c't 13/2022
S. 150
Wissen
Gray-Code

Gray ist alle Theorie

Raffinierter Binärcode mit Fehlererkennung

Ratternde Fallblattanzeigen sind aus den meisten Bahnhöfen verschwunden. Heute gibt es sie fast nur noch im Museum oder für Bastler in der Kleinanzeige. Um die Technik mit einem Arduino zum Leben zu erwecken, machten wir uns auf eine Reverse-Engineering-Reise, die uns bis zu den Anfängen der Digitaltechnik und ins Jahr 1947 führte.

Von Jan Mahn

Drrrrrrrrrrrrrrrrr. Bis Anfang der 2000er-Jahre signalisierte dieses Geräusch in Flughäfen und Bahnhöfen: „Es gibt Neuigkeiten. Schauen Sie mal besser nach oben auf die Anzeigetafel.“ In Zeiten, in denen Bildschirme mit vielen Metern Diagonale technisch nicht möglich oder unbezahlbar waren, wiesen sogenannte Fallblattanzeigen Reisenden den Weg zu Bahnsteig oder Gate. Das Prinzip: An einer waagerechten Achse hängen Kunststofftafeln mit Buchstaben, Zahlen und gängigen Sonderzeichen, in der Mitte halbiert, damit sie beim Drehen der Achse umklappen.

Jedes Zeichen ist eine Baugruppe mit eigenem Motor und einer Platine zur Ansteuerung. Eine große Anzeige in einer Bahnhofshalle bestand aus hunderten solcher Module, und wenn mal ein Zeichen klemmte, mussten Techniker mit der Hubarbeitsbühne ausrücken und das Modul ersetzen. Doch so schön das Geräusch der klappernden Tafeln auch war, Bahn und Flughafenbetreibern wurde die Wartung der mechanisch aufwendigen Geräte irgendwann zu teuer – heute hängen große Monitore in den Wartehallen und die Fallblattmodule landeten bei Eisenbahnfans, in Museen und immer wieder auch mit dem Hinweis „für Bastler“ in Kleinanzeigenportalen.

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