c't 1/2022
S. 182
Story
Stress im Santaplex
Bild: Michael Vogt

Stress im Santaplex

Dass es so etwas wie den Weihnachtsmann gar nicht wirklich geben soll, ist eigentlich eine unbefriedigende Vorstellung. Mithilfe modernster Technik und geeigneter Fachleute müsste es doch möglich sein, ein System zu schaffen, das weltweit zur Weihnachtszeit Augen zum Glänzen bringt.

Von Christian Endres

Wahrscheinlich sollte ich euch als Erstes erzählen, wie es eine 28-jährige Servertechnikerin überhaupt an den Nordpol verschlagen hat. Also schön. Damals lagen ein paar richtig üble Monate hinter mir. Ich hatte meinen Job durch eine Fusion verloren, meine Freundin und ich hatten nach vier Jahren miteinander Schluss gemacht und mein treuer Hund war vor einen selbstfahrenden Lieferwagen gerannt.

Eines Morgens saß ich in meinem Schlafanzug, der längst in die Wäsche gehört hätte, mit dem Tablet auf dem Sofa, trank Kaffee und sortierte die E-Mails, die über Nacht eingegangen waren. Eine stammte von einem Business-Netzwerk, bei dem ich mich schon einige Jahre nicht mehr eingeloggt hatte – weshalb ich erst mal ein neues Passwort anfordern musste, um von der Hinweismail aus an die eigentliche Nachricht im Netzwerk zu gelangen. Normalerweise hätte ich das nie gemacht. Vielmehr hätte ich die Benachrichtigung desinteressiert als Schrott abgetan und ignoriert. Aber nach den letzten Wochen war ich auf unberechenbare Weise empfänglich für die merkwürdigsten Impulse.

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