c't 10/2023
S. 180
FAQ
Prozessor aufrüsten

FAQ

Prozessor aufrüsten

Ein CPU-Upgrade kann die Leistung steigern und das PC-Leben verlängern. Wir beantworten die wichtigsten Fragen, ob ein Tausch lohnt und wie Sie dabei vorgehen sollten.

Von Christian Hirsch

Kann ich meinen PC aufrüsten?

Wie finde ich heraus, ob ich bei meinem Rechner den Prozessor durch einen schnelleren ersetzen kann und ob sich das lohnt?

Das hängt von mehreren Faktoren ab: Wie alt ist der Desktop-PC, welchen Restwert hat er und vor allem: ist es technisch überhaupt möglich? Bei mehr als sechs Jahre alten Systemen scheidet ein Upgrade in der Regel aus, weil es für die damaligen Mainboards inzwischen keine passenden Prozessoren mehr neu zu kaufen gibt. Das gilt insbesondere für leistungsstarke Varianten einer jeweiligen CPU-Generation.

Zudem ergibt es bei solchen Uraltrechnern nur wenig Sinn, noch einmal 150 Euro oder mehr hineinzustecken, denn Sie tappen dabei leicht in die Upgrade-Falle. Nachdem Sie den Prozessor aufgerüstet haben, kommt der nächste Flaschenhals zum Vorschein, wo sie weiteres Geld in einer toten Plattform versenken. Fällt dann kurze Zeit später eine Komponente aus Altersgründen aus, fehlt Ihnen dieses Geld bei einer Neuanschaffung.

​Sehr gut funktioniert das Upgrade hingegen bei Desktop-PCs mit AMD-Prozessoren der Serien Ryzen 1000, 2000(G) und 3000(G). Denn AMD hat für die inzwischen sechs Jahre alte AM4-Plattform Anfang 2022 BIOS-Updates für fast alle Mainboards möglich gemacht, sodass auch moderne und bezahlbare Ryzen 5000(G) auf Serie-300- und -400-Boards laufen.

Bei Intel-Systemen sieht es weniger rosig aus, denn dort wechselt ungefähr alle zwei Jahre die Plattform und somit auch die CPU-Fassung (siehe Tabelle). Obendrein stellt Intel die Herstellung und damit den Verkauf von Desktop-Prozessoren nach einigen Jahren ein.

Prozessor-Aufrüstpfade​​
Plattform Prozessoren Upgrade-Empfehlung
AMD​​
FM2+, AM3+ und älter Serie A, FX älter als sieben Jahre, Aufrüsten lohnt in der Regel nicht
AM4 Ryzen 1000/2000(G)/3000(G)/4000(G)/5000(G) Ryzen 5000(G) mit mindestens sechs Kernen, vorher BIOS-Update notwendig
AM5 Ryzen 7000 aktuelle Plattform
Intel​​
LGA1151 und älter Core i-7000 und älter älter als sieben Jahre, Aufrüsten lohnt in der Regel nicht
LGA1151v2 Core i-8000/9000 nur noch Restposten erhältlich und vergleichsweise teuer
LGA1200 Core i-10000/11000 Core i-11000 mit mindestens sechs Kernen, evtl. BIOS-Update notwendig
LGA1700 Core i-12000/13000 aktuelle Plattform

Welchen Prozessor soll ich kaufen?

Können Sie mir einen Tipp geben, welcher Prozessor für ein Upgrade besonders gut geeignet ist?

Damit Sie die Mehrleistung spüren, muss die neue CPU mindestens 30 Prozent schneller rechnen. Das bedeutet: Einen Quad-Core mit 3,5 GHz durch einen Quad-Core mit 3,7 GHz zu ersetzen, ergibt nur wenig Sinn. Dagegen bringt der Wechsel von einem Vier- auf einen Sechskerner rund 50 Prozent mehr Performance, sofern die Anwendung auch alle Kerne auslastet.

Des Weiteren steigt die (Singlethreading-)Rechenleistung bei jedem Generationswechsel durch Architekturverbesserungen an. Um wie viel, hängt vom Einzelfall ab. Meist sind es um die 10 bis 20 Prozent. Beim Umstieg vom Ryzen 7 1700 von 2017 auf den fünf Jahre jüngeren Ryzen 7 5700X klettert die Rechenleistung beim Singlethreading um satte 62 Prozent nach oben. Stehen jeweils alle acht CPU-Kerne unter Dampf, ist es mit 66 Prozent sogar noch etwas mehr [1].

​Wer ein älteres AM4-System aufrüsten will, für den empfehlen wir aktuell den Sechskerner Ryzen 5 5500 (100 Euro) oder den Achtkerner Ryzen 7 5700X (200 Euro), sofern eine Grafikkarte im Rechner steckt. Gamer können zum Ryzen 7 5800X3D (330 Euro) mit zusätzlichem Level-3-Cache greifen, der die Bildrate von 3D-Spielen steigert. Mit integrierter GPU sind der Ryzen 5 5600G (130 Euro) und Ryzen 7 5700G (185 Euro) preislich attraktiv.

Bei Intel-Prozessoren sind gute Tipps schwieriger. Für LGA1200 bietet der Core i5-11400F (130 Euro) mit sechs Kernen ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, doch er enthält keine Grafikeinheit. Die Variante mit integrierter GPU Core i5-11400 kostet 20 Euro mehr.

Entfernen Sie vor dem CPU-Tausch die Wärmeleitpaste mit einem Tuch. Vergessen Sie nach dem Wechsel nicht, erneut Paste auf den Prozessor aufzutragen.
Entfernen Sie vor dem CPU-Tausch die Wärmeleitpaste mit einem Tuch. Vergessen Sie nach dem Wechsel nicht, erneut Paste auf den Prozessor aufzutragen.

CPU-Upgrade für Windows 11

Ich nutze den c’t-Bauvorschlag von 2016 für einen 11-Watt-PC mit Core i5-6500. Allerdings bekomme ich das Update auf Windows 11 nicht angeboten, weil die CPU inkompatibel sei. Welchen Prozessor empfehlen Sie mir?

Leider lässt sich dieses Problem nicht lösen, denn Microsoft unterstützt Windows 11 erst ab Core i-8000. Doch diese Prozessoren verwenden die CPU-Fassung LGA1151v2, die trotz gleicher Pin-Anzahl inkompatibel zur vorherigen Fassung LGA1151 für Core i-6000 und Core i-7000 ist. Ohne Board-Tausch klappt das Aufrüsten deshalb nicht, weshalb eine Neuanschaffung mit Core i-13000 oder Ryzen 7000 die bessere Wahl ist. Alternativ können Sie einen Mini-PC-Barebone kaufen, der Core i3-1220P im 350 Euro teuren Intel NUC12WSKi3 leistet etwa das Doppelte Ihres Core i5-6500. Ihren vorhandenen Rechner können Sie selbstverständlich bis zum Support-Ende von Windows 10 am 14. Oktober 2025 problemlos weiterverwenden.

Prozessor austauschen

Ich habe die neue CPU jetzt vor mir liegen, wie gehe ich am schlauesten beim Wechsel vor?

Bevor Sie mit dem Umbau beginnen, sollten Sie ein Backup Ihrer Daten anlegen und die Festplattenverschlüsselung mit Bitlocker vorübergehend abschalten. Laden Sie dann die aktuelle BIOS-Version von der Support-Webseite Ihres Mainboard- oder PC-Herstellers herunter. Speichern Sie dazu die Datei auf einen FAT32-formatierten USB-Stick. Eventuell müssen Sie diese aus einer ZIP-Datei entpacken.

Wir empfehlen, wenn möglich, das Update über die in den BIOS-Oberflächen integrierten Tools durchzuführen. Das ist zwar nicht ganz so komfortabel wie per Software unter Windows, aber weniger fehleranfällig. Starten Sie den Rechner neu und rufen Sie anschließend das BIOS-Setup mit Entf oder F2 auf. Dort finden Sie die Updater unter den Bezeichnungen Instant Flash (Asrock), EZ-Flash (Asus), Q-Flash (Gigabyte) und M-Flash (MSI). Der Ablauf ist weitgehend selbsterklärend. Lassen Sie jedoch den USB-Stick in jedem Fall angesteckt, wenn der Rechner anschließend neu startet. Einige Systeme aktualisieren ihre Firmware in mehreren Schritten.

​Anschließend fahren Sie Ihren Rechner herunter, trennen ihn vom Strom und öffnen das Gehäuse. Eventuell müssen Sie vorübergehend die Grafikkarte ausbauen, damit Sie mehr Platz haben, um den Prozessorkühler zu entfernen. Abhängig vom Kühler lösen Sie nun die Befestigungsschrauben oder die Halteklammer. Bei Modellen mit Push-Pins reicht es, die vier Verriegelungen jeweils um 90 Grad in Pfeilrichtung zu drehen. Nun können Sie den Kühler vorsichtig abheben.

Ryzen-5000-Prozessoren wie der Ryzen 7 5700G sind gerade besonders günstig. Achten Sie beim CPU-Tausch darauf, nicht die empfindlichen, goldenen Kontakt-Pins zu verbiegen.
Ryzen-5000-Prozessoren wie der Ryzen 7 5700G sind gerade besonders günstig. Achten Sie beim CPU-Tausch darauf, nicht die empfindlichen, goldenen Kontakt-Pins zu verbiegen.

​Entfernen Sie mit einem Papiertuch die Wärmeleitpaste, bevor Sie die CPU ausbauen, sonst klebt diese später an Ihren Händen. Öffnen Sie den Verriegelungshebel, anschließend können Sie den Prozessor herausnehmen. Achten Sie bei AMD-CPUs darauf, nicht die Pins, und bei Intel-Prozessoren nicht die Federchen in der Fassung zu verbiegen.

​Setzen Sie nun den neuen Prozessor ein und verriegeln Sie die Arretierung. Wenn Sie den bisherigen CPU-Kühler weiterverwenden wollen, müssen Sie dessen Grundfläche reinigen und erneut einen erbsengroßen Tropfen Wärmeleitpaste auf den Prozessor aufbringen. Alternativ können Sie die bei vielen CPUs mitgelieferten Boxed-Kühler verwenden, bei denen Wärmeleitpaste schon aufgebracht ist. Vergessen Sie nicht, den CPU-Lüfter wieder ans Board anzuschließen. Nach dem Einschalten führt der erste Weg wieder ins BIOS-Setup, denn die bisherigen Einstellungen gehen bei einem Prozessortausch verloren.

Wenig Chancen bei Komplett-PCs, Notebooks, Minirechnern

Ich verwende einen älteren Komplett-PC, klappt das CPU-Aufrüsten hier auch?

Bei Desktop-PCs großer Hersteller treten mehr Hürden auf. Zum einen gibt es im Unterschied zu einzeln erhältlichen Mainboards oft keine CPU-Kompatibilitätslisten. Zum anderen unterstützt die Firmware nicht immer alle Prozessoren einer Serie beziehungsweise nachfolgende CPU-Generationen. In Mini-PCs laufen oft nur CPUs mit maximal 65 Watt Thermal Design Power, um Netzteil und Kühlsystem nicht zu überlasten.

In Notebooks und vielen Mini-PCs mit fest verlöteten Mobilprozessoren ist ein Upgrade ausgeschlossen, denn die proprietären Hauptplatinen gibt es nur selten einzeln zu kaufen. Als einer der wenigen Hersteller bietet Framework für das gleichnamige Notebook Upgrade-Boards an. Allerdings lohnt sich das nur selten, weil die Preise dafür bei 500 Euro beginnen. (chh@ct.de)

Kommentieren