c't 3/2021
S. 58
Titel
Sicher kommunizieren: Telefonie und Video
Bild: Albert Hulm

Sichere Leitung

Verschlüsselt telefonieren und konferieren

Der Ausbruch von Corona war der Durchbruch für viele ­Kommunikations-Apps: Sie sind als Ersatz für persönliche ­Treffen mit Familie, Freunden und Kollegen eingesprungen. Doch Anrufe und Video­telefonate lassen sich in ­vielen Fällen leicht abhören. Mit der richtigen App haben Lauscher jedoch keine ­Chance.­

Von Ronald Eikenberg

Wenn man Familie, Freunde und Kollegen nicht persönlich treffen kann, dann bleibt man zumindest per Ton und Bild in Kontakt – der modernen Technik sei Dank. Doch diese Kommunikationswege bergen Tücken, denn anders als beim Vieraugengespräch vor Ort ist die Vertraulichkeit oft nicht gegeben. Schlimmstenfalls kann jeder die Gespräche belauschen, der den Datenverkehr abzwacken kann.

Doch auch modernere Kommunikationsmittel wie Microsoft Teams oder Telegram sind nicht automatisch sicher. Dabei kommt zwar eine Transportverschlüsselung zum Einsatz, diese sorgt aber nur dafür, dass die Gespräche jeweils zwischen Gesprächsteilnehmer und Anbieter verschlüsselt sind. Wenn der Anbieter wollte – oder im Falle einer behördlichen Anordnung muss – kann er die Telefonate und Videogespräche seiner Nutzer also problemlos aufzeichnen.

Die gute Nachricht ist, dass Sie sich leicht schützen können, indem Sie vorhandene Verschlüsselungsfunktionen aktivieren oder einen anderen Dienst nutzen. Denn bei vielen Anbieter ist eine gute, nachvollziehbare Verschlüsselung längst Standard. Im Idealfall kommt eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2E) zum Einsatz, die gewährleistet, dass nur die Gesprächsteilnehmer den Anruf entschlüsseln können. Damit kommunizieren Sie annähernd so sicher, als würden sie sich im gleichen Raum wie Ihr Gesprächspartner befinden.

Eine der meistverbreiteten Apps ist ohne Zweifel WhatsApp (siehe S. 56). Es ist also naheliegend, die Chat-App auch für Telefonate und Videochats zu verwenden. In puncto Verschlüsselung spricht auch nichts dagegen: WhatsApp nutzt das Se­cure Real-Time Transport Protocol (SRTP) für die Audio- und Videokommunikation. Die Gespräche sind E2E-verschlüsselt und lassen sich nach derzeitigem Stand nicht belauschen. Im einfachsten Fall rufen Sie besser über WhatsApp an als vollkommen unverschlüsselt über Festnetz oder Handy-Telefonat. Das funktioniert sogar in Gruppen mit bis zu 8 Teilnehmern.

Doch die Sache hat auch zwei Haken: Die Anruf-Funktion funktioniert derzeit nur am Smartphone oder Tablet, nicht per WhatsApp Web am Rechner. Und dann ist da auch noch der Megakonzern Facebook, der sich WhatsApp vor einiger Zeit einverleibt hat und sein Geld bekanntlich mit den Daten seiner Nutzer verdient. Die Versuchung, sich zumindest an den Metadaten der Nutzer zu bedienen und zum Beispiel das Telefonbuch auszuwerten, ist groß. Und falls eines Tages eine Krypto-Backdoor angeordnet werden sollte, dann wäre WhatsApp vermutlich der erste Dienst, der sie umsetzen muss.

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