c't 27/2023
S. 41
Aktuell
FTX-Prozess

Kryptoabgründe

Der Prozess gegen Sam Bankman-Fried offenbarte haarsträubende Geschäftspraktiken

Unendlicher Kredit für die eigene Firma, veruntreute Kundengelder, erfundene Fonds-Einzahlungen, hanebüchene Bilanzen und Schlampereien, die Hunderte Millionen kosten: Nach all dem, was der Prozess gegen Sam Bankman-Fried und das Insolvenzverfahren seiner Kryptobörse FTX zutage förderte, kam der Schuldspruch wenig überraschend.

Von Sylvester Tremmel

Vor etwas mehr als einem Jahr kollabierte die Kryptowährungsbörse FTX spektakulär: Innerhalb weniger Tage ging das Vertrauen in die Liquidität der Börse verloren, immer mehr Kunden versuchten, ihre Gelder abzuziehen, und FTX konnte den Auszahlungsforderungen in Milliardenhöhe schließlich nicht mehr nachkommen. Im darauf folgenden Prozess gegen den Gründer und Ex-CEO Sam Bankman-Fried ist nun ein Urteil ergangen: Nicht einmal fünf Stunden brauchte die Jury, um „SBF“ in allen sieben Anklagepunkten schuldig zu sprechen, von Betrug an FTX.com-Kunden unter Einsatz von Telekommunikationsmitteln („wire fraud“) bis Verschwörung zur Geldwäsche. Das Strafmaß soll im März 2024 verkündet werden, theoretisch sind bis zu 110 Jahre Haft möglich. Für denselben Monat ist auch noch ein zweiter Prozess gegen Bankman-Fried wegen anderer Vergehen angesetzt.

Dem FTX-Gründer und ehemaligen Multimilliardär Sam Bankman-Fried drohen bis zu 110 Jahre Haft., Bild: Bebeto Matthews/AP/dpa
Dem FTX-Gründer und ehemaligen Multimilliardär Sam Bankman-Fried drohen bis zu 110 Jahre Haft.
Bild: Bebeto Matthews/AP/dpa

Kern der Anklage war, dass Bankman-Fried wusste und zuließ, dass seine Krypto-Handelsfirma Alameda Research auf Gelder von FTX-Kunden zugriff – noch dazu, ohne dafür entsprechende Sicherheiten zu hinterlegen: Alamedas Konto bei FTX habe beliebig tief ins Minus rutschen dürfen – und Alameda habe das auch massiv ausgenutzt.

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