c't 26/2023
S. 104
Internet & Digitalisierung
Digitalisierung des Gesundheitssystems
Bild: Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Apps statt Ärzte

Wie Lauterbach das Gesundheitswesen digital heilen will

Das deutsche Gesundheitssystem krankt seit Jahren: Es fehlen Medikamente für Kinder, Pflegekräfte für Senioren, Fachärzte und Allgemeinmediziner in der Stadt und vor allem auf dem Land. Gesundheitsminister Karl Lauterbach sieht die Ursachen in mangelnder Effizienz und rückständiger Digitalisierung. Letzterer will er einen kräftigen Schub geben: mit Sammlung und Freigabe von Forschungsdaten, Ausbau von Medizin-Apps und Gesundheitskiosken für Arme.

Von Detlef Borchers

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat zur großen Aufholjagd bei der Digitalisierung geblasen. Ab 2024 soll das elektronische Rezept bundesweit gelten. Ab 2025 sollen die Krankenkassen die elektronische Patientenakte (ePA) „für alle“ herausgeben. Sie sammelt die Gesundheits- und Behandlungsdaten der Patienten und teilt sie mit Krankenkassen, Forschungszentren und Pharmaunternehmen. Mithilfe künstlicher Intelligenz, die die Daten auswertet, sollen die Kassen zum Beispiel Krankheiten frühzeitig erkennen und Versicherte gegebenenfalls zum Arzt schicken.

Um sein Spar- und Umverteilungsprogramm durchzusetzen, ringt Lauterbach mit den Ländern um eine Krankenhausreform. Einzelne Krankenhausstandorte sollen verkleinert oder ganz geschlossen werden. Wo in ärmeren Regionen und Stadtteilen Hausärzte und Krankenhäuser fehlen, sollen Gesundheitskioske mit medizinisch geschulten Fachkräften die Notversorgung übernehmen. Ausgebildete Ärzte bekommen die Patienten dort allenfalls später per Videokonferenz zu sehen.

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