c't 26/2021
S. 120
Test & Beratung
Notizprogramme

Ausgeklebt

Sieben Post-it-Programme für Windows im Test

Die bunten Klebezettelchen für die Schnell-mal-eben-Notiz sterben nicht aus. Wir haben eine Reihe digitaler Nachbildungen geprüft, die teils deutliche Vorteile bieten. Eine steckt sogar schon in Windows.

Ende der 1970er Jahre erfand der im US-Unternehmen 3M tätige Dr. Spencer Silver rückstandslos ablösbaren Klebstoff. Sein Kollege Art Fry kam auf die Idee, ihn für kanariengelbe Notizzettelchen zu verwenden. Beide ahnten sicher nicht, dass noch 40 Jahre später bunte Post-it-Haftnotizen die Monitor- und Tastaturgehäuse zahlloser Bürorechner verzieren sollten.

Dass das trotz leistungsfähiger Notizprogramme für PCs und Mobilrechner so ist, liegt nicht zuletzt daran, dass Evernote, OneNote, Joplin, Notion und wie sie alle heißen zwar tolle Informationsmanager sind, aber viel zu sperrig, um beim Telefonat mal eben einen Namen oder eine Telefonnummer festzuhalten.

Das dachten sich auch zahlreiche (oft Hobby-) Programmierer. Sie bemühten sich, eine möglichst akkurate digitale Klebezettelnachbildung zu entwickeln und ihr eine ordentliche Portion zusätzlichen Nutzwert einzupflanzen. Die Programme wollen dabei gar nicht mit ausgewachsenen Notizprogrammen der Evernote-Liga konkurrieren, sondern vor allem nah am Post-it-Vorbild bleiben. So ist es auch nicht tragisch, dass zum Beispiel auf Verschlüsselungsoptionen weniger Wert gelegt wird. Auf einen echten Klebezettel gehören ja auch keine Bankverbindungen, Kreditkarten-PINs oder Passwörter. Auch auf Mobilversionen mit Datensynchronisierung muss man bei allen Testkandidaten verzichten außer bei einem.

Wir haben uns sieben Klebezettel-Apps näher angesehen: Das schon in Windows enthaltene „Kurznotizen“ von Microsoft, die uneingeschränkt kostenlosen 7 Sticky Notes, DesktopNoteOK, Hott Notes, Simple Sticky Notes sowie Stickies und das 30 US-Dollar teure Notezilla.

Um ihren papiernen Konkurrenten den Rang abzulaufen, sollten digitale Notizzettel dieselben Vorteile besitzen und gleichzeitig mehr können. Zuallererst müssen sie genauso schnell und beiläufig zur Hand gehen wie der auf dem Schreibtisch liegende Post-it-Block mit dem griffbereiten Kugelschreiber daneben.

Dazu halten wir es für wichtig, dass sich eine neue Notiz mit einem einfachen Tastendruck anlegen lässt – am besten mit nur einer Hand, weil die andere vielleicht einen Telefonhörer hält. Die zugehörige Tastenkombination muss global gültig sein – also von jedem beliebigen Programm aus funktionieren und sich zudem konfigurieren lassen. So kann man Konflikte mit den Tastenkürzeln von Windows und den benutzten Anwendungsprogrammen verhindern. Diese Anforderung erfüllen nur zwei Testkandidaten nicht. Ausgerechnet das Windows-eigene Kurznotizen-Programm bietet zwar einen Shortcut (Strg+N) für neue Notizen, der lässt sich aber weder ändern noch wirkt er global. Er funktioniert nur, wenn ein Notizfenster oder die Kurznotizen-Liste den Fokus hat. Und DesktopNoteOK lässt sich ausschließlich per Maus steuern.

Ein Klick zu viel

Drei der Programme erfordern, dass man bestehende Notizen nur bearbeiten kann, wenn man sie zuerst in einen Edit-Mode versetzt und dann mit einem Speichern-Befehl abschließt. Bei 7 Sticky Notes muss man dazu einen Button anklicken – also doch wieder ein Griff zur Maus. Notezilla und Hott Notes akzeptieren auch ein Tastenkürzel; bei Notezilla ist das jedoch die Esc-Taste – ungewöhnlich und wenig intuitiv. Die anderen vier Kandidaten kommen ohne diese Umstände aus. Man klickt einfach in die Notiz und schreibt. Gespeichert wird automatisch. Das geht wesentlich leichter von der Hand.

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