Rote Hüte auf Abwegen
Konkurrenten wollen aus Red Hats angekratztem Image Kapital schlagen
Nachdem Red Hat durch eingeschränkten Zugriff auf Quelltexte für Missmut gesorgt hat, versuchen Konkurrenten aus dem Enterprise-Linux-Umfeld davon zu profitieren. SUSE kündigt an, mindestens zehn Millionen US-Dollar in einen Fork zu investieren. Oracle geht als Hüter des OpenSource-Gedankens hausieren, was teils seltsame Blüten treibt. AlmaLinux will indes neue Wege gehen.
Red Hats Entscheidung, Zugriff auf den Quellcode seiner Enterprise-Linux-Distribution einzuschränken, war sicher nicht der Untergang des Open-Source-Abendlandes. Der Quellcode von RHEL ist weiterhin im CentOS-Stream-GitLab öffentlich verfügbar, nur nicht mehr als entpackte Source-RPMs [1]. Nichtsdestotrotz war Red Hats Vorgehen kommunikativ ein Desaster. Das dadurch verspielte Vertrauen reißt eine Lücke, in die nun altbekannte Konkurrenten aus dem Enterprise-Linux-Umfeld vorstoßen und sich damit profilieren wollen. So gibt sich Oracle in einem Blogpost als Hüter freier Software aus, obwohl es selbst mehrere Open-Source-Projekte in der Vergangenheit stiefmütterlich behandelt hat. SUSE kündigt einen eigenen Fork von RHEL an. Das Team hinter dem RHEL-Nachbau AlmaLinux hat hingegen angekündigt, die Vorlage nicht mehr 1:1 nachzubilden.
SUSE plant RHEL-Fork
Man könnte glauben, jetzt sei der Moment für SUSE gekommen, die eigene Profi-Distribution SUSE Linux Enterprise Server (SLES) als Alternative zu RHEL zu pushen und Kunden von Red Hat abzuwerben. Stattdessen kündigt SUSE an, selbst einen RHEL-Nachbau anzubieten. Dafür will SUSE eigenen Angaben zufolge mehr als zehn Millionen US-Dollar in die Hand nehmen. Das Projekt soll unter dem Dach einer noch nicht genannten Open-Source-Stiftung ein Zuhause finden.Mit von der Partie ist laut der SUSE-Pressemitteilung auch die Firma CIQ des Rocky-Linux-Gründers Gregory Kurtzer.