c't 2/2023
S. 112
Test & Beratung
Grafikkarten

Nice Try

Drei Desktop-Grafikkarten mit Intels Arc-Grafikchips

Mit drei Grafikchips der Arc-Reihe will Intel PC-Spieler, aber auch Kreative locken. Die Karten sollen vor allem beim Preis-Leistungs-Verhältnis GeForce RTX und Radeon RX angreifen und mit modernen Videofunktionen punkten. Wir testen die gesamte Modellpalette.

Von Carsten Spille

Nach langer Verzögerung sind Grafikkarten mit Intels ersten drei Arc-Grafikchips endlich auch in Deutschland angekommen – es sind die ersten Desktop-Grafikkarten des Chipgiganten seit 1998. Entsprechend gespannt waren wir Hardwaretester in der c’t-Redaktion, was die Karten können. Im Prinzip besteht die Reihe aus den vier Chipvarianten Arc A380, Arc A580, Arc A750 und Arc A770 – von der 500er-Arc fehlt allerdings jede Spur. Intel will mit den drei höheren Arc-Grafikkarten Spieler ansprechen, die Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis legen; die A380 richtet sich an Nutzer mit geringem Budget und Video-Fans.

Die A380 gibt es für attraktive 165 Euro, in Deutschland ist bislang nur die mit 6 GByte Grafikspeicher üppig ausgestattete Challenger ITX von Asrock zu haben. Bei Arc A750 und A770 hat man immerhin etwas Auswahl, beide Karten sind sowohl von Intel direkt als auch vom Hersteller Asrock verfügbar. Alle 750er haben 8 GByte, die Arc A770 in der sogenannten „Limited Edition“ mit 16 GByte gibt es nur von Intel selbst, Asrocks Version mit drei Lüftern und bunten „Phantom Gaming“-LEDs muss mit 8 GByte auskommen.

Zum Test kauften wir einmal quer durch den Garten ein: das Intel-Spitzenmodell Arc A770 Limited Edition sowie die Arc A750 und A380 aus Asrocks puristischer Challenger-Reihe.

Arc4

Die A770 LE von Intel hat etliche, auch einzeln konfigurierbare RGB-LEDs, die eine stimmungsvolle PC-Beleuchtung schaffen.
Die A770 LE von Intel hat etliche, auch einzeln konfigurierbare RGB-LEDs, die eine stimmungsvolle PC-Beleuchtung schaffen.

Alle Karten brauchen Zusatzstrom über PCIe-Anschlüsse vom Netzteil. Das gilt unverständlicherweise sogar für die mit 66 Watt unter Volllast sehr sparsame Arc A380, die eine Achtpolbuchse hat, die unbedingt bestückt sein muss. Ihre größere Schwester, die Arc A750 Challenger, hat derer zwei und Intels A770 LE je einen sechs- und einen achtpoligen Stromanschluss. Die Kühler der Arc A380 und der A770 LE blockieren einen zusätzlichen Steckplatz, der der A750 Challenger ragt ein wenig über das zwei Steckplätze breite Slotblech der Karte hinaus und blockiert so den dritten Slot ebenfalls.

Interessenten setzt Intel bei den Arc-Grafikkarten eine unschöne Einstiegshürde vor die Nase: Offiziell wollen die Karten mindestens ein System mit Core-Prozessor der 10. Generation, Ryzen 5000 oder Ryzen 3000 mit aktiviertem Feature „resizable BAR“ (rBAR) oder im AMD-Jargon Smart Access Memory – so ist es auf allen drei Kartons aufgedruckt [1]. Aufrüster mit älteren Plattformen schauen also in die Röhre, zumindest was den offiziellen Support angeht. Ist rBAR nicht aktiv, warnt immerhin das Arc Control Center des Treibers vor möglicherweise verringerter Leistung. Bei unserer Stichprobe mit deaktiviertem rBAR brach die Performance der A770 LE im 3D Mark Fire Strike um über 3000 Punkte auf 26.200 Zähler ein. In Shadow of the Tomb Raider ging es in Full HD von 117 fps runter auf 88 Bilder pro Sekunde, ein Verlust von 25 Prozent. Außerdem kam es ohne rBAR immer wieder zu kurzen, störenden Hängern in der Bildfolge. Das ist ein heftiges Manko für Aufrüster von älteren Systemen.

Ein speziell für Streamer positiver Aspekt sind die integrierten Videoeinheiten der Arc-Grafikkarten. Außer den üblichen Video-Codecs H.264/AVC, H.265/HEVC und VP9 greifen sie dem Hauptprozessor auch beim modernen AV1-Format unter die Arme. Im Test liefen YouTube-Videos in diesem Format selbst in 8K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde ohne nennenswerte CPU-Last. Ein gleichzeitiges, zweites AV1-Video im separaten Browserfenster führte allerdings zu Framedrops, also ruckelnder Darstellung. Zudem beherrschen alle drei Arc-Chips sogar AV1-Encoding, was man bislang nur bei wesentlich teureren Grafikkarten wie der RTX 4000 und AMDs RX 7900 findet.

Ein bisschen Beta

Bei der Leistungsaufnahmemessung klappte uns im Leerlauf der Unterkiefer herunter: Die knapp 40 Watt, die die beiden 750er-Karten ohne Last zogen, hielten wir zunächst für einen Messfehler. Nachdem sich die Werte bestätigten, suchten wir nach einer Lösung, und es gibt tatsächlich einen Workaround, den Intel auf seinen Support-Seiten beschreibt. Dafür muss man sowohl im Setup des UEFI-BIOS als auch im Windows-Energiesparplan manuelle Einstellungen vornehmen – Details finden Sie unter ct.de/yw69. Dieser Trick klappte allerdings nur bei der Arc 380, deren Wert von gierigen 16 auf sparsame 5 Watt sank, und in geringerem Maße Intels A770 LE, die wir immerhin auf 16 Watt drosseln konnten. Die Asrock A750 Challenger blieb auch auf verschiedenen Systemen mit 39 Watt ein schlimmer Schluckspecht.

Unter Last war die Arc A380 Challenger mit 59 Watt Dauerlast und 66 Watt Spitze sehr sparsam. Das erstaunt, weil diese Werte sie eigentlich für den Betrieb ohne separaten Stromanschluss prädestinieren. Die beiden Arc A700 schluckten weitaus mehr Strom, wobei die A750 Challenger unter Dauerlast mit 253 Watt noch durstiger war als die schnellere Intel-Karte (236 Watt).

Performance-Potenzial

Auch wenn die Arc-Grafikkarten bereits später auf den Markt gekommen sind als ursprünglich angekündigt, hat Intel noch einiges an Arbeit im Treiber vor sich. Nach Abschluss unserer Tests brachte Intel einen Treiber mit überarbeitetem DirectX-9-Teil heraus, der die Leistung in älteren Spielen wie League of Legends deutlich steigern soll; Vergleichbares steht für DX11-Titel auf dem Plan.

Die ermittelten 3D-Mark-Werte der Arc A770 LE lagen auf dem Level von GeForce RTX 3070 oder Radeon RX 6700 XT. In den meisten Spielen blieben die Arc-Karten jedoch mehr oder weniger deutlich dahinter, so etwa dem Action-Adventure Shadow of the Tomb Raider. Dort kämpfen sie eher mit einer RTX 3060 12GB oder Radeon RX 6600 XT.

In seltenen Glanzmomenten wie Metro Exodus Enhanced hingegen lässt die A770 LE sogar die teurere GeForce RTX 3070 knapp hinter sich. Überhaupt liegen Raytracing-Effekte den Arc-Karten insgesamt besser als den Radeon RX, sodass die A700 bei Einsatz der hübschen Strahlverfolgungseffekte immerhin die RX 6700 XT oft abhängen. Die günstigere Arc A750 ist dabei oft nur so wenige fps langsamer, dass man den Unterschied nicht spürt. Außerdem braucht man die 16 GByte Grafikspeicher der Arc 770 LE in Spielen auf diesem Leistungsniveau nicht unbedingt, sodass viele Spieler mit der Arc A750 besser bedient sein dürften.

Berechnungen unter OpenCL oder Intels oneAPI laufen auf den Arc-Grafikkarten vergleichsweise flott. Auf der anderen Seite offenbarten sich Treiberprobleme. Denn eine der Blender-Szenen, die einen Frame aus dem Blender-Animationsfilm Cosmos Laundromat rendert, brach sowohl auf der Arc A380 mit 6 GByte, als auch auf der Arc A750 mit 8 GByte mit einem „Memory Allocation Error“ ab, lief auf 6-GByte-Karten von Nvidia und 8-GByte-Karten von AMD jedoch durch. Die Arc 770 LE mit ihren 16 GByte rechnete in diesem Teilbenchmark mit oneAPI sogar schneller als AMDs Radeon RX 6950 XT (HIP) und Nvidias RTX 3070 (Cuda) und schlägt sich auch sonst vergleichsweise gut.

Die Spieleleistung der Arc A380 ist selbst in Full-HD-Auflösung schlecht und nur für Gelegenheitsspieler erwägenswert. Das für die Hardware anspruchslose Dota 2 läuft zwar mit dreistelligen Bildraten, aber dennoch weitaus langsamer als mit vergleichbaren GeForce GTX 1650 oder Radeon RX 6500 XT. Einzig mit Raytracing kann die A380 in Einzelfällen die 6500 XT einholen oder schlagen, das ist wegen des unspielbar niedrigen fps-Niveaus von knapp über 20 Bildern pro Sekunde allerdings nur ein Pyrrhussieg.

Um die Bildrate speziell in hohen Auflösungen zu steigern, hat Intel mit Xe Super Sampling (XeSS) eine Konkurrenz zu Nvidias KI-gestütztem Upscaler DLSS und AMDs FSR entworfen und arbeitet mit Spieleherstellern zusammen, um ihn in deren Produkte zu integrieren. Die Technik nutzt auf Arc-Karten die XMX genannten, dedizierten Matrizenmultiplizierer, muss damit also nicht die Shader-Rechenkerne belasten. Bisher unterstützen allerdings noch nicht viele Spiele XeSS.

Intels Arc-Grafikchip ACM-G10 ist für seine Leistungsklasse ziemlich groß, obwohl TSMC ihn mit moderner N6-Technik fertigt.
Intels Arc-Grafikchip ACM-G10 ist für seine Leistungsklasse ziemlich groß, obwohl TSMC ihn mit moderner N6-Technik fertigt.

Fazit

Im direkten Vergleich sind die Preise für die Arc-A700-Karten zu hoch, die Leistung liegt zu oft nur auf dem Niveau der günstigeren GeForce RTX 3060 12G und Radeon RX 6600 XT. Außerdem ist die Leistungsaufnahme im Leerlauf absolut unzeitgemäß, wenn man nicht manuell nachhilft.

Auf der Habenseite stehen die gute Performance in Programmen wie Blender und allgemein unter OpenCL sowie die fortschrittliche Video-Engine mit AV1-Encoding. Das macht die Arc A380 zum heimlichen Gewinner dieses Vergleichstests, denn sie kostet nicht mehr als ihre Konkurrenz und hat dieser die sehr guten Videoeinheiten voraus. Dennoch ist auch sie nur zur Darstellung optisch einfacher 3D-Welten geeignet.

Wenn Intel die Leistungsentfaltung via Treiber noch verbessert und vor allem die Ausreißer nach unten beseitigt, könnten die Arc-Karten auch für Spieler noch einen zweiten Blick wert sein. (csp@ct.de)

Intel Arc A-Serie: Drei Spieler-Grafikkarten ab 165 Euro
Hersteller, URL Asrock, asrock.com Asrock, asrock.com Intel, intel.com
Modell (Modellnummer) Asrock Intel Arc A380 Challenger ITX 6GB OC A380 CLI 6GO (90-GA3KZZ-00UANF) Asrock Intel Arc A750 Challenger D 8GB OC A750 CLD 8GO (90-GA3HZZ-00UANF) Intel Arc A770 Limited Edition (21P01J00BA)
GPU / Fertigung / Transistoren ACM-G11 / TSMC 6 nm / 7,2 Mrd. ACM-G10 / TSMC 6 nm / 21,7 Mrd. ACM-G10 / TSMC 6 nm / 21,7 Mrd.
BIOS-Version / UEFI-tauglich 20.0.0153 / ✓ 20.0.1053 / ✓ 20.0.1053 / ✓
Shader / TMU / ROP / RT / MMA 1024 / 32 / 64 / ✓ / ✓ 3584 / 224 / 112 / ✓ / ✓ 4096 / 256 / 128/ ✓ / ✓
GPU-Takt: Basis / Gaming / Boost (max.) 2250 / k.A. / 2450 MHz 2200 / k. A. / 2400 MHz 2100 / k. A. / 2400 MHz
Rechenleistung1 FP32 / FP16 / FP64 5,02 / 10,04 / –6 TFlops 17,2 / 34,4 / –6 TFlops 19,66 / 39,32 / –6 TFlops
Speichermenge / -typ (-durchsatz) 6 GByte GDDR6 (186 GByte/s) 8 GByte GDDR6 (512 GByte/s) 16 GByte GDDR6 (560 GByte/s)
TBP2/ Stromversorgung 75 W / 1 × 8-Pin 225 W / 2 × 8-Pin 225 W / 1 × 8-Pin + 1 × 6-Pin
Abmessungen (L × H × T) / Gewicht 178 mm × 124 mm × 42 mm / 404 g 271 mm × 130 mm × 48 mm / 796 g 270 mm × 112 mm × 42 mm / 1090g
Ausstattung
Display-Ausgänge 3 × DP 2.0 (UHBR10), 1 × HDMI 2.1 2 × DP 2.0 (UHBR10), 1 × HDMI 2.1, 1 × HDMI 2.0b 3 × DP 2.0 (UHBR10), 1 × HDMI 2.1
Lüfter / Zero-Fan-Modus3 1 × 95 mm / ✓ 2 × 95 mm / ✓ 2 × 87 mm / ✓
Besonderheiten keine RGB-LED Backplate (Metall), keine RGB-LED Backplate (Kunststoff), RGB-LED (Lüfter, Kühler) LED (Logo)
Technische Prüfungen
3DMark Firestrike Extreme / Time Spy / Port Royal 3881 / 3446 / 1311 Punkte 13967 / 12516 / 6611 Punkte 15342 / 13352/ 7113 Punkte
LuxMark 3.1 LuxBall HDR 13712 Punkte 52273 Punkte 53333 Punkte
Leistungsaufnahme4 2D / 3D / Peak 167 (17) / 59 / 66 W 39 (41) / 254 / 372 W 377 (44) / 236 / 383 W
Lautheit 2D / 3D <0,1 / <0,1 sone <0,1 / 0,9 sone <0,1 / 1,6 sone
Bewertungen
3D-Leistung FHD / WQHD (mit RT)5 neutral (minusminus) / minusminus (minusminus) plus (neutral) / neutral (minus) plus (neutral) / neutral (minus)
Geräuschentwicklung Leerlauf / Last plusplus/ plusplus plusplus / plus plusplus / minus
Straßenpreis / Garantie 165 € / 2 Jahre8 320 € / 2 Jahre8 400 € / 3 Jahre
1 mit Boost-Takt 4 ruhender Windows-Desktop mit einem UHD-Monitor (mit max. Mon.) / 6 nicht unterstützt2 TBP = Total Board Power, Herstellerangabe Mittelwert im 3DMark 11 GT1 / kurzzeitig auftretende Spitzenwerte 7 siehe Text3 Lüfter stehen im Leerlauf still 5 bezogen auf die gewählten Einstellungen 8 Abwicklung nur über Händlerplusplus sehr gut  plus gut neutral zufriedenstellend minus schlecht minusminus sehr schlecht ✓ funktioniert – funktioniert nicht n. v. nicht vorhanden k.A. keine Angabe

Sparmodus-Anleitung: ct.de/yw69

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