c't 7/2023
S. 178
FAQ
Debitkarten

FAQ

Debitkarten

Immer öfter geben Banken Debitkarten von Visa und Mastercard aus anstelle der deutschen Girocard („EC-Karte“), zudem hat Mastercard sein „Maestro“-System abgekündigt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den alten und neueren Karten.

Von Markus Montz

Ende der Girocard?

Ich habe gehört, dass die Girocard alias „EC-Karte“ im Sommer 2023 abgeschafft wird. Stimmt das?

Nein, solche Meldungen in Fernsehen, Online- und Printmedien sind falsch. Die Girocard bleibt erhalten. Viele Kreditinstitute, darunter auch Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken, wollen sie weiterhin als Standardkarte zu ihren Girokonten ausgeben. Abgeschafft wird ein Zweitsystem („Co-Badge“) namens „Maestro“, das sich auf vielen Karten befindet. Darüber konnte man bisher mit der Girocard auch außerhalb von Deutschland weltweit an Ladenkassen bezahlen und an Bankautomaten Bargeld ziehen. Maestro ist aber nicht sofort weg: Es werden ab Juli bloß keine Karten mit Maestro-Zweitsystem mehr ausgestellt. Bereits vorhandene Karten können Sie weiterhin im Ausland benutzen, bis Ihre Bank diese austauscht.

Nur mithilfe von Zweitsystemen auf Ihrer Girocard, die Sie an den Logos von „Maestro“ oder „V Pay“ erkennen, können Sie mit der Karte bisher im Ausland zahlen. Man spricht von „Co-Badge“.
Nur mithilfe von Zweitsystemen auf Ihrer Girocard, die Sie an den Logos von „Maestro“ oder „V Pay“ erkennen, können Sie mit der Karte bisher im Ausland zahlen. Man spricht von „Co-Badge“.

Girocard nicht auslandstauglich?

Das heißt, ich kann mit einer Girocard nicht mehr im Ausland bezahlen?

Wenn es eine „reine“ Girocard ist, geht das nicht. Die Girocard als solche funktioniert nur in Deutschland und in wenigen ausländischen Geschäften, meist in Grenznähe. Anderenfalls braucht sie ein Zweitsystem. Neben Maestro, das Mastercard betreibt, gibt es noch „V Pay“ von Visa. V Pay ist auf Europa beschränkt.

Mittlerweile geben einige Sparkassen ihren Kunden Karten aus, die als Zweitsystem eine sogenannte Debitkarte von Mastercard oder Visa bekommen haben. Diese erkennen Sie am jeweiligen Symbol und der zusätzlichen 16-stelligen Kartennummer. Diese Karten funktionieren nicht nur weltweit in Läden und an Automaten, sondern auch wie eine Kreditkarte im Internet.

Was bedeutet „Debitkarte“?

Was ist überhaupt eine „Debitkarte“ und was der Unterschied zur Kreditkarte?

„Debit“ bedeutet „Belastung“. Wenn Sie mit einer Debitkarte bezahlen, belastet das kartenausgebende Kreditinstitut den Betrag direkt Ihrem Girokonto und rechnet ihn spätestens nach ein paar Tagen ab. Nach diesem Prinzip funktioniert auch die Girocard, die technisch und rechtlich deshalb ebenfalls zu den Debitkarten zählt. Bei einer Kreditkarte gewährt die Bank Ihnen hingegen einen Kredit für den Zahlungsbetrag. Jede Zahlung sammelt sie dazu auf einem Kreditkartenkonto. Diesen Kredit bucht sie meistens einmal im Monat komplett oder ratenweise von Ihrem Girokonto ab.

In Deutschland ist die Girocard, früher „EC-Karte“, am gebräuchlichsten (links). Weitere Debitkarten laufen über Visa (Mitte) und Mastercard (rechts).
In Deutschland ist die Girocard, früher „EC-Karte“, am gebräuchlichsten (links). Weitere Debitkarten laufen über Visa (Mitte) und Mastercard (rechts).

Unterschiede zwischen Debitkarten

Was ist dann der Unterschied zwischen einer Girocard und einer Debitkarte von Mastercard oder Visa?

Es handelt sich um drei verschiedene Zahlungsnetzwerke mit unterschiedlichen Betreibern. Hinter dem Girocard-System stehen die meisten deutschen Banken und Sparkassen. An das Netzwerk angebunden haben sich fast nur Ladengeschäfte und Banken (samt Geldautomaten) in Deutschland. Lediglich mit den Girocards der Sparkassen kann man mithilfe von Apple Pay auch zuverlässig im Onlinehandel zahlen [1].

Die Zahlungsnetzwerke von Visa und Mastercard umfassen Banken sowie Händler auf der ganzen Welt. Die Debitkarten für diese Netzwerke funktionieren genau wie deren Kreditkarten nicht nur in Läden und an Geldautomaten, sondern darüber hinaus auch uneingeschränkt im Onlinehandel: Genau wie bei der Kreditkarte geben Sie beim Online-Bezahlen mit einer Debitkarte von Mastercard und Visa Ihren Namen, die 16-stellige Kartennummer, das Ablaufdatum und eventuell den dreistelligen Code auf der Kartenrückseite ein. Anschließend authentifizieren Sie sich bei Bedarf mit „3-D Secure“ über Ihre Bank.

Hilfe bei Problemen

Wo bekomme ich Hilfe, wenn ich Fragen oder Reklamationen habe?

Ihr Ansprechpartner ist stets die „kartenausgebende“ Bank („Issuer“), von der Sie die Karte erhalten haben. Sie wickelt auch alle Zahlungen mit der Karte ab und kümmert sich um Anträge auf Rückerstattung (Chargeback), wenn etwas schief gelaufen ist [2]. Deshalb finden Sie auf den Karten stets das Logo Ihrer Bank und das des Zahlungsnetzwerks aufgedruckt.

Möglichkeiten ohne Maestro

Was machen die Banken ohne Maestro?

Wenn Maestro nicht mehr verfügbar ist, gibt es mehrere Möglichkeiten. Option eins: Ihre Bank nutzt als Co-Badge V Pay, das Visa zumindest bisher nicht abgekündigt hat. Option zwei: Ihre Bank gibt reine Girocards zum Girokonto aus. Wenn Sie ins Ausland reisen, müssen Sie eine zusätzliche (meist kostenpflichtige) Debit- oder Kreditkarte bei Ihrer Bank oder einem Fremdanbieter beantragen.

Option drei: Sie bekommen von Ihrer Bank standardmäßig eine Debitkarte von Visa oder Mastercard. Damit können Sie in Deutschland und im Ausland bezahlen, im Laden und online – allerdings könnten Sie hierzulande immer mal auf Händler und in sehr seltenen Fällen auch auf Geldautomaten stoßen, die nur die Girocard akzeptieren. Gelegentlich gibt es auch bei Reservierungen Probleme, dazu gleich mehr. Variante vier: Ihre Bank gibt eine Girocard heraus, die mit dem Co-Badge einer Visa- oder Mastercard-Debitkarte versehen ist. Sie vereint die jeweiligen Vorteile auf einer Karte und Sie können damit auch im Onlinehandel bezahlen.

Warum machen Banken das?

Warum gibt meine Bank Girocards respektive Visa- oder Mastercard-Debitkarten aus?

Darüber entscheidet das liebe Geld. Die Karten herzustellen kostet die Banken etwas. Zahlen Sie damit an der Kasse, fließen unterschiedlich hohe Gebühren vom Händler an die Bank. Mit Visa und Mastercard nehmen die Banken außerdem Entgelte aus dem wachsenden Onlinehandel ein, wo die Girocard bisher nur selten funktioniert. Zudem locken Visa und Mastercard die Kreditinstitute mit finanziellen Anreizen.

Smartphone und Smartwatch

Kann ich meine Debitkarte in einem Wallet hinterlegen und kontaktlos an der Ladenkasse zahlen?

Ja, jedenfalls technisch. Jede Bank oder Sparkasse entscheidet aber selbst, ob sie ihren Kunden diese Möglichkeit anbietet (eine Liste finden Sie unter ct.de/yvyq). Grob gesagt funktionieren Visa- und Mastercard-Debitkarten der meisten Banken und Sparkassen in Deutschland mit dem Apple Wallet. Als Sparkassenkunde können Sie dort außerdem die hauseigene Girocard hinterlegen, mit den Girocards anderer Banken klappt das aber bislang nicht.

Das Wallet von Google unterstützen weniger Häuser. Insbesondere fehlen Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken, da sie für Android-Handys eigene Wallets entwickelt haben. Außerdem können Sie im Google Wallet nur Debitkarten von Visa und Mastercard unterbringen, bisher aber keine Girocards.

Als PayPal-Kunde können Sie aber auch dann per Google Pay bezahlen, wenn Ihre Bank es nicht unterstützt: In der PayPal-App auf dem Handy legen Sie dazu eigens für Google Pay eine virtuelle Mastercard-Debitkarte an. Zahlungen zieht PayPal von Ihrem PayPal-Konto ein. Alternativ hilft (auch bei Apple Pay) eine virtuelle Prepaid-Karte von „VIMpay“.

Läden verweigern Visa und Mastercard

Warum akzeptieren manche Geschäfte Visa und Mastercard nicht?

Grundsätzlich darf jeder Händler – von der Pommesbude bis zur Supermarktkette – selbst bestimmen, welche Bezahlarten er seinen Kunden anbietet. Die Entscheidung hängt vor allem von den Gebühren ab, die der Händler für jede Kartenzahlung entrichten muss. Den Kuchen teilen sich seine Bank, sein Zahlungsabwickler und die Kundenbank; bei Visa und Mastercard will auch das Kartennetzwerk etwas abhaben.

Debitkarten von Visa und Mastercard sind durchweg teurer als die Girocard und kosten Händler etwa 0,7 bis 1,0 Prozent des Umsatzes, online etwa das Doppelte. Hinzu kommt oft ein Sockelbetrag von einigen Cent. Für eine Girocard-Zahlung im Laden müssen Händler mit bis zu 0,25 Prozent plus Sockelbetrag kalkulieren, im allmählich zunehmenden Onlinegeschäft etwas mehr. Kleine inhabergeführte Geschäfte nehmen oft nur die Girocard, da sie ihre Gewinnmarge weniger stark anknabbert. Kunden sollten dabei bedenken, dass die Händler die Entgelte in einer Mischkalkulation auf ihre Produktpreise aufschlagen.

Geldautomaten

Meine Debitkarte von Visa respektive Mastercard funktioniert nicht am Geldautomaten. Was ist da los?

In den meisten Fällen dürfte es sich um einen vorübergehenden Fehler handeln. Auf Anfrage versicherten uns die deutschen Banken und Sparkassen, dass es an ihren Automaten keine generellen Beschränkungen für bestimmte Kartentypen gibt. Das ist plausibel, da sie Entgelte kassieren, wenn jemand mit einer institutsfremden Karte Geld abhebt. Grundsätzlich kann aber jedes Institut selbst bestimmen, ob es auch Inhabern von Visa- und Mastercard-Debitkarten Bargeld am Automaten auszahlt. Insbesondere bei den regional organisierten Sparkassen und Genossenschaftsbanken bleibt daher ein Rest Unsicherheit, ob wirklich jeder Automat uneingeschränkt Zugriff gewährt.

Girocard online nutzen

Warum kann ich mit meiner Girocard nicht online bezahlen?

Die polemische Antwort: Weil die deutschen Banken und Sparkassen es lange verschlafen haben, die Girocard für den E-Commerce zu ertüchtigen. Es gibt aber seit Kurzem eine Ausnahme. Wenn Sie eine Girocard einer Sparkasse sowie ein iPhone, iPad oder einen neueren Mac besitzen, können Sie die Karte im Apple Wallet hinterlegen. Damit können Sie bei allen Onlinehändlern zahlen, die Apple Pay als Bezahlart anbieten [1].

Die Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken wollen ihren Kunden außerdem in Kürze eine digitale Girocard für Android-Smartphones anbieten. Um damit zu zahlen, müssen Sie sich im Onlinebanking für Giropay registrieren und die Giropay-App auf dem Handy installieren. Zusätzlich benötigen Sie die App „Mobiles Bezahlen“ der Sparkassen oder „VR Pay“ der Volks- und Raiffeisenbanken und müssen darin eine Girocard hinterlegen.

Kautionen

Wieso will ein Hotel mit meiner Debitkarte von Visa oder Mastercard kein Zimmer reservieren?

Für Reservierungen und Kautionen blocken Hotels oder Autovermietungen einen Betrag im Rahmen des Karten- oder Kontolimits. Bei Kreditkarten belastet die Bank dem Kunden den Betrag als Kredit und schreibt dem Händler das Geld bereits gut, bevor sie die Kreditkartenrechnung vom Konto abbucht. Ist das Konto nicht gedeckt, muss sich die Bank das Geld vom Kunden holen.

Bei einer Debitkarte kann es passieren, dass das Konto des Kunden zwischen Zahlung und Abbuchung in die Unterdeckung rutscht. Der Kunde hat die Leistung dann womöglich schon erhalten, nun muss aber das Hotel oder die Vermietung dem Geld hinterherlaufen. Daher lehnten solche Dienstleister Debitkarten lange Zeit ab und verlangten eine Kreditkarte. Mittlerweile hat sich das Verfahren eingespielt und die Akzeptanz von Debitkarten ist stark gestiegen.

Keine kontaktlose Zahlung mit Kombikarten

Warum kann ich mit meiner Sparkassen-Kombikarte (Girocard und Mastercard Debit) an manchen Kassen nicht kontaktlos zahlen?

Höchstwahrscheinlich ist das Kassenterminal noch nicht darauf vorbereitet. Wie uns die Sparkassen mitteilten, stellt der Händler respektive dessen Zahlungsdienstleister in der Regel eine Präferenz für Karten mit Co-Badge ein. In Deutschland ist das stets die für ihn kostengünstigere Girocard. Ohne Vorkonfiguration weiß das Terminal aber nicht, was es tun soll. Eventuell kann die Kassenkraft nachhelfen. Wenn nicht, müssen Sie die Karte ins Terminal stecken. Dann können Sie auswählen, ob Sie per Girocard oder Mastercard bezahlen möchten, und geben anschließend die PIN ein. Die meisten Terminals sind aber bereits auf die Kombination aus Girocard und Debitkarte von Mastercard oder Visa vorbereitet, der Rest dürfte mit den nächsten Softwareupdates folgen.

Übrigens: Bei einer Girocard mit Co-Badge können Sie der Kassenkraft vor (!) der Zahlung immer mitteilen, ob Sie lieber die Girocard oder das Co-Badge-Netzwerk nutzen möchten. Für Sie macht das preislich keinen Unterschied.

Die neuen Girocards mit Visa oder Mastercard Debit als Co-Badge (erkennbar an der 16-stelligen Kartennummer) bereiten gelegentlich noch Probleme beim kontaktlosen Bezahlen. , Bild: Finanz Informatik
Die neuen Girocards mit Visa oder Mastercard Debit als Co-Badge (erkennbar an der 16-stelligen Kartennummer) bereiten gelegentlich noch Probleme beim kontaktlosen Bezahlen.
Bild: Finanz Informatik

TAN-Generator

Funktionieren im TAN-Generator anstelle der Girocard auch Debitkarten von Visa und Mastercard?

Nein, grundsätzlich nicht. Stellt Ihre Bank um, haben Sie ein Problem, zum Beispiel als Kunde der DKB: Sie bietet das chipTAN-Verfahren mit ihren Girocards für das Onlinebanking noch an, gibt aber als Standard eine Visa-Debitkarte aus. Die Girocard bekommen Sie nur noch auf Anfrage und kostenpflichtig [3].

Sicherheit

Was ist sicherer, Girocard oder Visa und Mastercard?

Technisch gibt es keinen Unterschied: Alle drei nutzen für ihre Karten die bisher nicht geknackten Kryptochips nach dem EMV-Standard. Größere Zahlungen müssen Kunden zudem durch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung absichern. Besonders sicher sind Zahlungen mit einem gut geschützten Smartphone [4]. Auch im E-Commerce, der vor allem Visa und Mastercard betrifft, ist das Sicherheitsniveau hoch. Deshalb versuchen Betrüger dort vor allem, die Nutzer selbst zu Fehlern zu verleiten. Da man die Girocard im Onlinehandel bisher kaum antrifft, wird sie auch selten zum Ziel. Speziell für Apple Pay gibt aber auch Maschen, die auf Girocard-Nutzer abzielen [5].

Datenflüsse

Wohin fließen meine Daten?

Das kommt darauf an. Bei der Girocard bleiben die Daten auf deutschen Bankservern, bei Zahlungen mit Visa und Mastercard können Daten auf Servern in den USA landen. Weitere Akteure wie Apple und Google kommen bei Smartphone-Zahlungen ins Spiel, wobei Apple Daten allein für die Zahlung nutzt, Google auch für personalisierte Werbung [3]. Händler bekommen aber auf legalem Weg keine persönlichen Daten, sofern Sie das nicht ausdrücklich erlauben. (mon@ct.de)

Banken, die Google Pay und Apple Pay anbieten: ct.de/yvyq

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