c't 29/2023
S. 140
Wissen
Erneuerbare Energie

Strom aus feuchter Luft

Forscher erschließen mit Nanoporen eine Quelle erneuerbarer Energie

Die Feuchtigkeit der Luft bietet ein nachhaltiges Energiereservoir, das Forscher mit einer neuen Technik anzapfen. Aber wenn es um große Generatoren geht, ist die Technik teuer – solange sie noch nicht in großen Serien entsteht.

Von Arne Grävemeyer

Wie praktisch wäre es, wenn die Menschheit mit den Blitzen in der Erdatmosphäre ihren Strombedarf decken könnte? „Die Energie aus Blitzen, die sich unter bestimmten Bedingungen durch feine Wassertröpfchen in großen Wolken bilden, können wir derzeit nicht einfangen. Stattdessen ernten wir Strom aus kleinen Wolken“, formuliert Jun Yao. Sein Team an der University of Massachusetts in Amherst beschreibt in einem 2023 veröffentlichten Paper eine Technik, die die Feuchtigkeit der Luft in einem kontinuierlichen Prozess in Strom umsetzt.

Die ersten Erkenntnisse über die neue Technik gewann der Ingenieur Yao in einer Gemeinschaftsarbeit mit dem Mikrobiologen Derek Lovley. Der hatte das Bakterium Geobacter sulfurreducens entdeckt und beobachtet, dass diese Mikroben leitfähige Protein-Nanodrähte bilden. Nebeneinander gewachsen bilden solche Nanodrähte in der Masse eine Proteinschicht mit feinen Poren, die schon bei geringer Luftfeuchtigkeit Wassermoleküle aus der Luft aufnehmen.

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