c't 18/2022
S. 120
Test & Beratung
P2P-Bezahl-Apps
Bild: Albert Hulm

Geld hin, Geld her

PayPal, Paydirekt, Kwitt: Bezahl-Apps im Vergleich

Mit guten Bezahl-Apps schickt man Freunden über das Smartphone schnell Geld, bezahlt Käufe vor Ort sowie in Onlineshops. Der Allzweckwaffe PayPal stehen in Deutschland die Dienste Kwitt und Paydirekt gegenüber, die mit Datenschutz und Bindung ans Girokonto punkten wollen. Wir haben die drei Apps verglichen.

Von Markus Montz

Die Brüder Anton, Bert und Carl campen übers Wochenende an der Elbe. Jeder von ihnen kauft vorher Speis und Trank, unterwegs bezahlt wechselnd einer der drei für alle. Das ausgelegte Geld wollen sie untereinander möglichst sofort begleichen, ohne Kleingeld mitzuschleppen. Mit einer P2P-, also „Person-to-Person“-fähigen Bezahlapp auf dem Smartphone sollte das ziemlich einfach gehen: Betrag eingeben und an den Bruder senden, der ausgelegt hat, fertig.

Solche P2P-Zahlungen zwischen Privatpersonen klappen verlässlich per PayPal. Die Kalifornier wickeln derzeit 90 Prozent dieser Geldtransfers in Deutschland ab. Mit Giropay-Kwitt und Giropay-Paydirekt machen ihnen zwei Angebote Konkurrenz. Wir haben getestet, wie gut die drei Apps funktionieren und welche Bezahlvorgänge sie abdecken.

Bezahldienste mit Potenzialen

Mit P2P-Bezahl-Apps können sich Privatpersonen über ihre Smartphones digital und in Echtzeit Geld schicken, ohne aufwendig ein Überweisungsformular auszufüllen. PayPal ist in Deutschland der bekannteste und älteste Dienst dieser Art. Der Dienst aus den USA (mit EU-Sitz in Luxemburg) bietet dafür ein kostenlos geführtes Onlinekonto an, oder genauer: ein Wallet. Als „Kontonummer“ des Wallets dient die Mailadresse oder Handynummer. Um Geld zu verschicken, braucht man also lediglich Mailadresse oder Handynummer des Empfängers. Das ist einfach und hat zusätzlich den Vorteil, dass weder Sender noch Empfänger Kreditkarten- oder Kontodaten preisgeben müssen.

Das PayPal-Wallet vermittelt quasi zwischen den Girokonten der Nutzer. Von dort aus lädt man das Wallet per Überweisung mit Geld auf, alternativ hinterlegt man eine Kreditkarte oder ein Lastschriftmandat. Reicht das Guthaben im Wallet nicht für eine Zahlung, bucht PayPal das fehlende Geld vom Konto oder der Karte ab. Umgekehrt kann man Guthaben vom PayPal-Wallet aufs Bankkonto überweisen. Dieses System funktioniert mit nahezu jedem Girokonto bei nahezu jedem Kreditinstitut.

Das PayPal-Wallet kann man mit einer App und im Browser verwalten. Mit dem Wallet kann man nicht nur (kostenlos) Geld an Freunde schicken, sondern auch (kostenpflichtig) Käufe und Verkäufe abwickeln, etwa auf Flohmärkten oder über Kleinanzeigenportale. Am bekanntesten ist PayPal aber als Bezahlmethode für kleine und große Onlineshops. Flankiert wird das Ganze von einem Käufer- und Verkäuferschutz für den Onlinehandel.

Daneben versucht PayPal seit Jahren, im stationären Einzelhandel Fuß zu fassen. Dort sollen Zahlungen über statische QR-Codes abgewickelt werden, die der Nutzer mit seiner PayPal-App an der Kasse einliest. In einem alternativen Verfahren scannt die Kasse einen dynamischen Code, den die App erzeugt.

Dienste mit einem vergleichbar großen Funktionsumfang wie PayPal sind in anderen Ländern längst Standard, beispielsweise in der Schweiz Twint, in Dänemark Mobile Pay oder in China die Giganten WeChat Pay und Alipay.

Zumindest beim P2P-Modell für das Smartphone hat PayPal auch in Deutschland derzeit Konkurrenz: Paydirekt startete 2015 unter der Ägide der deutschen Kreditwirtschaft als Dienst für den Onlinehandel. Paydirekt ist kein Wallet, sondern setzt direkt auf dem Girokonto auf. Zahlt man in Onlineshops mit Paydirekt, vermittelt der Dienst über die Mailadresse oder einen Nutzernamen zwischen Bank und Shop; Nutzer müssen meist nur per Passwort bestätigen. Der Händler bekommt wie bei PayPal keine Zahlungsdaten, ebenso bietet Paydirekt einen Käufer- und Verkäuferschutz und ist für den Käufer kostenlos.

Mit der Smartphone-App „Giropay“ (siehe Kasten) können Paydirekt-Nutzer nach dem P2P-Prinzip direkt vom Girokonto Geld an die Handynummer oder Mailadresse des Empfängers schicken. Über den Browser geht das bislang allerdings nicht.

Parallel dazu legten die Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Sparkassen Ende 2016 Kwitt als reine P2P-Bezahlfunktion für die private Nutzung auf. Sie integrierten Kwitt in ihre Onlinebanking-Apps und verknüpften den Dienst mit dem Girokonto. Anstelle einer Überweisung genügt die Angabe der Handynummer des Empfängers, um ihm in Echtzeit Geld zu schicken. Mittlerweile bieten noch mehr Banken Kwitt an, dazu gleich mehr.

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