c't 4/2024
S. 24
Titel
IT-Arbeitsmarkt: KI im Recruiting
Bild: Andreas Martini

Technik mit Tücken

Wenn KI-Verfahren Job und Bewerber verbandeln sollen

Firmen suchen händeringend Fachkräfte, während mögliche Bewerber von der Menge an Stellenanzeigen in Jobportalen überfordert sind. Künstliche Intelligenz kann helfen, Job und Suchenden zusammenzubringen – aber auch Chancen verbauen. Wer die Technik durchschaut und für sich einspannt, fällt nicht so leicht durchs Raster.

Von Andrea Trinkwalder

Überall dort, wo sich der Mensch mit Entscheidungen schwertut, sind vermeintliche Heilsbringer in Form von künstlicher Intelligenz nicht weit, auch im Recruiting. Die Technik verspricht einen nüchternen, aus Tausenden Daten gewonnenen Blick auf Bewerber und deren Fähigkeiten, ganz anders als der voreingenommene Mensch. Sie soll keine Vorurteile haben, nicht ermüden und dem souverän wirkenden Bewerber im (Video-)Interview tief in die Seele blicken können. So preisen Hersteller ihre Produkte zumindest gerne an. Doch viele Methoden sind wissenschaftlich nicht fundiert und mit der Neutralität hapert es bisweilen mehr als beim Menschen, weshalb die Automatisierung des Recruitings von der Gesellschaft recht skeptisch beäugt wird: Kritiker befürchten, dass Menschen einem intransparenten Verfahren ausgesetzt werden, das über ihre Zukunft entscheidet – und dass bestimmte Individuen oder Gruppen aufgrund systematischer Fehler und Verzerrungen nicht nur bei einer Firma abgelehnt werden, sondern flächendeckend.

Doch nicht jeder Algorithmus ist eine Black Box und nicht jeder automatisierte Prozess mündet in eine ausschließlich maschinell getroffene Entscheidung. Wir geben einen Überblick über die verschiedenen Spielarten des sogenannten Robo-Recruitings, die wissenschaftliche Grundlage verschiedener Verfahren und in welchen Phasen der Bewerbung sie überhaupt zum Einsatz kommen. Auf Grundlage dieses Wissens können Bewerber zumindest das Risiko minimieren, gleich durchs erste grobe Raster zu fallen. Die Herangehensweise ähnelt der von Website-Betreibern praktizierten Search Engine Optimization, die ihre Inhalte so präparieren, dass sie bei Eingabe bestimmter Begriffe möglichst weit oben in den Suchergebnissen auftauchen. Nach diesem Vorbild können auch Bewerber Lebenslauf und Anschreiben in KI-gerechter Sprache formulieren – oder sich gleich von einer Sprach-KI helfen lassen.

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