c't 26/2021
S. 128
Wissen
Googles Geschäftspraktiken
Bild: Thomas Kuhlenbeck

Die Akte Google

Kartellverfahren gegen den Werbe- und Suchmaschinengiganten

Unter der Führung von Texas haben 16 US-Bundesstaaten Google verklagt. Sie werfen dem Unternehmen systematischen Missbrauch seiner Monopolstellung im Werbemarkt vor. Die Klageschrift leuchtet die Online-Werbebranche hell aus und zeichnet ein verheerendes Bild von Googles Geschäftspraktiken.

Von Torsten Kleinz

Google pflegt in der Öffentlichkeit das Bild eines innovativen, irgendwie nerdigen Unternehmens. Das US-Justizsystem, das sich in vielen Bereichen vom deutschen Gerichtswesen unterscheidet, ermöglichte Staatsanwälten, hinter die Kulissen zu schauen. Ein Unterschied ist die Discovery-Phase in Prozessen, die es Klägern erlaubt, auch ohne Durchsuchungsbefehl ausgiebig in den internen Unterlagen der Beklagten herumzustöbern. Eine anderer ist die Tendenz, Anklagen nicht nur für Richter und Spezialisten zu schreiben, sondern die Fälle für jedermann begreifbar zu machen.

Deshalb sind die Anschuldigungen der 168 Seiten langen Klageschrift „Civil Action No.: 1:21-md-03010-PKC“ an vielen Stellen mit Zitaten und Zahlen aus internen Unterlagen Googles unterfüttert, und daher liest sich der Schriftsatz deutlich flüssiger als ein Schriftsatz in einem deutschen Verfahren. Waren in der ursprünglichen Klageschrift viele Passagen unkenntlich gemacht, durften die Kläger im Oktober eine fast komplett ungeschwärzte Version veröffentlichen.

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