c't 19/2022
S. 120
Wissen
Videotechnik
Bild: Thorsten Hübner

Daumenkino auf Speed

Avatar 2 revolutioniert Aufnahmetechnik fürs Kino

Bislang kamen Kinofilme mit mehr als den üblichen 24 Bildern pro Sekunde beim Publikum nicht gut an: Bewegungen waren zwar flüssiger, die „High Frame Rate”-Filme wirkten dafür aber wie billige Videoproduktionen. Mit „Avatar 2” soll das anders werden: Regisseur James Cameron setzt auf eine neue Technik namens „TrueCut Motion”, die flüssige Bewegungen bringen, aber dennoch das Kinofeeling bewahren soll.

Von Nico Jurran

Erweiterter Kontrastumfang, LED-Bildwände, 3D-Sound: alleine in den vergangenen zehn Jahren hat die Kinotechnik in Sachen Bild- und Tonqualität enorme Fortschritte gemacht. Umso unglaublicher ist es, dass Kinofilme weiterhin mit 24 Bildern pro Sekunde (frames per second, fps) produziert und projiziert werden – einem Format, das mit der Einführung des Tonfilms in den 1920er-Jahren Standard wurde. Am Ende landen die Kinofilme so über Blu-ray Disc, UHD-Blu-ray oder als Videostream eins zu eins auf Fernsehern, deren Panels schon lange 60 oder gar 120 Bilder pro Sekunde darstellen können.

Technisch sind höhere Bildraten im Kino möglich – und so mancher wünscht sich die durch die niedrige Bildrate verursachten Ruckler bei schnellen Bewegungen weg. Ein Ende von „24 fps“ war dennoch bislang nicht in Sicht: Zwar brachte Peter Jackson schon 2012 seinen Film „Der Hobbit – eine unerwartete Reise” mit einer höheren Bildrate (High Frame Rate, HFR) ins Kino und Ang Lee folgte später mit „Die irre Heldentour des Billy Lynn“ und „Gemini Man“. Keiner dieser Streifen mit Bildraten von 48 bis 120 fps konnte jedoch HFR der breiten Masse schmackhaft machen – weil viele Zuschauer bei den Filmen den typischen „Kinolook“ vermissten und diese eher die Anmutung einer Telenovela hatten. Es schien, als bliebe weiter nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.

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