Leserforum

Primitive Inselsysteme

Warum das Gesetz zur Digitalisierung der Verwaltung scheiterte, c’t 2/2023, S. 12

1972: Ärzte notierten ihre Verordnung in „Doktorschrift“ und gaben sie den Patienten. Die bekamen in der Apotheke – teils „auf gut Glück“ – ihr Medikament. Das Rezept ging in eine Apothekenabrechnungsstelle. Eine Datentypistin las es und druckte einen magnetischen Code auf. 80.000 kassenärztliche, kodierte Rezepte pro Stunde sortierte ich als Schüler im Ferienjob. Sie wurden maschinell gelesen, auf ein Band gespeichert und vom Großrechner verarbeitet.

Das kam mir 1972 schon antiquiert vor. Ein kleiner Datenträger müsste her, der Arzt müsste die Verordnung sicher darauf speichern, der Patient bekäme das richtige Medikament, die Abrechnung des Ganzen wäre schnell per Computer erledigt. Auch Missbrauch ließe sich schneller entdecken und bekämpfen. Doch das papiergestützte System funktioniert 2023 in Deutschland immer noch. Wenn sich so ein primitives Inselsystem mehr als 50 Jahre hält, warum soll dann die Digitalisierung auf anderen Gebieten – in der Verwaltung gar – funktionieren?

Peter Theißen

Hungerlöhne

Der Behördenwasserkopf und der Föderalismus werden auch weiterhin verhindern, dass es besser wird in Deutschland. Es wird auch nichts, weil der Staat eigene Softwareschmieden braucht, aber da scheitert es am Wollen und an der Bezahlung. Solange der öffentliche Dienst nur Hungerlöhne im IT-Bereich im Vergleich zum Markt zahlt, bekommen die nie gute Leute.

voices

Nachhaltig?

Nokia X30 5G mit neuem Mietkaufmodell für Smartphones und Tablets im Test, c’t 2/2023, S. 96

Recycling-Prozess schön und gut. Aber leider gehen die Leute mit gemieteten Gegenständen meist noch schlechter um als mit eigenen. Das heißt: Miete motiviert nicht zur Nachhaltigkeit. Für die 635 Euro Miete des Nokia für zwei Jahre kann man das Google Pixel 7 mit ebenfalls 128 GByte Speicher kaufen und hat noch circa 50 Euro für schützendes Zubehör et cetera übrig. Das wird bis Oktober 2027 monatlich immer mit Updates versorgt und man sollte es auch mindestens so lange nutzen, bevor man sich was Neues kauft.

notting

Vorsicht mit der neuen Version

Topaz Video AI verbessert Videomaterial, c’t 2/2023, S. 92

Ich nutze Topaz Video AI seit 10 Monaten. Die alte Version 2.6.4 ist bis zu zehnmal schneller und läuft stabil. Die Versionen 3.0.x sind im Grunde Alphas.

Nach meiner Erfahrung nutzt man am besten Protheus Fine Tune mit manuellen Werten. Je nach Film ist Topaz Video AI mehr oder weniger sinnvoll. Blade Runner 1982 etwa kann man umrechnen in moderne Qualität. Die Atmosphäre ist aber dahin. Exzellente Verbesserungen gibt es hingegen bei anderen alten Filmen der 70er und 80er. Und Zeitlupen sind spektakulär mit der stabilen Version 2.6.4

Olivier Hess

Dünne Luft

Nutzen und Grenzen von Apples Advanced Data Protection, c’t 2/2023, S. 44

Sie schreiben, dass ein Ausweg aus dem Dilemma mit unverschlüsselten Kalender- und Kontaktdaten ein heimischer NAS-Speicher sei. Das ist nicht falsch, aber abseits der technikaffinen c’t-Leserschaft wird die Luft schnell dünn; es fehlen Kenntnisse und auch die Bereitschaft, sich einen weiteren Stromverbraucher hinzustellen. Es gibt aber auch in Deutschland Hoster, die etwa Nextcloud-Accounts anbieten.

Patrik Schindler

Linux-Windows

Mini-PC mit ARM-CPU: Microsoft Windows Dev Kit 2023 für Entwickler, c’t 2/2023, S. 78

Anstatt seit Jahren krampfhaft zu versuchen, x86 auf ARM auszuführen, sollte Microsoft doch lieber eine Linux-Distribution rausbringen, die so aussieht wie Windows, von mir aus auch so gängelt wie Windows, aber ansonsten ein waschechtes Linux ist. Da hätten dann alle was davon: Die einen ein schnelles Windows, die anderen ein paar nette ARM-PCs für ihre Lieblings-Distribution.

Magiceye

Warum nur über Firmware?

Flexible Heimvernetzung mit Open Source, c’t 2/2023, S. 58

Ich bin wohl am ehesten der Typ Bastler und habe mir über die Jahre circa 50 Smart-Home-Komponenten zugelegt, die meisten davon funken über die Tuya-Cloud. Ein cloudunabhängiges Smart Home wäre tatsächlich eine tolle Sache, aber der hier beschriebene Weg über das Einspielen neuer Firmware scheint mir eher für einzelne einfache Schaltsteckdosen geeignet zu sein. In meinem Fall dürfte allein die Kompatibilitätsrecherche (z. B. für die IR-Fernbedienungen, Schaltaufsätze, Alarmsysteme, Gardinenmotoren u. v. m.) ein großer Aufwand und damit eine Hemmschwelle sein, vom Flashen der zig Geräte mit all den möglichen Fehlerszenarien will ich gar nicht erst sprechen.

USchwo

Langsam erwachsen

Erklärbare künstliche Intelligenz erkennt Tumorgewebe nachprüfbar, c’t 2/2023, S. 154

Endlich ein Lichtblick am Horizont! Vielleicht verhilft dieser Ansatz dem Hype-Thema KI nun endlich zu mehr „Ernsthaftigkeit“. Einem Programm eine Menge Bilder vorzuwerfen und zu hoffen, dass es die richtigen Merkmale in die Erkennung eingebaut hat, ist aus meiner Sicht nämlich nicht sonderlich ernsthaft, sondern mehr ein Herumdoktern, was man mit der Technik anstellen kann. Wird Machine Learning langsam erwachsen?

Patrik Schindler

Probleme mit Treibern

Der Einplatinencomputer Hardkernel Odroid-H3 mit Intel Celeron N5105, c’t 3/2023, S. 66

Ein Problem bei vielen Einplatinencomputern sind die Treiber mit Binary Blobs, welche ein Linux Kernel Update verhindern, sobald der Blob nicht mehr aktualisiert wird. Realtek veröffentlicht zwar den Quellcode, aber in einer schlechten Qualität, das gilt auch für den RTL8125B, weshalb dieser erst überarbeitet werden muss, bis er im Kernel landet. Mit den unterschiedlichen Datentransferraten beim Senden und Empfangen wird das im Artikel ja angedeutet.

Alexander Schmidt

Flackern behoben

Monitor-Heuchler, c’t 1/2023, S. 80

Ich habe solch einen Dummy vor einigen Wochen für ein MacBook Pro gekauft (drei Jahre alt, mit i5-Prozessor). Denn das MacBook zeigte beim normalen Betrieb plötzlich einen ständig schwarz flackernden Bildschirm. Nach Abnehmen der Bodenplatte war dies kurzzeitig behoben, kam jedoch wieder.

Beim Apple-Händler wurde mir zum Austausch des Displays für über 600 Euro geraten. Da der Fehler beim Anschluss eines externen Displays (sowohl gespiegelt als auch erweitert) nicht mehr auftrat, suchte ich nach einer entsprechenden Lösung für unterwegs. Dank günstigem HDMI-Dummy, verbunden über einen USB-C-HDMI-Adapter, flackert nun auch im mobilen Betrieb nichts mehr.

Franz Hochstetter

Dogmatischer Datenschutz

Datenschutzbeauftragte versagen Microsofts Clouddiensten Rechtskonformität, c’t 1/2023, S. 36

Als das Gymnasium meines Sohns eine selbst gehostete Lösung für ihre Cloud und Videokonferenzen aus dem Boden stampfen musste, kam ein nur leidlich nutzbares System mit NextCloud und irgendeiner Open-Source-Webkonferenz heraus. Seit sie auf Microsoft Teams migriert haben, funktioniert endlich alles wie gewünscht und ist jetzt erst wirklich gut nutzbar. Persönlich bin ich kein Freund von Teams, sehe aber, dass es gerade in professionellem Umfeld vermehrt eingesetzt wird – dogmatischer Datenschutz hin oder her.

Fox42

Dicke zweitrangig

Neun kompakte Oberklasse-Notebooks von leicht bis leistungsstark ab 1000 Euro, c’t 1/2023, S. 88

Die Dicke der Notebooks ist zweitrangig. Wichtig ist ausreichend Belüftungsraum und Platz beziehungsweise Anschlüsse für Massenspeicher. Wenn die Geräte etwas dicker sind, so ändert dies das Gewicht kaum. Dennoch wird die Stabilität und die Möglichkeit für eine bessere Belüftung und für ergänzende Massenspeicher geboten. Andere monieren die schlechteren Tastaturen durch Höhenmangel.

Wenn die Politik wirklich ernsthaft an Nachhaltigkeit dächte, würden Gehäuse und Mainboards und so weiter standardisierbarer werden und damit austauschbar.

ulp

Kommunikation verschlüsseln?

Viele Ampeln sind per Funk einfach manipulierbar, c’t 1/2023, S. 120

Ich teile Ihren Ärger darüber, dass noch immer Technik aus den 80ern in der Verkehrsleitung auf der Straße eingesetzt wird, die keinerlei Datenschutz gewährleistet. Ich verstehe aber nicht Ihr Vorgehen, ausführlich eine Einleitung zur Manipulation dieser Systeme in Hard- und Software mithilfe dieser Sicherheitslücken zu veröffentlichen, nicht aber auf die Möglichkeiten einzugehen, diesen Datenverkehr durch Zertifikate und verschlüsselte Übertragung zu sichern.

Durch Kapselung könnte man dabei sogar die alten Systeme weiterverwenden, nur die Kommunikation müsste man durch die verschlüsselten Kanäle schicken. Ich bin nämlich sicher, dass die Verkehrsleitverantwortlichen keinen Schimmer haben, wie das gehen soll und deswegen nicht handeln.

Gerhard Roland

In der Theorie ist Ihr Vorschlag absolut richtig, aufgrund der Beschaffenheit der Anlagen würde aus unserer Sicht eine solche Änderung aber einen ähnlichen Aufwand verursachen wie die im Artikel genannte Umstellung auf Digitalfunk.

Ergänzungen & Berichtigungen

Busuu Live eingestellt

Babbel Live und Busuu Live im Praxistest, c’t 1/2023, S. 68

Wenige Tage nach Erscheinen der Ausgabe 1/2023 hat Busuu bekannt gegeben, seinen Onlinedienst „Busuu Live“ einzustellen. Verbleibende Guthaben lassen sich noch für Unterrichtsstunden verwenden, bis sie verfallen. Neue Verträge kann man aber nicht mehr abschließen. Die Sprachlern-App „Busuu“ ist von dieser Entwicklung nicht betroffen.