Aktuell | IT-Fachkräfte, Bildung | c't

Deutschlands größtes IT-Bootcamp

Die Berliner „Spiced Academy“ und die Hamburger IT-Schule „Neue Fische – School and Pool for Digital Talent“ haben sich zu einem Bildungsanbieter zusammengeschlossen.

Kurze, praxisorientierte Kurse und maßgeschneiderte Angebote auch für Frauen und Teilnehmer in Elternzeit gehören zum Konzept der IT-Bootcamps der Anbieter „Neue Fische“ und „Spiced Academy“.

Foto: Neue Fische

Das gemeinsame Angebot richtet sich an Hochschulabsolventen, aber auch an Studienabbrecher und Menschen auf der Suche nach einer neuen beruflichen Ausrichtung. 12 Wochen Ausbildung in einem der Bootcamps der beiden Unternehmen plus Bewerbungscoaching soll sie fit machen für einen Job in der IT; Teilnehmer in Teilzeit absolvieren die Kurse in 24 Wochen. In den Camps geht es um Web-Entwicklung, UX-Design, Programmierung von Apps oder Cloud-Anwendungen, Datenanalyse und KI.

Die Leitung beider Unternehmen liegt künftig bei Dalia Das, der Gründerin von „Neue Fische“. Durch den Zusammenschluss sei „das größte Bootcamp für digitale Talente in Deutschland“ entstanden, so Das. 92 Prozent der Bootcamp-Absolventen finden laut Anbieter einen Job im IT-Umfeld. Der Frauenanteil liegt bei rund 40 Prozent – mehr als doppelt so hoch wie der Anteil der in der IT-Branche tätigen Frauen. „Dies zeigt, wie groß das tatsächliche Interesse von Frauen ist, im IT-Umfeld zu arbeiten“, so Das.

Am 24. Oktober startete eine neue, sechsmonatige Ausbildung zum Data Practitioner, die vormittags online live stattfindet. Zielgruppen sind unter anderem alleinerziehende Personen und Eltern in Teilzeit. „Dieses Angebot gab es noch nie in Deutschland, dabei hat gerade diese Gruppe ein riesiges Potenzial, den Fachkräftemangel zu lindern“, erklärt Das. Beide Unternehmen wollen künftig mehr Teilzeitangebote dieser Art anbieten. 2023 sollen unternehmensinterne IT-Weiterbildungen von Beschäftigten hinzukommen. Unternehmen trauten ihren Mitarbeitern einfach zu wenig zu, so die Expertin. Sie empfiehlt Arbeitgebern, sich auf der Suche nach IT-Fachkräften nicht nur auf dem umkämpften Arbeitsmarkt umzusehen, sondern eigene Beschäftigte für neue Aufgaben auszubilden. (dwi@ct.de)

Digitale Bildung gemeinsam voranbringen

Lehrer und Pädagogische Fachkräfte von der Kita bis zur Uni melden sich unter „Bildung #mitgedacht“ mit Ideen zur digitalen Bildung zu Wort.

Am 19. September 2022 hatte die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz ein Gutachten zur Digitalisierung im Bildungssystem herausgegeben (siehe c’t 22/2022, S. 34). Mit der inhaltlichen Ausrichtung des Gutachtens sind etliche Bildungsexperten und Medienpädagogen nicht einverstanden. „Es bedarf nicht nur technischer Ausstattung, sondern grundlegender Veränderungen im Lehren, Lernen und Prüfen“, heißt es auf der Website bildung.mitgedacht.net.

Auch dass das Gutachten aus der Feder einiger weniger Experten stammt, kritisieren die Betreiber der Website um den Bielefelder Erziehungswissenschaftler Dan Verständig: „Wir plädieren für eine Öffnung des Bildungsdiskurses und die Anerkennung von Pluralität in Forschung und Bildungspraxis.“ In den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass viele Lehrkräfte mitgedacht und innovative Lösungen umgesetzt hätten. Die Website fordert sie dazu auf, unter der Überschrift „Bildung #mitgedacht“ eigene Ideen und Meinungen in YouTube-Kurzvideos zu dokumentieren. (dwi@ct.de)

Digitalpakt holpert weiter

Der Digitalpakt, ein groß angelegtes Förderprogramm des Bundes für die Länder, ist insgesamt keine Erfolgsgeschichte. Während die Stadtstaaten Bremen und Hamburg inzwischen fast alle Fördermittel zur IT-Ausstattung von Schulen abgerufen haben, klemmt es in den Flächenstaaten nach wie vor. In Schleswig-Holstein floss bisher nur etwas mehr als ein Drittel des Geldes. Das ergab jetzt die Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage des FDP-Fraktionschefs Christopher Vogt. Die Schulträger hätten mehr Hilfe bei den Anträgen gebraucht, die Schulen mehr Freiheit bei der Umsetzung, so Vogt.

Die Antragsfrist für Mittel aus dem Digitalpakt endet am 31.12.2022. In einen kritischen Bericht an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages forderte der Bundesrechnungshof dringend, das Projekt nicht fortzuführen (siehe c’t 19/2022, S. 34). (dwi@ct.de)