c't 19/2022
S. 98
Test & Beratung
Haushaltsbuch-Apps

Kassensturz

Getestet: Apps zum Kostenteilen in der Gruppe

Ob die monatlichen Kosten im WG-Haushalt umgelegt werden müssen, die Auslagen für den Junggesellenabschied oder die Reisekosten des Städtetrips mit Freunden – stets lautet die Frage: Wer schuldet wem nun eigentlich wie viel? Wir vergleichen Apps, die das ohne viel Aufwand klären.

Von Dorothee Wiegand

Für Wohngemeinschaften oder Reisegruppen kann der Kassensturz zu einer unübersichtlichen Angelegenheit werden. Im Laufe eines Monats kommen in einer WG etliche Ausgaben zusammen: Der Internetanschluss läuft über Anna, während Ben die Miete zahlt und Clara den Abschlag für Strom und Gas. Alle drei WG-Bewohner kaufen reihum Getränke, Putz- und Lebensmittel ein. Das alles an jedem Monatsende in eine Tabellenkalkulation einzutippen und richtig zu verrechnen, gleicht einer Strafarbeit. Viel schneller, einfacher und zudem fehlerfrei gelingt die Abrechnung mit einer eigens dafür gedachten App.

Solche gemeinschaftlich nutzbaren Apps bieten sich auch zum Abrechnen einer selbst organisierten Gruppenreise an. So bleibt nach dem Urlaub nicht das schale Gefühl, womöglich einen zu großen Anteil zur Reisekasse beigetragen zu haben.

Großes Angebot

Das Angebot an Hilfsmitteln für Gruppenkassen aller Art ist riesig. Es gibt vorgefertigte Excel-Tabellen zum Download, Web-Apps und eine große Auswahl an Apps in den Stores. Die Kostenteilungshelfer, die es in diesen Test geschafft haben, stellen daher nur eine kleine Auswahl aus dem umfangreichen Angebot an Apps rund ums Geld dar. Folgendes war uns bei der Auswahl wichtig: aktuelle, deutschsprachige Versionen für iOS und Android, die Möglichkeit, sich gratis einen ersten Eindruck von der App zu verschaffen, die gemeinsame Nutzung in der Gruppe und vor allem solide Funktionen zum Abrechnen und Schuldenausgleichen. Angenommen, Anna kauft für 12 Euro Putzmittel für die WG, Ben besorgt für 30 Euro Lebensmittel für alle beim Supermarkt und Clara zahlt auf dem Markt 18 Euro für Obst und Gemüse. Zusammen sind das 60 Euro, die auf drei Personen verteilt werden müssen. Jeder der drei hätte rechnerisch 20 Euro zu zahlen. Eine App hilft nun am besten, wenn sie klar vorgibt: Anna zahlt 8 Euro an Ben, Clara zahlt 2 Euro an Ben – dann sind alle quitt.

Die folgenden Apps haben wir uns genauer angeschaut: „Cashinator – Kosten teilen“, „Settle Up – Group Expenses“, „Splid – Abrechnen mit Freunden“, „Splittr – Ausgaben teilen“, „Splitwise“, „TravelSpend Reisekosten Budget“ und „Tricount – Ausgaben teilen“. Im folgenden Text und in der Tabelle auf Seite 103 verwenden wir meist als Kurzform nur das erste Wort des Namens.

Die gemeinsame Nutzung kann so aussehen, dass ein Kassenwart oder Reiseleiter allein Buch führt und später allen Gruppenteilnehmern eine Abrechnung zukommen lässt. Ein anderes Nutzungsszenario sieht so aus, dass alle Mitglieder der Gruppe gleichberechtigt ihre Ausgaben eintippen. Dazu muss jedes Gruppenmitglied die App auf einem Mobilgerät einrichten. So oder so lädt der Initiator einer Gruppe alle anderen mit einem Code oder Link in die Gruppe ein.

Einige der getesteten Apps zum Kostenteilen gibt es nicht nur für Mobilgeräte, sondern auch als Web-App. Mit der von Tricount lassen sich Daten bequem erfassen und flexibel darstellen.
Einige der getesteten Apps zum Kostenteilen gibt es nicht nur für Mobilgeräte, sondern auch als Web-App. Mit der von Tricount lassen sich Daten bequem erfassen und flexibel darstellen.

Einige Apps lassen sich anonym nutzen. Falls eine Anmeldung gewünscht oder obligatorisch ist, kann man sich mit E-Mail-Adresse und selbst gewähltem Passwort registrieren oder bei einigen Apps alternativ mit einem Google-, Facebook- oder Apple-Nutzerkonto einloggen. Settle Up, Splitwise und Tricount gibt es nicht nur für Mobilgeräte, sondern auch als Web-App. Falls sich ein kleiner Stapel Kassenzettel angesammelt hat, deren Beträge in einem Rutsch in der App festgehalten werden sollen, verspricht solch eine Web-App eine komfortable Alternative zur mitunter fummeligen Dateneingabe am Smartphone.

Die meisten Apps nehmen Fotos entgegen und verknüpfen sie mit Ausgaben. Das erleichtert die Dateneingabe allerdings nicht etwa durch eine integrierte Zeichenerkennung (OCR), sondern dient lediglich dazu, Kaufbelege als Nachweis zu ergänzen oder auf Reisen einen Schnappschuss vom Restaurant oder Souvenirshop als Gedächtnisstütze. Lediglich Splitwise bietet in der Vollversion eine OCR-Funktion, die jedoch mit unseren Test-Kassenzetteln aus dem Drogerie- und Supermarkt nichts anfangen konnte.

Kommentare lesen (2 Beiträge)