MIT Technology Review 1/2023
S. 60
Report
Soziale Medien

Mastodon statt Musk

Seit Elon Musk Twitter gekauft hat, gewinnt das Fediverse enorm an Popularität. Allerdings sind Dienste wie Mastodon, Friendica oder Peertube nicht für den Ansturm von Millionen Nutzern ausgelegt. Aber es gibt Ansätze, diese Probleme zu lösen, ohne die Idee hinter dem Fediverse zu verraten.

Eva Wolfangel

Alles begann mit seinem letzten Geburtstag: Zahlreiche Menschen gratulierten Aral Balkan auf dem Microblogging-Dienst Mastodon. 28 000 Menschen folgen Balkan dort. Der Programmierer und Aktivist ist bekannt als Gründer der Small Web Foundation und hat ein großes Netzwerk. „Ich konnte es nicht lassen, jedem ein Danke zurückzuschicken“, erklärt Balkan – und damit begann die ganze Misere: „Tausend Mal ‚danke‘ – und ich konnte nichts mehr schreiben.“ Seine Follower markierten seine Antwort mit einem kleinen Sternchen oder antworteten gar erneut – das alles führte zu einer Kaskade, die so viel Verkehr erzeugte, dass Balkan sich damit selbst unabsichtlich eine DDoS-Attacke zum Geburtstagsgeschenk gemacht hat.

Balkan betreibt seinen eigenen Mastodon-Server. Der Dienst ist Teil des sogenannten Fediverse. Der Begriff ist ein Kofferwort aus der englischen Bezeichnung „Federated Universe“, also „föderiertes Universum“. Es besteht aus der Bündelung sozialer Netzwerke, die sich als Alternative zu den großen Netzwerken wie Twitter, Instagram oder Facebook verstehen. Sie sind dezentral organisiert und in der Regel Open Source.