c't 28/2023
S. 168
Story
Organika
Bild: KI Midjourney | Collage c’t

Organika

Die Umgebung in der zukünftigen Megastadt ist so giftig, dass Menschen darin nur noch als sicher eingelagerte „Organikas“ existieren können. Ihr Bewusstsein steuert per Funk androidische „Shells“, die als Stellvertreter für sie agieren. Das ist praktisch und spart Ressourcen – aber öffnet auch Sicherheitslücken.

Von Elsa Solaris

Jade erinnerte sich nicht mehr, wann sie zum ersten Mal die Augen eines fremden Gesichts aufgeschlagen hatte, aber inzwischen hatte sie bereits das fünfundzwanzigste Erwachen in einer neuen Schale hinter sich. Daran hatte sie sich ebenso gewöhnt wie an die Elektrozäune, Kameras und Datenfänger. Es galt schließlich, Buße für die Zerstörung zu tun, die die Vorfahren angerichtet hatten.

Sie zurrte die Schulterriemen fest. Die über zwanzig Kilogramm schwere Lithiumbatterie, die sie auf dem Rücken trug, hing daran. Bei jedem eilenden Schritt ruckelte diese hin und her und die Riemen scheuerten ihr die Polymerhaut wund. Sie verfluchte den Mangel an ergonomischen Designansätzen, der die Bewegungsmechanik der Shells geradewegs zu verhöhnen schien. In ihrer Robustheit waren sie dennoch wie geschaffen für die Schwerstarbeit in den Eisenerzminen und Salzlachen, auf den Lithiumfeldern oder in den pyrometallurgischen Raffinerien, wo einem schon mal die eine oder andere Metallexplosion die Gesichtsschale zerschmolz.

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