c't 7/2023
S. 184
Story
Neurospace
Bild: KI Midjourney | Bearbeitung c’t

Neurospace

Die volkstümliche Vorstellung vom „Cyberspace“ verbindet sich gern mit beeindruckenden Filmszenen von rasanten Flügen in surreal gestalteten virtuellen Umgebungen. Das ist jedoch geradezu ein Klacks gegen das, was geeignete Technik den geneigten Forscher erleben lässt, der völlig fremdartige Träume erkundet.

Von Vlad Hernández

Gleißendes Elektronenlicht explodiert als weißes Rauschen in meinem Thalamus und erschüttert mein Sensorium. Mein Gehirn macht aus dem brennenden Schwindel einen heißen Phosphenregen, während ich durch ein Labyrinth aus Schatten jage.

„Doucement, doucement“, flüstert Valérie, körperlos, im selben Tonfall, in dem sie mich sonst bittet, ihren Rhythmus aufzunehmen, wenn wir uns lieben – allerdings redet sie gerade mit der Software, die das Immersions-Interface steuert. Die graue Wirklichkeit gehorcht der Aufforderung, fängt sich und verlangsamt den Abstieg. Neben mir leuchtet Valéries Avatar wie ein Glühwürmchen, das sich langsam inmitten einer rätselhaften, larvenhaften Stille um sich selbst dreht.

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