c't 21/2021
S. 92
Test & Beratung
E-Commerce
Bild: Albert Hulm

Globales Dorf – lokaler Markt

Ein- und verkaufen auf regionalen Internet-Plattformen

Für Online-Einkäufe kommen nicht nur Handelsriesen à la Amazon in Betracht, sondern auch regionale Online-Marktplätze. Sie bringen Vorteile für Kunden und Händler: Der virtuelle Schaufensterbummel ermöglicht Online-Einkäufe und motiviert außerdem zum Besuch der gelisteten Geschäfte.

Von Dr. Hans-Peter Schüler

Als Kunde bringt Ihnen der Einkauf per Internet den Komfort, vom Sofa aus und nach Ladenschluss zu shoppen. Im Corona-Lockdown ließen sich manche Dinge sogar nur so beschaffen. Als Händler bietet Ihnen das Internet eine Plattform, auf der Sie sich mit Ihrem Service vorstellen können, und vor allem erschließt es Ihnen zusätzliche Verkaufsmöglichkeiten. Um die Umsätze, die Ihnen Amazon und Co. im Corona-Lockdown weggeschnappt haben, wieder aufzuholen, sollten Sie einmal über E-Commerce nachdenken, besonders darüber, dass Sie die lokale Kundschaft viel besser bedienen als die anonymen großen Plattformen.

Kunden finden bei Handelsriesen wie Amazon und eBay zwar sicher alles, was sie suchen, doch um das zu nutzen, müssen sie sich meist auf unbekannte Anbieter und überregionale Zustellung einlassen. Mit den Läden in ihrer Umgebung kennen sie sich dagegen weit besser aus, und diese haben sich auch auf ihre Käufer eingestellt. Für Geschäfte ist das ein Heimvorteil: Käufer können Artikel, die sie im Schaufenster sehen, im Webshop auch dann kaufen, wenn der Laden geschlossen hat. Die Waren könnten sie dann per Fahrdienst nach Hause liefern lassen, vor Ort abholen oder einen Termin zur Anprobe vereinbaren. Auch die gute Beratung durch den Fachhandel ließe sich online auf Zeiten nach dem Ladenschluss erweitern.

Turbo fürs Ladengeschäft

Prinzipiell können Händler von jeder Art Webauftritt zusätzliche Geschäfte erwarten. Das Maß der Umsatzsteigerung hängt vom angestrebten Auftritt und von der Art der Einführung ab. Außerdem lohnt sich die Überlegung, welche Kaufgelegenheiten Sie anbieten wollen.

Als Modehändler etwa können Sie das Dilemma überregionaler Webshops umgehen, dass viele Kunden mehrere Kleidungsstücke bestellen, von denen sie nur eins haben wollen. Die restlichen kommen dann unter Verweis auf das Rückgaberecht als Retoure zurück. Wenn Sie Ihren Kunden diese Auswahl – notfalls nach Terminvereinbarung – in Ihrem Laden anbieten, kommen Sie mit einem schlankeren Warenlager aus und vermeiden die Übernahme zurückgesendeter Waren.

Eine Vorstufe zum Internethandel bieten sogenannte Onlineschaufenster. Damit sind Vorstellungen auf einem Portal gemeint, das eine Region oder womöglich nur ein einzelnes Einkaufszentrum abdeckt. Jeder Laden stellt in diesem Portal sich selbst und sein Produktportfolio vor, implementiert aber keine Kauffunktionen. Ein Besucher kann allenfalls online prüfen, ob ein Produkt am Lager verfügbar ist, um es persönlich abzuholen. Mehr als 300 solcher Schaufenster finden sich nach Städten und Branchen sortiert unter der Adresse www.lieblingsladen.de. Zum Beispiel pflegt der Immobilienverwalter ECE Portalseiten mit digitalen Schaufenstern für die Ladenmieter in gut 60 seiner Einkaufszentren.

In einem Schaufenster brauchen Sie nur Beispiele aus ihrem Warensortiment abzubilden. Bei dieser Art von Webauftritt vermeiden Sie einige rechtliche Anforderungen zu den erforderlichen Produktangaben, etwa zum Preis. Außerdem müssen Sie für die Schaufensterangaben weder Ihr Warenwirtschaftssystem noch Kundendaten berücksichtigen.

Rentabler im Marktplatz

Um mit einem individuellen Online-Shop nennenswerte Onlineerlöse zu erzielen, müssen Sie als Händler abschreckende Einstiegshürden überwinden. Ein ausgewachsener Webshop kostet Lizenz- und Hostingbeträge, dazu kommt Entwicklungsarbeit fürs Webdesign, Beratungsaufwand, um rechtliche Fußangeln zu vermeiden, und nicht zuletzt ein Budget für Werbung, um Besucher anzulocken. Außerdem müssen Sie für jeden Artikel, den Sie online verkaufen wollen, Zeit in eine möglichst bebilderte Artikelbeschreibung investieren. Wenn Sie Kühlschränke verkaufen, ist das schnell erledigt, aber in einer Boutique sieht das schon anders aus.

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