c't 5/2024
S. 38
Aktuell
Prozessoren

Bit-Rauschen

Raspberry Pi will an die Börse

Die Firma Raspberry Pi Limited plant den Börsengang. Intel kommt bei KI nicht aus dem Quark, AMD wohl schon. Die Broadcom-Aktie boomt trotz oder wegen Kahlschlags bei VMware-Lizenzen.

Von Christof Windeck

Die Firma Raspberry Pi Limited entwickelt die beliebten Raspis und lässt sie vorwiegend bei der walisischen Fertigungssparte des japanischen Konzerns Sony produzieren. Raspi Ltd. ist eine 91-prozentige Tochter der gemeinnützigen Raspberry Pi Foundation. Die Stiftung hat sich vor allem die (Aus-)Bildung von Schulkindern, Berufsschülern und Studierenden auf die Fahne geschrieben. Der Börsengang der Hardwaretochter soll das Vermögen der Stiftung so stark erhöhen, dass sich die Bildungsaktivitäten verdoppeln lassen.

An Raspi Ltd. sind schon bisher Dritte beteiligt, etwa die britische Firma ARM, deren CPU-Kerne in den Raspi-Chips stecken. Auch an wichtige Mitarbeiter vergibt die Raspi Ltd. Anteile als Gratifikationen. Der Börsengang könnte einige hundert Millionen britische Pfund einbringen. Im Interview mit Ars Technica beteuert Raspi-Mastermind Eben Upton, das Initial Public Offering (IPO) an der Londoner Börse habe keine Auswirkungen auf Ausrichtung und Ziele der Raspi-Entwickler.

Mit dem KI-Beschleuniger Instinct MI300X mit 192 GByte RAM und 750 Watt scheint AMD ein würdiger Gegner der Nvidia H100 gelungen zu sein., Bild: AMD
Mit dem KI-Beschleuniger Instinct MI300X mit 192 GByte RAM und 750 Watt scheint AMD ein würdiger Gegner der Nvidia H100 gelungen zu sein.
Bild: AMD

KI-Schmerzen

Am KI-Hype verdient die Firma Nvidia Milliarden, vor allem mit dem Verkauf teurer Rechenbeschleuniger wie A100 (Ampere) und H100 (Hopper). Diese eignen sich zum Training gigantischer KI-Modelle und kommen mit der wohl ausgereiftesten Softwareunterstützung im Vergleich zur Konkurrenz. Logischerweise wollen viele andere Hardwarehersteller ebenfalls am KI-Hype verdienen und AMD scheint mit der starken Instinct MI300X nun endlich der Angriff zu gelingen: Im laufenden ersten Quartal 2024 plant die AMD-Serversparte 3,5 Milliarden US-Dollar Umsatz, also das 2,7-Fache als vor einem Jahr.

Ganz anders sieht es bei Intel aus, die Serversparte schaffte im vierten Quartal 2023 bloß 4 Milliarden US-Dollar Umsatz und erwartet, dass die Geschäfte im ersten Quartal 2024 noch im „zweistelligen Prozentbereich“ schrumpfen – also fast auf das Niveau des viel kleineren Konkurrenten AMD. Mit dem gigantischen „Ponte Vecchio“-Beschleuniger aus fast 50 Chiplets setzte Intel aufs völlig falsche Pferd, denn für KI wird er offenbar kaum genutzt. Kein Wunder, dass der 2017 für viel Geld von AMD abgeworbene Raja Koduri, der das ambitionierte Programm für die Xe-GPU-Technik aufgebaut hatte, Intel längst wieder verlassen hat. Die 2016 zugekaufte KI-Firma Nervana verschwand ebenfalls im Orkus und auch die aktuellen Gaudi2-Chips von Habana hinken dem KI-Markt noch immer hinterher.

Sowohl AMD als auch Intel betonen aber, dass sie viele „normale“ Epyc- und Xeon-CPU fürs KI-Inferencing in Rechenzentren verkaufen. Laut Intel wird rund ein Drittel der aktuell verkauften Xeon-Chips ausdrücklich dafür genutzt. Nun ruhen Intels Hoffnungen auf neuen Xeons mit viel mehr Kernen und AMX-Einheiten, doch auch AMD will mit den „Turin“-Epycs mit Zen-5-Kernen noch in diesem Jahr eine Schippe drauflegen.

Anders als bei AMD lief es bei Intels PC- beziehungsweise Mobilprozessoren ziemlich gut, jedenfalls wenn man den 2023 weiter geschrumpften PC-Markt berücksichtigt. Immerhin standen am Ende des Intel-Jahres 2023 noch 1,7 Milliarden US-Dollar Gewinn, bei AMD war es mit 854 Millionen US-Dollar ziemlich genau die Hälfte. Die Firma AMD hatte Anfang Februar einen Börsenwert von 284 Milliarden US-Dollar, rund 100 Milliarden mehr als Intel.

Vom KI-Boom profitieren auch Tech-Unternehmen, von denen man es auf den ersten Blick gar nicht denken würde. So konnte etwa Broadcom seinen Börsenwert seit Anfang 2020 auf mehr als das Fünffache steigern, mit 587 Milliarden US-Dollar liegt er derzeit höher als der von AMD und Intel zusammen. Doch im Vergleich zu Börsengiganten wie Microsoft (3 Billionen), Apple (2,9 Billonen), Alphabet/Google (1,8 Billionen) und Nvidia (1,7 Billionen) sind das eher Peanuts. Die Broadcom-Anleger scheinen den Kahlschlag im Angebot der 2023 von Broadcom für 61 Milliarden US-Dollar übernommenen Firma VMware gutzuheißen, obwohl er manche kleineren VMware-Partnerfirmen in den Abgrund zu stürzen droht. Und die bei Heimserverbastlern beliebte, kostenlose Lizenz für den Hypervisor ESXi steht wohl ebenfalls vor dem Aus. (ciw@ct.de)

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