Make Magazin 3/2023
S. 3
Make
Editorial

Keep it simple and stupid

Neulich habe ich ein Projekt spaßeshalber auf dem BASIC-Computer Color Maximite 2 (CMM2, vorgestellt in Make 5/20) programmiert (auf S. 113 haben wir mit dem Agon Light einen ähnlichen Ansatz getestet). Ich wollte mit einem Stromsensor INA219 die Stromaufnahme eines Odroid XU4 vom Booten bis zum Betrieb protokollieren und auch gleich grafisch darstellen, um für den Betrieb mit einem Akkupack den richtigen Step-Down-Wandler auszuwählen. I2C-Unterstützung ist im CMM2 gleich integriert und dank des PIXEL-Befehls war der Stromverlauf schnell geplottet.

Ich war verblüfft, wie schnell und einfach ich zum Ziel kam. Auf Grundlage von Carsten Meyers Artikel „Digital filtern und oszillieren“ aus der Make 6/22 habe ich gleich noch mehrere Arten von Tiefpassfiltern durchprobiert und die resultierenden Messkurven parallel dargestellt. Und wo ich schon dabei war, habe ich noch mit digitalen Oszillatoren rumexperimentiert. Was soll ich sagen, ich hatte schon sehr lange nicht mehr soviel kreativen Spaß beim Programmieren – ohne Compiler und Linker, ohne Fehlermeldungen wegen fehlender Module oder nachzuinstallierender Crates.

Trotz allen Spaßes hatte ich einen negativen Gedanken im Kopf: Hauptsache, das sieht jetzt keiner, dass ich in BASIC programmiere! Warum? Weil BASIC unter vielen Programmierern verpönt ist. Es gilt als niedere Sprache für blutige Anfänger, lässt unstrukturierten Spaghetti-Code zu, kann keine Rekursion (auch wenn das eigentlich nur Schulbuchglück ist) und so weiter. Ich kann zwar C und Pointer, kenne viele Sprachkonstrukte in C++ bis Version 11 und nutze in Python Iteratoren, Lambda-Funktionen sowie Dekoratoren und lerne gerade Rust.

Aber wie sagt man so schön: Richtig angekommen bin ich in diesen Sprachen nie. Ich bekenne öffentlich: Ich liebe BASIC, am besten in Kombination mit Assembler. Ich weiß, dass es vielen Lesern als Hobbyprogrammierern ähnlich geht: Die Sehnsucht nach Einfachheit einer Sprache, um sich auf das eigentliche Problem konzentrieren zu können, statt erst komplizierte Konstrukte einer Sprachen bändigen zu müssen.

In welcher Sprache programmieren Sie am liebsten? Welche würden Sie gerne hier in der Make erklärt bekommen? Oder wünschen Sie sich Best Practices zu C oder Python? Schreiben Sie uns – abschätzige Blicke wegen Ihrer Lieblingssprache brauchen Sie von uns nicht zu befürchten. Apropos öffentliche Geständnisse: Wussten Sie, dass das Wort „Professor“ aus dem Lateinischen „pro fateri“ für „sich bekennen“ abgeleitet ist?

Happy Hacking!

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Daniel Bachfeld

Daniel Bachfeld