c't 1/2024
S. 114
Wissen
Kryptowährungen
Bild: Sam Barnes / Web Summit / Sportsfile / CC BY 2.0 Deed

„Kryptowährungen bringen der Gesellschaft keine Vorteile“

Interview: Molly White über die Zukunft der Blockchain-Branche

Die Bloggerin Molly White dokumentiert die Pleiten und Betrügereien von Blockchain-Firmen. Wir haben sie gefragt, wie es nach den jüngsten prominenten Fällen mit der Branche weitergeht und ob sie Kryptowährungen auch irgendetwas Positives abgewinnen kann.

Von Sylvester Tremmel und Christian Wölbert

c’t: Vor einem Jahr kollabierte die Kryptobörse FTX, vor ein paar Monaten wurde ihr Gründer Sam Bankman-Fried wegen Betrugs verurteilt und nun hat sich auch noch Binance, die größte Kryptobörse der Welt, wegen verschiedener Straftaten schuldig bekannt. Dennoch ist der Bitcoin-Kurs in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Wie um alles in der Welt kann das sein, Frau White?

Molly White: Die Kurse von Kryptowährungen sind oft von der Realität abgekoppelt. Sie werden vor allem von Narrativen beeinflusst. Und zuletzt hat die Kryptoindustrie das Narrativ etabliert, dass es bald einen Bullrun [siehe Kasten auf Seite 117, Anm. d. Red.] geben wird, weil angeblich bald Bitcoin-Spot-ETFs in den USA zugelassen werden. Demzufolge werde das eine riesige Welle frisches Geld in die Kryptowelt spülen, und man müsse jetzt schnell noch Bitcoin oder andere Kryptowährungen kaufen, bevor die Kurse wieder durch die Decke gehen. Diese Erzählung scheint zu wirken, zumindest im Moment.

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