c't 21/2021
S. 42
Aktuell
Apple
Bild: Apple

Sanftes Fitnessprogramm

Apples neue iPhones, iPads und die neue Apple Watch

Eigentlich hätte Apple vom iPhone 12S sprechen können: Das iPhone 13 sieht fast genauso aus wie der Vorgänger und auch die Performance hat sich nur leicht verbessert. Spürbare Fortschritte verspricht der Hersteller in Sachen Akkulaufzeit, Kameras und Display.

Von Leonhard Becker und Christian Wölbert

Zu den Ritualen auf Apples Produktshows gehört der Leistungsvergleich: Jahr für Jahr protzen Konzernchef Tim Cook und seine Co-Referenten damit, um wie viel Prozent schneller die Neuvorstellungen im Vergleich zur Vorgängergeneration rechnen. Sie feiern dabei typischerweise ein Plus von 40, 50 oder noch mehr Prozent.

Bei der Vorstellung des iPhone 13 und 13 Pro sowie dem neuen A15-Prozessor Mitte September wich Apple auffällig von diesem Ritual ab. Die Kerne des A15 böten eine „verbesserte Performance“, sagte Managerin Hope Giles in ihrem gestreamten Vortrag lediglich. Die neuen iPhones rechnen also wohl kaum schneller als ihre Vorgänger. Immerhin dürfte der A15 schneller sein als die Chips der aktuell schnellsten Android-Smartphones – Apple spricht etwas schwammig von 50 Prozent mehr Leistung als „bei der Konkurrenz“.

Spannender sind andere Merkmale der neuen iPhone-Reihe, die wie gehabt aus vier Modellen besteht: iPhone 13 mini (5,4 Zoll), iPhone 13 (6,1 Zoll), iPhone 13 Pro (6,1 Zoll) und iPhone 13 Pro Max (6,7 Zoll). Dazu zählen vor allem Displays, Akkus und Kameras.

Flüssiger und ausdauernder

Bei der Bildwiederholrate folgt Apple nun der Android-Konkurrenz: Die Displays der Pro-Reihe schaffen bis zu 120 Hertz, wodurch Scrollbewegungen und Animationen flüssiger aussehen. Bislang bot Apple nur 60 Hertz. Außerdem sollen die Displays deutlich heller leuchten, sodass Inhalte im Sonnenlicht besser ablesbar sind.

Für iPhone 13 mini und iPhone 13 Pro verspricht Apple eine um rund 1,5 Stunden verlängerte Akkulaufzeit, iPhone 13 und 13 Pro Max sollen 2,5 Stunden länger laufen als ihre direkten Vorgänger. Diese waren zwar nicht kurzatmig, machten in Laufzeitmessungen aber deutlich früher schlapp als manche High-End-Androiden.

Das rückseitige Kamerasystem von iPhone 13 mini und iPhone 13 bietet weiterhin eine Weitwinkel- und eine Ultraweitwinkelkamera. Erstere hat einen größeren Sensor als bislang, Fotos sollen dadurch im Dunkeln weniger rauschen. Zur Bildstabilisierung bewegt sich nun der Sensor statt das Objektiv. Das war bislang dem Kamerasensor des teuren iPhone 12 Pro Max vorbehalten und soll Wackler bei Videoaufnahmen und Fotos besser ausgleichen.

Für das Dreikamerasystem beider Pro-Modelle verspricht Apple mehr Lichtstärke durch größere Blendenöffnungen und größere Sensoren. Das Teleobjektiv hat nun einen optischen Dreifach-Tele – mehr als das Zweifach-Tele des Vorgängers, weniger als die Fünffach-Periskopkameras der Spitzenkonkurrenz. Das Ultraweitwinkel bekommt einen Makromodus, mit dem man sich Objekten auf zwei Zentimeter nähern kann.

Ein neuer „Kino-Modus“ lässt Nutzer bei Videoaufnahmen den Fokuspunkt ändern – auch nachträglich, aber nur bis zu 1080p bei 30 fps. So lässt sich eine bestimmte Bildebene scharf vor einem unscharfen Hintergrund darstellen. Damit soll ein Look entstehen, der sonst nur mit großen Objektiven möglich ist. Beide Funktionen kommen auch auf die Nicht-Pro-Modelle.

Knapp unter 2000 Euro

Auf den Pro-Modellen will Apple außerdem nachträglich per Update den Videocodec ProRes einführen, der weniger stark komprimiert und natürlichere Farben ermöglicht. Er ist vor allem für Profi-Filmer gedacht, die ihr Material am PC beispielsweise per DaVinci, Premiere oder Final Cut Pro schneiden.

Erstmals gibt es keine Varianten mit 64 GByte Flash-Speicher, es geht bei 128 GByte los. Die Pro-Modelle gibt es sogar mit 1 TByte. Am kantigen Gehäusedesign hat sich kaum etwas geändert. Der Rahmen der Pro-Modelle besteht weiterhin aus Edelstahl, der der anderen Modelle weiterhin aus Alu.

Das Mini-Modell ist bei Apple ab 800 Euro erhältlich, das iPhone 13 ab 900 Euro. Der Preis des iPhone 13 Pro beginnt wie bisher bei 1150 Euro, das Max-Modell kostet mindestens 1250 Euro und in der 1-TByte-Variante stolze 1830 Euro. Mit der Auslieferung will Apple bei Erscheinen dieser c’t-Ausgabe beginnen.

Unter dem Strich bieten die neuen iPhones also relativ wenig Aufregendes: Der Sprung vom iPhone 11 zum iPhone 12 war größer, denn damals führte Apple 5G-Mobilfunk sowie den MagSafe-Standard für magnetisch andockendes Zubehör ein. Auf Twitter war sich die Tech-Gemeinde nach der Vorstellung schnell einig, dass das iPhone 13 eigentlich iPhone 12S hätte heißen müssen.

Das iPhone 12 ist also noch lange kein altes Eisen. Es wird von Apple weiter angeboten, und zwar zu leicht reduzierten Preisen: Das 12er mit 64 GByte kostet knapp 800 Euro, das mini 680 Euro. Das iPhone XR von 2018 hat Apple nun aus dem Programm genommen, seinen Platz nimmt das iPhone 11 ein, das ab 580 Euro kostet.

iOS 15 und Fitness-Dienst

Auch seine Betriebssysteme hat Apple überarbeitet: iOS 15 und iPad OS 15 sollen bei Erscheinen dieser c’t-Ausgabe zum Download bereitstehen. Sie lassen sich auf allen Geräten installieren, die iOS 14 respektive iPadOS 14 unterstützen. Die Abdeckung reicht also zurück bis zum iPhone 6s und 6s Plus sowie dem iPhone SE der ersten Generation. iPadOS 15 läuft auf allen iPad-Pro-Generationen, dem iPad ab der fünften Generation, dem iPad mini ab 4 sowie dem iPad Air ab der 2. Generation.

Die neuen Betriebssystemversionen bringen neue Funktionen, darunter umfangreich konfigurierbare Fokus-Modi, die Störungen durch Mitteilungen und Anrufe minimieren sollen. Einige der Neuerungen, die sich auf maschinelles Lernen stützen – darunter die nützliche Live-Erkennung von Text in Fotos und Offline-Funktionalität für Siri – bleiben neuerer Hardware ab Apples A12-Chip vorbehalten. Solche Funktionen stehen also auf iPhones ab Baujahr 2018 zur Verfügung.

Außer seiner Hard- und Software will Apple auch seine Nutzer fit halten: Der bislang nur in englischsprachigen Ländern verfügbare Abodienst Fitness+ soll im Laufe des Jahres in Deutschland buchbar sein. Enthalten sind Videokurse in Disziplinen wie Krafttraining, Yoga oder Pilates. Die Videos laufen auf iPhone, iPad und Apple TV, wobei Livedaten von der Apple Watch eingeblendet werden. Von Herbst an soll man auch mit Freunden zusammen über Video trainieren und sich gegenseitig anfeuern können. (cwo@ct.de)

Apple will bald auch seine Kunden in Deutschland fit halten – mit dem Abodienst Fitness+.
Bild: Apple

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