c't 3/2021
S. 128
Wissen
Drohnenabwehr
Bild: Albert Hulm

Surrende Gefahr

Forscher im Krieg mit Drohnen

Drohnen sind der Albtraum der Personenschützer und ­Sicherheitsbehörden. Forschungsprojekte halten mit Störsendern, Netzwerfern und Mikrowellenkanonen ­dagegen.

Von Arne Grävemeyer

Nach dem Weihnachtsfest nehmen die Drohnenalarme an Flughäfen, Justizvollzugsanstalten oder Bundeswehrstandorten zu, wie Sicherheitsexperten aus Erfahrung wissen. Drohnen sind beliebte Geschenke zum Fest und viele frischgebackene Besitzer wissen gar nicht, wie schnell sie mit ihrem Fluggerät Gesetze überschreiten. Jede Drohnengeneration ist leistungsfähiger als die vorhergehende. Sowohl die Hobbygeräte als auch professionell einsetzbare Drohnen erreichen immer höhere Geschwindigkeiten, längere Flugzeiten und damit höhere Reichweiten bei zunehmenden Traglasten. Selbst Hobbypiloten können ihr Fluggerät mit VR-Brille in First Person View lenken und die Steuerungselektronik unterstützt sie mit halbintelligenten Funktionen wie Ausweichautomatik und selbstständiger Rückkehr zum Startpunkt.

Was da alles möglich wird, treibt Sicherheitsverantwortlichen die Schweißperlen auf die Stirn. Drohnen können Präsentationsvideos drehen oder Industriespionage betreiben, können Medikamente auf ostfriesische Inseln liefern oder Waffen in den Innenhof einer Haftanstalt. Sie könnten sogar einzelne Personen angreifen und Bomben oder Giftstoffe über einer Menschenmenge abwerfen.

Nachdem 2013 bei einer Wahlkampfveranstaltung eine Drohne unangemeldet vor Angela Merkels Nase auf dem Podium landete, verspürte man in einigen Ministerien Handlungsdruck. In der Folge förderte das Bundesforschungsministerium parallel gleich vier Forschungsprojekte, die Mittel gegen Drohnenangriffe im öffentlichen Raum entwickeln sollten, ob in einem Stadion, über dem Volksfest oder eben bei einer Wahlkampfveranstaltung. Die vier Projekte AMBOS, ArGUS, MIDRAS und ORAS verfolgten leicht unterschiedliche Ansätze, um feindliche Drohnen zu erkennen und ihre Angriffe zu stoppen. Im Herbst 2020 ließen sie vor Experten ihre Demonstratoren gegen attackierende Drohnen antreten.

Der Moment, der die Forschung zur Drohnenabwehr in Wallung brachte: Bei einem Wahlkampfauftritt in Dresden 2013 erhält Kanzlerin ­Merkel unangemeldeten Besuch von einer Drohne.
Bild: Jan Woitas / dpa

Breites Sensorenspektrum

Da ist das Projekt AMBOS (Abwehr von unbemannten Flugobjekten für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben), in das neben dem Fraunhofer FKIE (Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie) und österreichischen Partnern zum Beispiel auch Praktiker der Polizei ihre Erfahrungen einbrachten. „Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Multimodalität“, sagt Verbundkoordinator Hans Peter Stuch vom FKIE und meint damit die vielfältige Sensorenphalanx und auch ein möglichst breites Arsenal an Gegenmaßnahmen.

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