c't 1/2023
S. 146
Wissen
Schlafforschung
Bild: Rudolf A. Blaha

Radarkontrolle am Bett

EEG-Haftpatch und Radar bringen das Schlaflabor nach Hause

Schlafprobleme sind verbreitet, Plätze im Schlaflabor hingegen rar. Mit möglichst wenig störender Sensorik wollen Forscher Biowerte während des Schlafs in gewohnter Umgebung messen – mit selbstklebenden Elektroden im Gesicht und Radargerät auf dem Nachttisch.

Von Arne Grävemeyer

Wenn ein Mensch nachts nicht gut schläft oder sogar am Tag häufig kurz einnickt, dann können Mediziner das Schlafverhalten am gründlichsten nach ein oder zwei Nächten im Schlaflabor analysieren. Bei der sogenannten Polysomnografie kommt die ganze Palette verfügbarer Messmethoden zum Einsatz: Die Aufnahme der Hirnströme (Elektroenzephalografie, EEG) erkennt die Schlafphasen und den Traumschlaf, das Elektrokardiogramm (EKG) verfolgt Herzfrequenz und -rhythmus, Mikrofone belauschen die Schnarchgeräusche, ein Brustgurt misst die Atembewegungen, Elektroden messen die Muskelspannung des Kinns sowie Beinmuskelbewegungen, ein Fingersensor die Sauerstoffsättigung des Blutes, ein anderer Sensor den Atemfluss und eine Infrarotkamera behält Körperlage und Schlafbewegungen im Blick. Weitere Messungen etwa des Blutdrucks oder von nächtlichen Erektionen können hinzukommen.

Ein Patient, der solchermaßen mit vielen Elektroden, Sensoren, Gurten und Schnallen ausstaffiert, von Kameras überwacht und von Pflegenden betreut wird, schläft im Labor möglicherweise in der ersten Nacht gar nicht ein – auf jeden Fall ist die Situation anders als daheim. Trotz der vielfältigen Messmethoden sind die alltäglichen Schlafprobleme eines Patienten dann im Schlaflabor nicht zu beobachten. Abgesehen davon sind die Plätze in den gut ausgestatteten Schlaflaboren begrenzt, lange Wartelisten für Termine sind die Folge.

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