c't 10/2023
S. 50
Aktuell
Videostreaming

Katerstimmung nach dem Rausch

Wie die Abo-Videostreamingdienste profitabel werden wollen

Disney+, Netflix & Co. können sich ihre bisherigen Strategien nicht mehr leisten. Für die Kunden bedeutet das künftig: weniger Exklusivtitel, weniger Filme, längere Wartezeiten auf Kinofilme – und wohl auch höhere Preise für Abos ohne Werbung.

Von Nico Jurran

Auf dem Höhepunkt des Videostreaming-Hypes ballerten die Dienste neue Inhalte nur so raus und berauschten sich an steil steigenden Abozahlen. Mittlerweile herrscht jedoch die sprichwörtliche Katerstimmung: Niemand weiß mehr, wie die Situation so eskalieren konnte und wo das Geld geblieben ist. Die hämmernden Kopfschmerzen zeugen jedoch davon, wie sehr man es übertrieben hat. Nun geht es darum, den Schaden zu begrenzen und einen Zustand zu erreichen, mit dem man weiterleben kann – was bei den Diensten wörtlich zu nehmen ist. Ihr oberstes Ziel ist nun, künftig profitabel zu arbeiten.

Die Auswirkungen dieses Umschwungs bekommen auch die Kunden zu spüren. Wenn der Disney-Chef Bob Iger sagt, er wolle zur traditionellen Filmvermarktung zurückkehren, dann meint er, dass Disney+ neue Kinoproduktionen erst wieder zeigt, wenn sie bei Kinoverwertung, Kauf- und Mietdiensten wie iTunes und physischen Medien Einnahmen generiert haben. Vorbei ist’s mit „heute im Kino, morgen bei Disney+“. Und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Disney+ auch in Deutschland ein verbilligtes Abo mit Werbung anbietet. Daran ist an sich nichts auszusetzen, allerdings erhöhte der Dienst in den USA seinerzeit parallel drastisch den Preis für das werbefreie Abo.

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