c't 13/2022
S. 90
Test & Beratung
Mittelklasse-Smartphones um 350 Euro

Angriffslustig

Sechs erschwingliche Android-Smartphones im Vergleichstest

Tolle Kameras, scharfe Displays und schnelle Prozessoren findet man nicht nur im Smartphone-High-End, sondern auch in der Mittelklasse um 350 Euro – und sogar jahrelang Android-Updates. Das Problem an der Sache: Kein Smartphone vereint all diese Eigenschaften.

Von Robin Brand und Steffen Herget

Während sich die Smartphones in der Oberklasse eher um Nuancen unterscheiden, sind die Unterschiede in der Mittelklasse gewaltig. Wir haben sechs Geräte für Fotografen, Spieler, Display-Liebhaber und Dauernutzer für rund 350 Euro getestet und dabei überraschende Qualitäten und gravierende Mängel gefunden.

Ist die Dichte an chinesischen Smartphone-Herstellern in allen Preisklassen generell hoch, dominieren sie das Segment der Sub-400-Euro-Smartphones vollends. Im Test stemmen sich das im Preis gefallene Nokia X20 und Samsungs Galaxy A53 gegen vier chinesische Kontrahenten: Honor Magic4 Lite, Motorola Moto G200, Realme 9 Pro+ und das Redmi Note 11 Pro+ von Xiaomi. Oppo Reno 7 und Huawei Nova 9 SE scheitern an unserer Mindestvorgabe, dass die Smartphones den aktuellen Mobilfunkstandard 5G beherrschen müssen. Die Angebote von Vivo und OnePlus in diesem Preisbereich finden keine Beachtung, weil der gemeinsame Mutterkonzern BBK durch das sehr ähnlich ausgestattete Realme 9 Pro+ bereits vertreten ist. Apple, Google und Sony verkaufen keine Smartphones unter 400 Euro.

Die Geräte sind durch die Bank solide verarbeitet, obwohl die Hersteller vornehmlich Kunststoff für die Rückseiten verwenden. Gegenüber Glas hat das den Vorteil, dass es besser gegen Sprünge und Risse geschützt ist, allerdings schlechter gegen Kratzer. Gegen das Eindringen von Wasser und Staub abgedichtet ist nur das Gehäuse des Galaxy A53 (IP67), gegen Spritzwasser geschützt sind das Motorola- und das Xiaomi-Smartphone (IP52). Für kleinere Hände eignen sich die kompakten Smartphones von Realme und Samsung. Ausladend bemessen sind vor allem das Nokia- und das Motorola-Smartphone.

Die Displaydiagonalen reichen von 6,4 (Realme) bis 6,8 Zoll (Honor, Motorola). Mit Punktdichten von rund 400 dpi sind sie allesamt scharf genug, um auch kleine Schriften lesbar darzustellen – und besser als zum Beispiel das aktuelle Apple iPhone SE oder das iPhone 11.

Scharfe Displays geben Durchblick

Kontraststarke und hell leuchtende OLED-Panels gehören dagegen noch nicht zur Grundausrüstung in der 400-Euro-Klasse. Es gilt genau hinzusehen: Höchsten Ansprüchen genügen zum Beispiel die 120-Hertz-OLEDs von Samsung und Xiaomi. Trotz 144 Hertz zählt das IPS des Moto G200 zu den schlechteren im Testfeld, weil es sehr blickwinkelabhängig ist. Diese Schwäche teilt es mit dem Nokia-Display, das als einziges nur mit statischen 60 Hertz anzeigt. Die weiteren Hersteller verwenden schnelle Displays mit maximal 90 oder 120 Bildern pro Sekunde. Dynamische Bildraten, die die Anzeige automatisch dem dargestellten Inhalt anpassen, sind allerdings noch vornehmlich in der Oberklasse zu finden. Auch die LTPO-2.0-Technik, die die Bildrate bis auf 1 Hertz herunterregeln kann, um zum Beispiel im Always-on-Modus Akku zu sparen, bleibt bislang teureren Smartphones vorbehalten.

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