c't 10/2022
S. 132
Wissen
Server-Interconnects
Bild: Rudolf A. Blaha

Server neu gedacht

Wie superschnelle Schnittstellen die Server-Architektur verändern

Compute Express Link und die rasanten PCI-Express-Versionen 5.0 und 6.0 legen das Fundament für neue Serverkonzepte. Die Hardware solcher Maschinen lässt sich nach Bedarf per Software zusammenschalten, etwa um mehr RAM oder Rechenbeschleuniger hinzuzufügen.

Von Christof Windeck

Künftige Server könnten sich grundlegend von bisher gewohnten unterscheiden. Dank neuer Schnittstellen lässt sich Hardware extrem flexibel konfigurieren: Je nach Rechenaufgabe schaltet man aus der Ferne mehr Arbeitsspeicher dazu oder spezialisierte Beschleunigermodule. Dabei geht es nicht um virtuelle Maschinen, sondern um die Verbindung von Hardwarekomponenten per PCI Express (PCIe). Trotzdem muss niemand Komponenten oder Kabel umstecken, die Konfiguration solcher „disaggregierter“ Server – auch Composable Infrastructure genannt – funktioniert per Skript und ist automatisierbar. Der jeweils zusammengeschaltete Server nutzt Komponenten aus Ressourcenpools, die in einem einzigen oder auch mehreren benachbarten Racks eingebaut sind und über superschnelle PCIe-Leitungen und -Switches kommunizieren.

Samsungs „CXL Memory Expander“ ist ein CXL-Speichermodul, also DRAM mit PCIe-5.0-Schnittstelle und CXL-Zusatzfunktionen., Bild: Samsung
Samsungs „CXL Memory Expander“ ist ein CXL-Speichermodul, also DRAM mit PCIe-5.0-Schnittstelle und CXL-Zusatzfunktionen.
Bild: Samsung

Hochleistungsverbindungen mit der Zusatzfunktion Compute Express Link (CXL), auf die wir unten genauer eingehen, bilden die Basis für Konzepte wie Memory-Centric Computing, bei dem mehrere Spezialprozessoren und Rechenbeschleuniger dieselben Speicherbereiche adressieren. Zudem lassen sich neuartige Speichertypen besser einbinden, etwa Storage Class Memory, also nichtflüchtiger Speicher, der fast so schnell ist wie RAM. Auch Innovationen wie Computational RAM, Computational Storage und SmartNICs profitieren von den neuen Interconnects. Computational RAM meint rechnende Speichermodule, die außer DRAM-Zellen auch Rechenwerke enthalten. Als Computational Storage bezeichnet man SSDs, die sich selbst durchsuchen können. Mit SmartNICs wiederum sind Netzwerkkarten mit eigenen Prozessoren gemeint, die Daten filtern, entschlüsseln oder vorverarbeiten. Schließlich sollen PCIe und CXL künftig als Universal Chiplet Interconnect Express (UCIe) Chips unterschiedlicher Hersteller zu einheitlichen Prozessoren verbinden.

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