Mullvad Browser mit Privacy-Schutz

Zwar trägt der „Mullvad Browser“ den Namen eines VPN-Anbieters im Namen, er funktioniert aber auch ohne VPN-Zugang. Es handelt sich um einen auf Datenschutz getrimmten Firefox-Abkömmling, der von den Programmierern des „Tor Browser“ mitentwickelt wurde und dieselben Anti-Tracking-Funktionen mitbringt, aber nicht an das Tor-Netzwerk angebunden ist. Es gibt ihn für Windows, macOS und Linux und er ist auch portabel einsetzbar.

Mit dem Mullvad Browser profitiert man von der Arbeit der Tor-Entwickler, die seit Jahren damit beschäftigt sind, ihren Browser resistent gegen Webtracking zu machen. Das bedeutet vor allem, ihm seine verräterischen Eigenheiten auszutreiben. Denn üblicherweise verhalten sich Browser auf jedem System anders. Das beginnt damit, dass sie Websites in der eingestellten Systemsprache anfordern, dabei verraten sie auch Zeitzone, Bildschirmauflösung und vieles mehr. Beim Zeichnen in HTML5-Canvas-Elemente gibt es von System zu System wiedererkennbare Unterschiede, die sich für das sogenannte Canvas Tracking nutzen lassen. All das ergibt einen individuellen Fingerabdruck des Browsers. Der Fingerabdruck ist vergleichbar mit einem Cookie, aber gefährlicher, da er den privaten Modus und Browsergrenzen überwinden kann.

Das erklärte Ziel ist daher, dass sich der Mullvad Browser auf allen Systemen identisch verhält. Dazu hat er zahlreiche Tricks auf Lager: Eine der auffälligsten Änderungen ist, dass sich die Größe des Website-Bereichs nicht pixelgenau, sondern nur in festen Schritten ändern lässt. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass viele andere Nutzer mit dieser Einstellung unterwegs sind und man in der Masse verschwindet. Weitere Anti-Fingerprinting-Maßnahmen sind, standardmäßig die englischsprachigen Versionen der Websites anzufordern und als Zeitzone die koordinierte Weltzeit, kurz UTC, an die Server zu melden. Cookies vergisst der Browser beim Beenden.

Im Test zeigte das Wirkung: Der Fingerprinting-Schutz arbeitet zuverlässig, wie wir unter anderem mit dem besonders hartnäckigen Tracking-Dienst „Fingerprint Pro“ (fingerprint.com) und einem Canvas-Tracking-Test feststellen konnten. Nach jedem Start oder einem Klick auf den von Tor bekannten Knopf „New Identity“ mit dem Besen-Symbol war unser Browser wieder ein unbeschriebenes Blatt.

Freie Verbindungswahl

Anders als sein Tor-Pendant ruft der Mullvad Browser wie jeder andere Browser alle Inhalte direkt ab. Dadurch ist er flexibler einsetzbar, denn das Tor-Netz eignet sich nicht für jeden Zweck, da es alle Anfragen Richtung Internet durch Ausgangsknoten (Exit Nodes) schleust. Das sorgt zwar für Anonymität, allerdings können die Exit Nodes den Datenverkehr beobachten und manipulieren. Zudem bekommt man es deutlich öfter mit Captchas zu tun oder wird von Websites ausgegrenzt.

Wer seine IP verschleiern möchte, muss sich beim Mullvad Browser selbst kümmern – etwa durch den Einsatz eines VPN-Anbieters. Das kann Mullvad sein, muss es aber nicht. Deren vorinstallierte Browsererweiterung kann man einfach entfernen. Außerdem sind der Skriptblocker NoScript sowie der Werbeblocker uBlock Origin dabei. Andere Erweiterungen bekommt man im Addon-Verzeichnis von Mozilla. DNS-Anfragen des Mullvad Browser gehen transportverschlüsselt per DNS-over-HTTPS (DoH) an einen Mullvad-Resolver. Das setzt ein gewisses Vertrauen voraus, da ein Resolver die Anfragen auch individuell speichern kann. In den Einstellungen lässt sich ein anderer DoH-Resolver hinterlegen.

Fazit

Der Mullvad Browser schützt weitgehend vor Tracking und Fingerprinting. Damit ist er eine interessante Alternative zu Konkurrenten wie Brave und LibreWolf, die sich ebenfalls das Thema Datenschutz auf ihre Fahne geschrieben haben. Da der Browser nicht an das Tor-Netzwerk gebunden ist, kann man ihn auch für das alltägliche Surfen gut einsetzen – wahlweise mit oder ohne VPN-Verbindung. Da alle Cookies beim Beenden weg sind, muss man für Dienste, bei denen man eingeloggt bleiben möchte, einen anderen Browser nutzen. (rei@ct.de)