schaden abzuwenden: Diskriminierung, Überwachung, you name it. Die Tech-Konzerne haben lange die Gegenposition dazu eingenommen. Sie haben uns erzählt, wie toll die Zukunft mithilfe ihrer Produkte für uns alle wird. Doch der Wind hat gedreht. Inzwischen vergeht keine Woche mehr, in der Tech-Konzerne uns nicht vor übermächtigen KI-Systemen und einer dystopischen Zukunft warnen, anstatt große Utopien zu verkünden.