c't 4/2021
S. 29
Aktuell
Googles Gewerkschaft
Bild: Jeff Chiu/AP/dpa

Kollektives Gewissen

Gewerkschaftsgründung bei Alphabet sorgt für Aufsehen

Gewöhnlich gründen Arbeit­nehmer Gewerkschaften, um bessere Arbeitsbedingungen und Löhne zu erstreiten. Den gut verdienenden Mitarbeitern von Google geht es allerdings weniger ums Geld als um die Moral.

Von Andreas Schuchardt

Ein Gespenst geht um in der New Economy der USA, sein Name: Gewerkschaft. Es sorgt in der IT-Branche jenseits des Atlantiks derzeit für großes Aufsehen und nervöse Manager. Der Grund: Anfang Januar gaben Google-Mitarbeiter die Bildung einer Gewerkschaft für den gesamten Alphabet-Konzern bekannt. Nach einem Jahr diskreter Vorbereitung zählte die neue „Alphabet Workers Union“ zum Start am 4. Januar 226 Mitglieder. Bereits eine Woche später hatten sich ihr insgesamt 700 Beschäftigte aus 35 Niederlassungen in den USA und Kanada angeschlossen.

Auch wenn ein weiterer Zuwachs zu erwarten ist, bleibt die AWU zunächst eine Minderheitsgewerkschaft, die nicht tariffähig sein wird. Dazu müsste sie 30 Prozent der Mitarbeiter im Unternehmen vereinen und sich beim National Labour Relations Board offiziell anerkennen lassen. Angesichts einer Alphabet-Stammbelegschaft von rund 119.000 Festangestellten und circa 121.000 per Werkvertrag bei Subunternehmen oder als Zeitarbeiter Beschäftigten ist das ein noch weit entferntes Ziel. Kurzfristig streben die AWU-Gründer dies auch gar nicht an. Sie verstehen sich zunächst als Sammelpunkt für alle, die mit der Firmenpolitik und dem Verhalten der Vorgesetzten unzufrieden sind.

Kommentieren