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Digitaler Führerschein startet desaströs

Sicherheitsprobleme, fehlende Einsatzmöglichkeiten: Die ersten Wochen des digitalen Führerscheins passen zur insgesamt mäßigen Bilanz der scheidenden Bundesregierung in Sachen E-Government.

Da lief die App noch: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) zeigt den digitalen Führerschein.

Bild: BMVI

Ende September gab die Bundesregierung den Startschuss für den digitalen Führerschein: Mit der App „ID Wallet“ könne man Daten zur Fahrerlaubnis auf dem Smartphone speichern und sich zum Beispiel bei Autovermietern registrieren, ohne den physischen Führerschein vorzuzeigen. „Der digitale Führerschein hat das Potenzial, den Alltag von Autofahrern deutlich zu erleichtern“, sagte der noch amtierende Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) anlässlich der Veröffentlichung der App.

Den Start der Initiative vermasselte die Regierung allerdings: Zunächst streikte die Wallet-App bei vielen Nutzern, was der von der Bundesregierung beauftragte Dienstleister Digital Enabling GmbH mit „unerwarteten Lastspitzen“ erklärte. Im Anschluss setzte die Firma die Ausstellung des digitalen Führerscheins komplett aus. Die Folge: Tausende Ein-Sterne-Bewertungen in den App-Stores von Google und Apple. Einige Tage später nahm Digital Enabling die App komplett aus den Stores. Außerdem kritisierten Sicherheitsexperten die ID-Wallet-Infrastruktur: Nutzer könnten nicht überprüfen, gegenüber wem sie sich identifizieren. Deshalb sei auch Identitätsdiebstahl möglich, warnten einige Experten rund um die Sicherheitsforscherin Lilith Wittmann.

Zwecks Ausstellung des digitalen Führerscheins liest die Wallet-App via NFC den E-Perso des Nutzers aus und fragt online beim Kraftfahrtbundesamt ab, ob der Besitzer eine Fahrerlaubnis hat – und falls ja, für welche Klassen.

Bislang gibt es noch keine Anwendungsmöglichkeiten für den digitalen Führerschein. Aus rechtlichen Gründen dient er nicht als offizieller Nachweis der Fahrerlaubnis zum Beispiel in Polizeikontrollen. Die Bundesregierung setzt sich auf EU-Ebene dafür ein, die nötigen Rechtsgrundlagen zu schaffen. Außerdem arbeitet sie mit Unternehmen an Anwendungen im privaten Sektor: Sixt und BMW würden den Nachweis „in den kommenden Monaten“ akzeptieren. Bei BMW geht es allerdings um den Einsatz im internen Flottenmanagement. (cwo@ct.de)