c't 19/2022
S. 90
Test & Beratung
ITX-Gehäuse

Möchtegern-Minis

Vier PC-Gehäuse für Mini-ITX-Mainboards

Der neue Desktop-PC soll klein sein, aber keine Kompromisse bei der Leistung eingehen? Dann muss ein Mini-ITX-Gehäuse mit mehr Platz her. Vier Modelle vom Kompaktkasten mit Tragegriff bis zum Mini-Tower versuchen sich im Test am Spagat zwischen Performance und geringer Größe.

Von Benjamin Kraft

Mini-ITX-Systeme bringen viel Leistung auf wenig Fläche unter. Nachteil kleiner Gehäuse wie das DAN Cases A4-SFX [1] oder dessen etwas größerem Ableger A4-H2O: Voluminöse, leistungsfähige und leise Kühler passen ebenso wenig hinein wie dicke, lange Grafikkarten. Die ausgewählte Hardware am Ende ins Gehäuse zu bekommen, gestaltet sich dann auch noch schwierig.

Wer also ein kompaktes System zusammenstellen möchte, ohne sich bei der Wahl der Komponenten allzu sehr einzuschränken oder anschließend beim Einbau die Finger zu verknoten, sucht die Mary-Poppins-Tasche unter den Gehäusen: außen klein, innen geräumig. Wir haben uns vier Gehäuse ausgesucht, die versuchen, diesen Gegensatz aufzulösen. Das kompakteste ist das Lian Li TU150 für rund 110 Euro, das größte das Torrent Nano für 130 Euro von Fractal Design im Mini-Tower-Look. Dazwischen ordnen sich das Jonsbo V8 und das Silverstone Sugo 15 ein, die beide wie liegende Quader gestaltet sind. Preislich stecken diese beiden die Endpunkte in diesem Testfeld ab, denn das V8 ist ab 95 Euro zu bekommen, das Sugo 15 gibt es nicht unter 180 Euro.

Ausstattung

Die Gehäuse für den Test hatten einige Anforderungen zu erfüllen. Beispielsweise sollte der Platz reichen, um einen großen Tower-Kühler unterzubringen. Mindestens 165 Millimeter Bauhöhe vertragen die vier Möchte-Minis. Zur Einordnung: Der von uns gewählte Scythe Mugen 5 misst knapp 155 Millimeter. Alternativ erlauben alle Hersteller übrigens auch den Einbau einer Wasserkühlung, je nach Gehäuse mit 120- oder 240-Millimeter-Radiator.

Außerdem wollten wir eine Dual-Slot-Grafikkarte einbauen können; beim Jonsbo V8 darf deren Kühler den zweiten PCIe-Slot noch etwas überragen. Die anderen drei Kandidaten schlucken sogar je eine Triple-Slot-Karte. Im Lian Li TU150 finden Grafikbeschleuniger bis 320 Millimeter Länge Platz, was meist reicht – solange der PCIe-Stromstecker nicht nach vorn, sondern zur Gehäuseseite zeigt. Die anderen Gehäuse bieten mindestens 10 Millimeter mehr.

Außerdem sollte auch ein SFX-L-Netzteil passen, nicht nur das kleinere SFX-Format. Der bei SFX-L größere Lüfter kann bei geringerer Drehzahl die gleiche Menge Kühlluft ins Gehäuse befördern und bleibt so leiser. Bei Fractal Design und Silverstone passt alternativ sogar ein ATX-Netzteil; Bastler profitieren von einer größeren Auswahl zu oft geringeren Preisen.

Neben einem Mini-ITX-Gehäuse wie dem DAN Cases A4-H20 (rechts) wirkt das Fractal Design Torrent Nano geradezu bullig.
Neben einem Mini-ITX-Gehäuse wie dem DAN Cases A4-H20 (rechts) wirkt das Fractal Design Torrent Nano geradezu bullig.

Alle Testkandidaten nehmen mindestens eine 2,5-Zoll-SSD und eine 3,5-Zoll-Festplatte auf. Da Mini-ITX-Mainboards oft bereits zwei M.2-Slots für schnelle SSDs haben, reicht das häufig aus. Wer mehr braucht, kann sich von unserem Heimserver-Bauvorschlag inspirieren lassen [2]. Die Bestückungsangaben in der Tabelle auf Seite 96 sind übrigens als Optimum zu verstehen – was wirklich geht, hängt davon ab, welche und wie viele Lüfter im Gehäuse stecken. Vor dem Kauf empfiehlt es sich daher, die Montageanleitung des Wunschgehäuses zu studieren, um zu prüfen, ob die Hardwarewunschliste auch komplett in die Behausung passt.

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