c't 23/2022
S. 36
Aktuell
Kritische Infrastruktur
Bild: Deutsche Bahn AG, Volker Emersleben

Unschützbar?

Sabotage bei der Bahn

Mit gezielten Schnitten durch Glasfaserkabel haben es Angreifer geschafft, das norddeutsche Eisenbahnnetz für rund drei Stunden lahmzulegen. Schnell wurden Stimmen laut, Bahn und Sicherheitsbehörden hätten beim Schutz kritischer Infrastruktur versagt. Derweil sagt das Vorgehen viel über die Täter aus.

Von Jan Mahn

Etwa drei Stunden ging am Morgen des 8. Oktober fast nichts im norddeutschen Fernverkehr und in weiten Teilen des Nahverkehrs. Grund war ein Ausfall des GSM-R(ailway)-Netzes, ein Mobilfunknetz, das eigens für die Kommunikation mit Zügen unterhalten wird. Ohne die Verbindung zwischen Zügen und Fahrdienstleitern muss der Verkehr ruhen. Bisher unbekannte Täter hatten, wie der Polizeiliche Staatsschutz in Bochum und das Landeskriminalamt Berlin mitteilten, Lichtwellenleiter in Herne und Berlin durchtrennt. Die Ermittler erklärten, dass diese Angriffe ausreichten, um die Infrastruktur des GSM-R-Netzes und das Backup-System vom Netz zu nehmen.

Dass sich die Kommunikation der Bahn derart einfach stören lässt, warf schnell Fragen auf, die weit über den Bahnverkehr hinausgehen: Sind kritische Infrastruktur und Datennetze gut genug gegen Sabotage geschützt? Hat die Bahn hier Fehler gemacht? Und: Waren die Täter womöglich Bahn-Insider oder fremde Geheimdienste?

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