c't 1/2022
S. 90
Test & Beratung
Desktop-Festplatten

Plattenkarussell

Große Festplatten für den Desktop-PC

Festplatten sind zum Speichern großer Datenmengen besser geeignet als SSDs, denn für das gleiche Geld bekommt man den vierfachen Speicherplatz. Wir testen fünf aktuelle Laufwerke mit hoher Kapazität.

Von Lutz Labs

Die eigene Fotosammlung, die Videos mit den Kindern, Backups oder auch die sorgsam digitalisierten CDs: Speicherplatz für alle diese Dinge muss nicht unbedingt pfeilschnell sein. Und wenn die Speicherplatzanforderungen dafür dann bei diversen Terabyte liegen, sind SSDs einfach viel zu teuer, denn die Kosten für eine Festplatte liegen bei gleicher Kapazität bei nur etwa einem Viertel. Klar, als Startlaufwerk im Desktop-PC kommen immer häufiger SSDs zum Einsatz und das sorgt auch für einen flotten Start des Betriebssystems und der Anwendungen, doch als Ablage für das eigene Archiv sind Festplatten weiterhin sehr gut geeignet.

Die Auswahl bei wirklich großen Laufwerken aber wird immer kleiner: Seagate hat vor einiger Zeit die Pro-Serie seiner Desktop-Festplatten eingestellt. Die Barracuda Pro ist bereits von den Webseiten verschwunden und auch im deutschen Handel kaum noch erhältlich. Wer unbedingt noch eine Barracuda Pro kaufen möchte, muss in den USA bestellen. Seagate will Medienberichten zufolge einen Nachfolger vorstellen, doch bislang hat das Unternehmen nichts dergleichen verlauten lassen.

Wir haben diesen Schwund zum Anlass genommen, noch einmal jeweils eine Festplatte aus den aktuellen Desktop-PC-Baureihen aller verbliebenen Hersteller auf den Prüfstand zu bitten und dafür möglichst große Versionen ausgesucht. Von Seagate ist die „normale“ Barracuda dabei, Toshiba ist mit P300 und X300 vertreten und Western Digital bringt Blue und Black in den Vergleich ein – damit ist die Riege der Festplattenhersteller komplett.

Die Barracuda, die P300 und die Blue stehen dabei als Vertreter der kleineren und langsameren Laufwerke. Die Kapazitäten reichen bis 6 (P300 und Blue) beziehungsweise 8 TByte (Barracuda), während die Pro-Modelle – hier in Form von X300 und der Black – auch mit höherem Fassungsvermögen erhältlich sind. Eine 18-TByte-Version der X300 hat Toshiba bereits vorgestellt, im Handel ist sie jedoch ebenso wenig erhältlich wie die 16-TByte-Version. Wir haben ersatzweise das Modell mit 14 TByte im Test. Die maximale Kapazität der Black, die im WD-Marketingjargon auch gerne als WD_Black auftritt, beträgt 10 TByte; wir haben im Test jedoch das Modell mit 8 TByte.

CMR, SMR und noch mehr Durcheinander

Mitte 2020 war erstmals aufgefallen, dass Western Digital in einigen NAS-Laufwerken das Aufzeichnungsverfahren Shingled Magnetic Recording (SMR) einsetzt, ohne dies im Datenblatt zu kennzeichnen – das führte in einigen Fällen zu Problemen im RAID-Betrieb [1]. Bei SMR speichern die Laufwerke die Daten auf überlappenden Bahnen, was bei Änderungen der gespeicherten Daten zu verringerter Geschwindigkeit führt.

Die Aufregung über die heimliche Veränderung förderte ebenfalls zutage, dass alle Hersteller auch bei Desktopmodellen SMR nutzen. Nach unserem Kenntnisstand betrifft dies ausschließlich die günstigeren Modelle, also P300, Blue und Barracuda, aber längst nicht alle: Die 4- und 6-TByte-Modelle der P300 etwa nutzen SMR, die Modelle mit 500 GByte sowie 1 und 3 TByte Conventional Magnetic Recording (CMR) – und die 2-TByte-Version gibt es in beiden Geschmacksrichtungen. Immerhin unterscheiden sich die Typenbezeichnungen.

Weitere Unterschiede: SMR-Modelle der P300 haben 128 MByte DRAM-Cache, die CMR-Modelle nur 64 MByte; die SMR-Modelle rotieren mit 5400 Umdrehungen pro Minute, die CMR-Modelle mit 7200. Allein aus der Rotationsgeschwindigkeit wird ersichtlich, dass die SMR-Versionen langsamer sind.

Bei Seagate ist es etwas einfacher: Alle Modelle der Barracuda ab 2 TByte nutzen SMR, nur die mit 500 GByte und 1 TByte die konventionelle Technik. Auch die Cache-Größen passen dazu: Die CMR-Platten haben 32 beziehungsweise 64 MByte DRAM, die SMR-Laufwerke dagegen üppige 256 MByte. Kompliziert wird’s dennoch wieder bei 2 TByte, allerdings anders als bei Toshiba: Die ST2000DM005 rotiert mit 5400 Umdrehungen, die ST2000DM008 mit 7200. Glücklicherweise taucht die langsamere 005er im Handel kaum auf.

Bei Western Digitals Blue-Reihe wird es dann wieder unübersichtlich: SMR- und CMR-Platten bunt gemischt, 2-TByte-Platten gibt es drei verschiedene, nämlich zweimal SMR, einmal CMR. Immerhin: Western Digital bedient fast alle Kapazitätswünsche sowohl mit SMR- als auch mit CMR-Laufwerken, die CMR-Varianten sind dabei einerseits teurer und andererseits bei wesentlich weniger Händlern erhältlich. Grundsätzlich kann man bei allen SMR-CMR-Fragen davon ausgehen, dass die SMR-Laufwerke jüngere Entwicklungen sind.

Die Situation bei X300 und Black ist einfacher, zumindest, wenn man nur die 3,5-Zoll-Festplatten betrachtet: Alle arbeiten mit CMR und rotieren mit 7200 Umdrehungen pro Minute. Mit diesen Kenndaten arbeitete auch die Seagate Barracuda Pro, daher wäre diese ebenfalls in die höhere und teurere Klasse einzuordnen.

Unterschiede zu NAS-Festplatten

Unsere Testmuster sind für den üblichen PC-Arbeitsalltag entwickelt worden, also für eine Laufzeit von acht Stunden pro Tag bei rund 200 Arbeitstagen im Jahr. Teurere Modelle für NAS-Gehäuse oder Server sind dagegen für Dauerbetrieb ausgelegt und haben Vibrationssensoren, die Schwingungen benachbarter Laufwerke erkennen – die Firmware der Platte kann somit die eigenen Spuren schneller und genauer ansteuern und ist daher schneller am Ziel als eine Platte ohne solche Sensoren.

Kommentare lesen (5 Beiträge)