c't 26/2023
S. 70
Software & Security
Open Source
Bild: KI Midjourney | Bearbeitung c’t

Eine Revolution frisst ihre Kinder 

Abkehr von klassischen Open-Source-Lizenzen

Open Source war einmal angetreten, um Nutzern die größtmögliche Freiheit im Betrieb von Software zu garantieren und Software-Titanen den Kampf anzusagen. Inzwischen haben die aber gelernt, die verbrieften Freiheiten zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Von Kristian Köhntopp

Es brodelt in der Open-Source-Gemeinde: In jüngerer Vergangenheit lässt sich beobachten, dass etablierte Softwareunternehmen mit großer Nutzerbasis die Freiheiten der Nutzer ihrer Open-Source-Projekte durch einen Lizenzwechsel einschränken. Prominentes Beispiel ist das Unternehmen HashiCorp, das auf Software für Cloud-Infrastruktur spezialisiert ist und seine Kernprodukte unter die BSL v1.1 (Business Source License) gestellt hat, eine formal nicht offene Lizenz. Die Quittung kam prompt: Inzwischen wurde die Software als OpenTofu geforkt und steht jetzt unter der Schirmherrschaft der Linux Foundation.

HashiCorp ist nicht die erste Firma, die so etwas tut: Red Hat hat vor längerer Zeit die Positionierung von CentOS als freie Alternative zu Red Hat Enterprise Linux (RHEL) geändert und kürzlich die Herausgabe der RHEL-Quelltexte durch eine EULA (End User License Agreement) eingeschränkt, Elastic hat ElasticSearch und Kibana unter die formal nicht offene SSPL (Server Side Public License) gestellt, und auch MongoDB ist nur noch unter der SSPL zu haben.

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