c't 13/2022
S. 34
Aktuell
Prozessoren

Bit-Rauschen

AMD Ryzen 7000, zu fette Aktienpakete und ein Rekordprozessor

AMD veröffentlicht Daten zur mäßigen Leistung des Zen-4-Prozessors Ryzen 7000. Intel-Aktionäre ärgern sich über hohe Boni. Das Start-up Tachyum haut mächtig auf die Pauke.

Von Christof Windeck

Es könnte knapp werden: Laut AMD legen die kommenden Desktop-PC-Prozessoren der Serie Ryzen 7000 mit Zen 4 bei der Singlethreading-Rechenleistung nur um 15 Prozent zu. Außerdem liegt das weiterhin 16-kernige Topmodell im 3D-Renderer Blender um 31 Prozent vor Intels Core i9-12900K. Gegner des Ryzen 7000 wird jedoch der Core i-13000 „Raptor Lake“ sein, der zwar wie der Core i-12000 weiterhin höchstens acht P-Kerne hat, aber doppelt so viele E-Kerne (16 statt 8). Dazu spekuliert man noch über Verbesserungen der P-Kerne plus größere Caches.

Unter dem Blechdeckel des Ryzen 7000 sieht es aufgeräumt aus: Die beiden CPU-Chiplets (oben) lässt AMD bei TSMC mit N5-Technik fabrizieren und das I/O-Die (unten) mit N6-Technik., Bild: AMD
Unter dem Blechdeckel des Ryzen 7000 sieht es aufgeräumt aus: Die beiden CPU-Chiplets (oben) lässt AMD bei TSMC mit N5-Technik fabrizieren und das I/O-Die (unten) mit N6-Technik.
Bild: AMD

Auch bei den Mobilprozessoren, wo AMD in den vergangenen Quartalen erheblich an Marktanteil hinzugewann, enttäuscht ein erster Blick auf den Ryzen 6000U, siehe Seite 36. Er liegt dicht beim Core i5/i7 der Generation Core i-1200P (Alder Lake), zumindest wenn letzterer in Notebooks mit guter Kühlung steckt. AMD könnte daher gezwungen sein, vom hohen Preis-Ross herabzusteigen.

Die Kosten für die Chipfertigung dürften hingegen steigen. Sie sind zwar nicht genau bekannt, weil Auftragsproduzenten wie TSMC und Samsung keine Preislisten veröffentlichen und weil es auf den Aufbau des jeweiligen Chips ankommt. Doch die Auftragsfertiger wollen unter anderem steigende Energie- und Rohstoffpreise an ihre Kunden weitergeben. Bei der 2-Nanometer-Technik könnte es ab 2026 noch deutlich teurer werden, denn ein einziges der dazu nötigen High-NA-EUV-Lithografiesysteme von ASML kostet über 400 Millionen Euro – mehr als doppelt so viel wie die aktuellen EUV-Systeme mit kleinerer numerischer Apertur (NA) für 7-, 5- und 3-Nanometer-Technik.

Zudem verschlingt die Chipentwicklung mit wachsender Anzahl an Transistoren immer mehr Geld. Die Berater von McKinsey schätzen, die Entwicklung eines aktuellen 5-Nanometer-Chips kostet mehr als eine halbe Milliarde Euro, zumindest im hypothetischen Fall eines komplett neuen Designs.

CEO-Millionen

Pat Gelsinger scheffelt zu viel Geld, meinen Intel-Aktionäre. Auf der Aktionärsversammlung stimmte eine deutliche Mehrheit gegen enorme Aktienboni. Dieses Votum hat aber keine bindende Wirkung, weshalb sich Gelsinger wohl trotzdem auf ein Aktienpaket im Wert von umgerechnet rund 170 Millionen Euro freuen darf. Das Votum der Aktionäre ist eher als Mahnung zu verstehen, denn obwohl sie schon im Vorjahr die Boni ablehnten, stimmten sie jetzt dafür, dass Pat Gelsinger und seine Mannschaft weiter am Ruder bleiben soll.

AMD-Chefin Lisa T. Su erhält deutlich weniger als Gelsinger, kann sich aber über rund 60 Millionen US-Dollar jährlich auch nicht beklagen. Sie spendete dem Massachusetts Institute of Technology (MIT), an dem sie 1994 über SOI-MOSFETs promovierte, Geld für ein neues Gebäude, das nun ihren Namen trägt. Außerdem hat sie eine Stiftung gegründet, die herausragende MIT-Studentinnen unterstützt.

Superprozessor

Das Salz in der Prozessorsuppe sind mutige Start-ups, die zur Attacke aufs Establishment blasen. Die 2016 gegründete Firma Tachyum hatte schon 2018 ihren Universalprozessor Prodigy angekündigt, der schneller als alle damaligen Spitzenreiter sein sollte. Der kleine Haken an der Sache: Dieser Chip erschien bisher nicht. Nun soll aber wirklich der verbesserte Prodigy T16128 aus der 7-Nanometer-Fertigung (N7) von TSMC kommen. Angeblich schlagen seine 128 Kerne alles, was Rang und Namen hat: Intel Xeon, AMD Epyc und Nvidia H100 „Hopper“ – und zwar gleich um den Faktor drei bis fünf. Tachyum-CEO Radoslav Danilak ist kein Unbekannter, sondern gründete vor 16 Jahren die Firma Sandforce, deren SSD-Controller einige Jahre populär waren. Als Berater (Advisors) bezahlt Tachyum bekannte Namen aus der Chipbranche wie den ehemaligen AMD-CTO Fred Weber sowie Steve Furber, der vor mehr als 30 Jahren gemeinsam mit Sophie Wilson die ersten ARM-Chips entwickelte.

Eine freudige Überraschung bescherte Nvidia mit quelloffenen (Treiber-)Modulen für den Linux-Kernel. Die sind zunächst zwar nur für die Nutzung von Nvidia-GPUs als Rechenbeschleuniger gedacht – also nicht für die Beschleunigung von 3D-Spielen –, sind aber ein wichtiger Schritt hin zur Entwicklung offener (nouveau-)Grafiktreiber für Nvidia-Karten. Bislang galt Nvidia als Negativbeispiel für proprietäre Treiber und man spekuliert eifrig, was den Sinneswandel ausgelöst haben mag. Vielleicht spielt die kommende Intel-Konkurrenz eine Rolle, aber eher wegen der Ponte-Vecchio-Rechenchips für Supercomputer als wegen der Arc-Grafikkarten für Gaming-PCs. (ciw@ct.de)

Podcast Bit-Rauschen: ct.de/y3j6

Kommentieren