c't 11/2023
S. 42
Aktuell
Prozessoren

Bit-Rauschen

EU-Chipgesetz, Ryzen-Panne und 20 Jahre x86-64

Das EU-Parlament winkt das Gesetz zur Förderung der Halbleiterbranche durch. Manche Mainboards rösten Ryzens und im April 2003 startete der „Sledgehammer“-Opteron für Server.

Von Christof Windeck

Endlich ist es geschafft: Das europäische Parlament hat den European Chips Act (EU Chips Act) verabschiedet. Intel und die Siliziumkarbid-Chipfirma Wolfspeed können nun Subventionen für ihre neuen Chipfabriken beantragen. Infineon feierte in Dresden bereits den ersten Spatenstich für seine zusätzliche Fab für Leistungshalbleiter.

Beim EU Chips Act geht es aber nicht nur um die Fertigung, sondern auch um die Entwicklung. Die EU will insbesondere kleineren Unternehmen unter die Arme greifen. Insgesamt sollen 6,2 Milliarden Euro an Fördermitteln fließen, die bis 2030 öffentliche und private Investitionen von 43 Milliarden Euro anregen sollen.

Vorsicht beim AMD Ryzen 7000X3D mit Zusatz-Cache: Auf manchen Mainboards verträgt der Prozessor höhere Spannungen für übertaktetes RAM anscheinend schlecht.
Vorsicht beim AMD Ryzen 7000X3D mit Zusatz-Cache: Auf manchen Mainboards verträgt der Prozessor höhere Spannungen für übertaktetes RAM anscheinend schlecht.

Ein erheblicher Teil der EU-Fördermittel ist aber kein frisches, zusätzliches Geld, sondern wird aus bestehenden Förderprogrammen umgewidmet. Im Rahmen des Projekts „Chips for Europe“ sollen die einzelnen Mitgliedsstaaten Firmen fördern und Projekte schneller genehmigen. Außerdem wird ein Fonds für Chip-Investitionen aufgelegt unter Beteiligung des bestehenden Aufbauprogramms InvestEU. Zum Chips-Act-Paket gehören zudem Maßnahmen zur Marktüberwachung, um Lieferengpässe früher zu erkennen.

Sowohl aus der Chipbranche als auch von Marktbeobachtern kommt Kritik. Die Maßnahmen seien besonders im Vergleich zu den Fördermitteln des US Chips Act und des dortigen Inflation Reduction Act viel zu lasch und auch zu kompliziert. Daher sei es schwierig, das Ziel zu erreichen, nämlich den Anteil der EU an der weltweiten Chipfertigung innerhalb von etwa zehn Jahren zu vervierfachen. Als ein wesentliches Problem wird auch der Fachkräftemangel genannt, den der EU Chips Act aber ebenfalls lindern soll.

Zurzeit gibt die Chipbranche kein gutes Bild ab, weil die Nachfrage immer weiter absackt. Sogar der Auftragsfertigungs-Champion TSMC schaut etwas düster auf die nahe Zukunft und erwartet in den nächsten beiden Quartalen Umsatzrückgänge im einstelligen Prozentbereich. Der bescheidene TSMC-Ausblick ließ auch die Börsenkurse einiger anderer Chiphersteller fallen.

Ryzen-Probleme

Wer einen aktuellen Ryzen 7000 auf einem Asus-Mainboard betreibt, sollte nach einem BIOS-Update Ausschau halten. Anscheinend überhitzen auf manchen Boards Prozessoren, was zu mechanischen Schäden an der CPU sowie verschmorten Kontakten in der AM5-Fassung führt. Betroffen sind vor allem wohl die in 3D-Spielen besonders starken Ryzen-7000-Typen mit zusätzlichem Cache-Chip (3D V-Cache, Ryzen 9 7950X3D, 7900X3D, 7800X3D). Asus und MSI haben BIOS-Updates für viele AM5-Boards bereitgestellt.

Bis Redaktionsschluss war die genaue Fehlerquelle unklar. Es deutet sich aber an, dass manche BIOS-Versionen einige Betriebsspannungen zu stark steigern, wenn man EXPO-Profile für übertaktetes RAM lädt. Diese „Extended Profiles for Overclocking“ (EXPO) sind das AMD-Gegenstück zu den seit einigen Jahren bekannten Extreme Memory Profiles (Intel XMP). Das könnte sich zu einer lustigen Diskussion auswachsen, wo das Übertakten genau anfängt und wer dann für Schäden haftet. Speziell bei ihren jeweiligen CPU-Spitzenmodellen kämpfen AMD und Intel um jedes Megahertz Taktfrequenz und weichen Grenzwerte für Leistungsaufnahme und Betriebsspannungen immer weiter auf. Damit laden sie die Board-Hersteller geradezu ein, ihrerseits einige Schräubchen noch ein bisschen weiterzudrehen – aber nach fest kommt ab, wie erfahrene Handwerker wissen.

20 Jahre x86-64

Wie die Zeit vergeht: Nun sind auch schon wieder 20 Jahre vergangen, seit AMD im April 2003 den Opteron „Sledgehammer“ als ersten x86-Prozessor mit 64-Bit-Erweiterung vorstellte. Der Opteron war für Server gedacht, erst im Herbst 2003 folgte der Athlon 64 für Desktop-PCs. Und erst 2005 kam eine finale 64-Bit-Version von Windows XP. Es ging also langsam los, doch mittlerweile hat sich AMD64 alias x86-64 auf ganzer Linie etabliert: Alle aktuellen Prozessoren von AMD und Intel sind 64-Bitter.

Die britische Entwicklerfirma ARM, die in diesem Jahr an die Börse kommen soll, baut in den USA ein neues Team aus Chip-Designern auf. Das könnte einerseits ARM-Prozessoren im Auftrag externer Kunden entwickeln, aber – und darüber wird spekuliert – möglicherweise auch welche unter der Marke ARM. Damit würde ARM als Konkurrent von eigenen Kunden wie Qualcomm, MediaTek, Samsung, Amazon und Nvidia auftreten. Das ist bei den Auftragsfertigern Intel und Samsung allerdings ebenso. (ciw@ct.de)

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