c't 12/2022
S. 178
FAQ
Windows-Insider

FAQ

Windows Insider

Das Betatestprogramm Windows Insider gibt es seit bald acht Jahren. Seit Windows 11 hat Microsoft einiges am Insider-Programm geändert – hier lesen Sie unsere aktualisierten Antworten auf die häufigsten Fragen.

Von Jan Schüßler

Insider-Programm

Windows Insider – was ist das genau?

Im Insider-Programm stellt Microsoft Beta- oder Vorabversionen seiner Software zum Testen bereit. Dabei geht es sowohl um künftige, noch unfertige Versionen von Windows 11, als auch um Testversionen kumulativer Updates für Windows 10 und 11. Mit letzteren lässt Microsoft vor allem solche Updates testen, die nicht sicherheitskritischer Natur sind, sondern Fehler oder Probleme mit Stabilität, Bedienung und ähnlichem korrigieren.

Wer Insider-Vorabversionen testen will, zahlt einen Preis – nicht mit Geld, sondern mit Daten. Microsoft will genau wissen, was man mit dem PC anstellt, also welche Apps man nutzt und wie schnell und stabil das System läuft, im Zweifelsfall auch, welche Schaltflächen man anklickt und wie lange man zuvor herumgescrollt hat, um die Schaltfläche zu finden. Hin und wieder fordert die App „Feedback“ dazu auf, seine Meinung über eine eben benutzte App oder Funktion an Microsoft zu schicken – das gilt prinzipiell für Windows 10 und 11, wobei Microsofts Neugier bei Windows 11 für unseren Eindruck inzwischen deutlich stärker ausgeprägt ist. Die App fragt etwa, warum man die täglich wechselnden Spotlight-Desktop-Hintergründe abgeschaltet hat oder wie gut man die Taschenrechner-App findet. In der Feedback-App kann man zudem Probleme und Vorschläge an Microsoft melden und bereits von anderen Teilnehmern eingetragenen Problemberichten mit einem Klick zustimmen.

Es verbietet sich daher von selbst, eine Insider-Installation mit in irgendeiner Weise sensiblen Daten zu benutzen, ganz zu schweigen von Geschäftsdaten. Neue Insider-Versionen kommen per Windows Update auf den PC. Microsoft unterscheidet sie anhand der Build-Nummer, die Sie per Windows-Taste, winver, Eingabetaste auslesen können. Daher hat es sich etabliert, von „Insider-Builds“ zu sprechen.

Die Teilnahme am Insider-Programm ist mit ein paar Klicks in der Einstellungen-App erledigt.
Die Teilnahme am Insider-Programm ist mit ein paar Klicks in der Einstellungen-App erledigt.

Aber warum?

Warum sollte man beim Insider-Programm mitmachen?

Einen ganz praktischen Nutzen dürften Vorabversionen von Windows für Entwickler haben, die ihre Programme mit künftigen Schnittstellen- und SDK-Versionen testen wollen. Für Anwender können Insider-Builds zur Befriedigung der Neugier spannend sein.

Weniger wichtig ist das Insider-Programm für Firmen-Admins. Mit Windows Update für Business können sie neue Windows-Versionen nach Veröffentlichung zunächst testen und dann schrittweise verteilen – keine Not, sich mit unfertigen Versionen herumzuschlagen. Dennoch bietet Microsoft auch ein Insider-Programm für Geschäftskunden an, die die Neuerungen möglichst früh in ihrer Infrastruktur testen wollen.

Windows-11-Anforderungen

Windows 11 hat bekanntlich harte Systemanforderungen wie TPM, recht neue CPUs, UEFI-Boot und so weiter. Gilt das auch fürs Insider-Programm?

Ja. Für Insider-Installationen von Windows 11 gelten die gleichen Systemanforderungen wie für die reguläre Version. Wenn Sie die umgehen wollen, müssen Sie zu mehr oder weniger ausgefeilten Tricks greifen, die wir in [1] beschrieben haben.

Hardware dafür

Brauche ich einen separaten PC, um am Insider-Programm teilzunehmen?

Nein, nicht unbedingt. Vorabversionen können Sie ebenso in einer virtuellen Maschine (VM) oder als Parallelinstallation zu einem produktiv genutzten System auf dem gleichen Rechner laufen lassen. Bedenken Sie aber, dass Sie beim Insider-Programm einer ausgiebigen Erfassung von Telemetriedaten zustimmen. Spätestens wenn geschäftliche Daten auf anderen Partitionen des Systems liegen, sollten Sie sicherstellen, dass sie von der Insider-Installation aus nicht sichtbar sind, zum Beispiel durch Verschlüsselung.

Als Virtualisierer eignen sich zum Beispiel das in Windows ab den Pro-Versionen enthaltene Hyper-V sowie Oracle VirtualBox und VMware Workstation Player. Ihr PC sollte ausreichend Ressourcen bieten; sinnvollerweise mindestens 8 GByte RAM und vier CPU-Kerne – die VM selbst sollte mindestens zwei Kerne und 4 GByte bekommen. Im Fall von Windows 11 müssen Sie bei der Installation gegebenenfalls auch etwas tricksen, um unerfüllte Systemanforderungen zu umgehen [1].

Die Feedback-App eignet sich nicht nur, um Vorschläge loszuwerden und Probleme zu melden, sondern auch, um von anderen gemeldete Fehler zu bestätigen.
Die Feedback-App eignet sich nicht nur, um Vorschläge loszuwerden und Probleme zu melden, sondern auch, um von anderen gemeldete Fehler zu bestätigen.

Microsoft-Konto

Brauche ich ein Microsoft-Konto, um Insider-Builds zu installieren?

Ja, und bevor es losgehen kann, müssen Sie das Konto einmalig zur Teilnahme am Insider-Programm anmelden und dafür die Teilnahmebedingungen bestätigen. Die besagen vor allem, dass Microsoft umfassende Telemetriedaten aus der Installation sammeln darf. Wenn Sie bereits ein Microsoft-Konto nutzen, spricht einiges dafür, fürs Insider-Programm ein separates Konto anzulegen – auf diese Weise landen keine Insider-Daten in Ihrem regulären Konto.

Technisch ist es durchaus möglich, eine Insider-Installation ohne Microsoft-Konto zu nutzen, indem man einfach eine Insider-Vorabversion als ISO-Datei herunterlädt und sauber neu installiert (siehe ct.de/y5g3). Es ist aber witzlos, denn der Charme des Insider-Programms liegt ja darin, neue Versionen direkt per Windows Update zu installieren. Damit das klappt, müssen Sie mit einem Microsoft-Konto an der Installation angemeldet sein und die Installation in einem der drei Insider-Kanäle angemeldet haben.

Drei Insider-Kanäle

Dev-Channel, Beta, Release Preview? Wie bitte?

Microsoft betreibt für Insider drei sogenannte Kanäle (Channels), über die meist verschiedene neue Versionen verteilt werden. Der erste ist der Dev-Kanal und bezeichnet Versionen aus der aktuellen Entwicklung – darin gibt es die aktuellsten Neuerungen, die Microsoft für die Teilnehmer freigibt. Die angebotenen Versionen sind laut Microsoft nicht an eine bestimmte künftige Windows-Version gebunden und können auch Funktionen enthalten, die es nie in ein fertiges Release schaffen werden. Als Faustregel kann aber gelten, dass das, was sich im Dev-Kanal zusammenbraut, früher oder später in den nächsten Kanal mit der Bezeichnung Beta wandert.

Der Beta-Kanal liefert das, was Microsoft als nächste offizielle Windows-Version veröffentlichen möchte. Im Regelfall gilt, dass sich am Funktionsumfang der Beta-Ausgaben kaum noch etwas ändert. Meist versieht Microsoft sie dann auch mit der neuen Versionsbezeichnung, also etwa „Version 22H2“.

Im Release-Preview-Kanal bietet Microsoft an, was wenige Tage oder maximal ein paar Wochen später für die Allgemeinheit freigegeben wird. Meist sind das kumulative Updates fürs aktuelle Windows-10- oder -11-Release. Nicht jedes Update lässt Microsoft auf diese Weise testen – nach unserem Eindruck aber offenbar vor allem nicht-sicherheitskritische, die eine besonders lange Liste von Fehlern korrigieren sollen. Aber auch neue Versionen von Windows landen kurz vor ihrer Freigabe im Release-Preview-Kanal.

Welchen Kanal?

Welchen Kanal wähle ich am besten aus?

Die Neugier zu befriedigen klappt am besten im Dev-Kanal: Darin gibt es am häufigsten Neues zu sehen. Der Beta-Kanal ist eher dann interessant, wenn Sie lieber ganz gezielt wissen wollen, wie die nächste offizielle Windows-Version aussehen wird.

Ja, ich will

Ich möchte eine Insider-Version ausprobieren. Wie gehe ich vor?

Als Basis brauchen Sie ein reguläres Windows 10 oder 11 – Achtung: Windows 10 ist nur noch im Release-Preview-Kanal sinnvoll nutzbar. Klicken Sie zunächst in den Einstellungen unter „Windows Update/Windows-Insider-Programm“ auf „Erste Schritte“. Sie müssen die Funktion mit einem Microsoft-Konto verknüpfen, damit Sie anschließend den gewünschten Kanal auswählen können. Nach dem Abnicken der Teilnahmebedingungen und einem Neustart sollte Windows Update die Insider-Version finden.

ISO-Dateien

Kann ich einen Insider-Build auch direkt per ISO-Datei installieren oder muss ich erst eine reguläre Version installieren, um dann über Windows Update ein Update auf die neueste Insider-Ausgabe zu bekommen?

Microsoft bietet ISO-Dateien für Insider-Builds an – allerdings nicht für jede neue Ausgabe, sondern nur alle paar Wochen oder gar Monate eine neue. Die Wahrscheinlichkeit ist daher groß, dass Sie, selbst wenn Sie per Insider-ISO installieren, gleich danach eine neuere Version via Windows Update bekommen.

Dokumentation

Kann ich die Neuerungen für Insider-Builds im Netz nachlesen?

Ja, Microsoft dokumentiert die jeweiligen Änderungen, Neuerungen und Korrekturen recht ausführlich in einzelnen Blog-Beiträgen; für fertige Releases listet Microsoft zudem die jeweiligen Änderungen im Vergleich zur Vorversion gesammelt auf. Für Windows 11 gibt es allerdings noch keine solche Liste, denn bislang hat Microsoft nur dessen Urversion für die Allgemeinheit freigegeben. Das soll sich im Herbst 2022 ändern. Welcher Kanal gerade mit welcher Build-Nummer versorgt wird, können Sie zudem im „Flight Hub“ nachlesen (siehe ct.de/y5g3).

Kanalwechsel

Kann ich den Insider-Kanal wechseln, ohne dafür alles neu zu installieren?

Der Wechsel zwischen Kanälen ist meist dann möglich, wenn man von einem der langsameren in einen schnelleren Kanal wechseln möchte, also zum Beispiel von Release Preview zu Beta. Ein Wechsel in einen langsameren Kanal, etwa von Dev zu Beta, ist nur dann möglich, wenn beide Kanäle mit der gleichen Build-Nummer versorgt werden. Bei Redaktionsschluss dieser FAQ ist beispielsweise ein Wechsel von Beta zu Dev und umgekehrt möglich – beide Kanäle werden ein paar Wochen lang mit den gleichen Builds versorgt.

Insider-Programm verlassen

Ich möchte auf einem PC wieder ein reguläres Windows haben. Muss ich Windows neu installieren?

Wahrscheinlich ja, denn Downgrade-Installationen sind von Microsoft nicht vorgesehen und meist dürfte die Insider-Version eine höhere Build-Nummer besitzen. Eine Ausnahme ist es, wenn die installierte Insider-Version ein offizielles Release ist.

In den Insider-Einstellungen von Beta- und Release-Preview-Ausgaben finden Sie den Schalter „Erhalt von Vorabversionen beenden“. Betätigen Sie ihn, wird der Bezug neuer Insider-Builds beendet. Das klappt auch, wenn auf dem PC gerade keine regulär freigegebene Version läuft. Aber: Windows Update wird dann weiterhin neue Ausgaben installieren, bis Ihr System auf einem finalen Release landet. Das kann Wochen oder gar Monate dauern. Wenn Sie die Insider-Software zügig loswerden wollen, führt also kein Weg an einer Neuinstallation vorbei.

Andere Insider-Programme

Gibt es neben Windows noch weitere Microsoft-Produkte, bei denen man an Betatests teilnehmen kann?

Ja, sogar einige – etwa für Windows Server, Office, Skype, Xbox und Edge. Eine Übersichtsseite hat Microsoft leider nicht mehr, aber eine Websuche verrät schnell, ob es ein Insider-Programm für ein bestimmtes Produkt gibt. (jss@ct.de)

Für die Insider Previews von Windows 11 gelten die gleichen Mindestvoraussetzungen wie für die reguläre Version – und die gleichen Tricks, sie zu umgehen.
Für die Insider Previews von Windows 11 gelten die gleichen Mindestvoraussetzungen wie für die reguläre Version – und die gleichen Tricks, sie zu umgehen.

Dokumentation und Downloads: ct.de/y5g3

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