c't 9/2023
S. 146
Wissen
Internet-Suchindex
Bild: KI Midjourney | Bearbeitung: c't

Basis für tausend Suchmaschinen

Die EU will bis 2025 einen öffentlichen Web-Index aufbauen

Muss es denn immer Google oder Bing sein? Mit dem Projekt OpenWebSearch will die EU ihre Souveränität im Internet schützen. Das Ziel ist ein frei zugängliches Webverzeichnis, das diverse Suchmaschinen und Sprachmodelle füttert und einen Boom neuer Webdienste auslösen soll.

Von Arne Grävemeyer

Wer im Web etwas sucht, der googelt in den allermeisten Fällen, seltener befragt er Microsofts Suchmaschine Bing. Einige kleinere Suchmaschinen generieren ihre Ergebnislisten zu einem wesentlichen Teil mithilfe der Web-Indexe von Google (Startpage) oder von Bing (DuckDuckGo, Ecosia, MetaGer, Neeva, Qwant, You.com). Nachdem Yahoo in Bing aufgegangen ist, gibt es weltweit neben den beiden amerikanischen Suchindexen nur noch zwei weitere Angebote in einer vergleichbaren Größenordnung. Das sind Yandex aus Russland sowie Baidu aus China, und beide haben in der westlichen Welt eine deutlich geringere Relevanz.

Wie groß die Abhängigkeit von Google und Bing mittlerweile ist, hat Microsoft den Suchmaschinenbetreibern gerade vorgeführt. Im Februar hat der Konzern seine Abomodelle für das Bing-API deutlich verteuert, je nach Nutzungsmodell auf das Drei- bis Zehnfache der bisherigen Kosten. Zudem warnen Wissenschaftler wie der amerikanische Psychologe Robert Epstein bereits seit 2015 vor dem Search Engine Manipulation Effect, wonach marktbeherrschende Suchmaschinen durch ihr Ergebnis-Ranking in der Lage sind, die Meinungsbildung in der Demokratie zu beeinflussen [1].

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