c't 13/2022
S. 108
Test & Beratung
Notfall-Radios

Leierkästen

Kurbelradios für den Notfall

Katastrophen aller Art rücken auch in Deutschland wieder ins Blickfeld. Zur Vorsorge empfehlen Behörden Kurbelradios, die auch bei Stromausfall mit Infos versorgen. Wir testeten sechs Geräte darauf, ob sie katastrophal schlecht oder gut sind.

Von Michael Link und Urs Mansmann

Radio? Kennense noch? Das sind diese Geräte, mit denen ein Musik- oder Informationsprogramm empfangen wird, ohne dass man dafür Internet braucht. Den Analog-Rundfunk kann man zwar als technisch überholt belächeln, doch übers Radio können sich Betroffene auch dann noch informieren, wenn Überflutungen oder Stürme die Stromversorgung und den Mobilfunk zusammenbrechen lassen.

Dass Katastrophen auch hierzulande geschehen können, mussten besonders im vergangenen Jahr viele leidvoll erfahren. Wir haben uns daher eine Empfehlung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zu Herzen genommen: Es rät Bürgern ausdrücklich, batteriebetriebene oder Kurbelradios vorzuhalten. Wir haben sechs solcher Notfallradios getestet und einige Wochen lang im Einsatz gehabt.

Solche Geräte bekommt man bei Amazon und anderen Versendern für 20 bis 50 Euro. Wir haben sieben bestellt, aber eins ist womöglich gegen einen Eisberg geprallt oder im Hafen von Shanghai hängengeblieben. Rechtzeitig angekommen sind die Modelle von Aozbz, Bewinner, Degen, Heitign, Renkforce und Ubeiyi. Alle von uns getesteten Geräte enthalten Gimmicks wie Leuchten, Sirenen oder Solarzellen (zum Aufladen des Akkus) oder eine Powerbank für USB-betriebene Geräte.

Mit Kurbeldrehungen lädt man das Radio auf, wenn der Akku leer ist. Ganz mühelos ist die Kurbelei aber nicht.
Mit Kurbeldrehungen lädt man das Radio auf, wenn der Akku leer ist. Ganz mühelos ist die Kurbelei aber nicht.

Blitz und Donner

Erstaunlicherweise war die Unwetterwarnung das erste, was die Entdecker der Radiowellen sich mit Funkempfängern zunutze machen wollten. Dazu erfand beispielsweise Alexander Popow 1895 ein seltsames Gerät. Es empfing über einen metallenen Luftdraht, den er später Antenne nannte, weit entfernte elektrische Entladungen von Blitzen und konnte somit vor einem heranziehenden Gewitter warnen. Die Erfindung mündete in Radiogeräte, und dass sie vor potenziell gefährlichen Ereignissen warnen, ist auch heute noch so.

Funkwellen gehen seltsame Wege und verhalten sich je nach Frequenzbereich unterschiedlich. Während Ultrakurzwellen sich quasioptisch ausbreiten, kann man auf Lang-, Kurz- und Mittelwelle mitunter – aber eben nicht immer – weit entfernte Sender empfangen. In den vergangenen Jahren wurden die meisten leistungshungrigen Kurz-, Mittel- und Langwellenrundfunksender jedoch aus Kostengründen abgeschaltet, nur noch wenige Radiostationen senden noch auf diesen Bändern.

Gleichwohl enthalten viele Notfallradios noch Empfangsbereiche dafür. Die hochintegrierten und spottbilligen Schaltkreise ermöglichen das quasi nebenbei und UKW/MW/KW/LW klingt universeller als das schnöde UKW. Mehr als UKW braucht man hierzulande nicht.

Kommentare lesen (3 Beiträge)