Zauberwürfel
Mini-PC Liva Q3 mit Ryzen-Vierkern-CPU
ECS ordnet beim Mini-PC alles der Größe unter, aber trotzdem bringt er sämtliche Funktionen eines vollwertigen Rechners mit. Trotz Ryzen-Embedded-Prozessor gilt das aber nicht uneingeschränkt für die Performance.
Mini-PCs testen wir häufig in c’t. Doch an einen dermaßen winzigen Rechner, der die Bezeichnung „PC“ redlich verdient, können wir uns nicht erinnern. Im Unterschied zu den noch kompakteren HDMI-Stick-PCs mit Tablet-CPUs lötet ECS in den Liva Q3 einen Ryzen-Vierkernprozessor ein. Zusammen mit 8 GByte Arbeitsspeicher und einem 64 GByte großen Flash-Speicher soll er laut Hersteller damit nicht etwa nur für Digital-Signage-Anwendungen taugen oder für einfache Steuerungsaufgaben, sondern auch als Office-PC.
Von den Abmessungen entspricht der Mini-PC etwa einem üblichen 3×3×3-Zauberwürfel. Das schwarze Plastikgehäuse macht einen robusten Eindruck, sieht aber dennoch schick aus. Um den Liva Q3 in Betrieb zu nehmen, muss man ihn lediglich mit dem Steckernetzteil verbinden. Ein vorinstalliertes Betriebssystem gibt es aber ebenso wenig wie Tastatur und Maus, die man folglich selbst besorgen muss. Wir haben den Rechner mit Windows 10 getestet.
Runtergeregelter Ryzen
Nach dem Einschalten benötigt der Liva Q3 etwa 29 Sekunden bis zum Desktop. Das schaffen viele andere Mini-PCs in der Hälfte der Zeit. Hier bremsen vermutlich Prozessor, BIOS und eMMC-Speicher. Zudem müssen sich die vier CPU-Kerne und die integrierte Radeon-Grafik einen einzigen Speicherkanal des mit DDR4-2400 recht langsamen RAM teilen.
Der Embedded-Chip Ryzen V1605B ist technisch eng mit der ersten Generation der Ryzen-Mobilprozessoren „Raven Ridge“ von 2017 verwandt und hat somit schon einige Jahre auf dem Buckel. Die Ryzen-CPU enthält zwar das für Windows 11 notwendige fTPM 2.0, jedoch steht sie bisher nicht auf der Windows-11-Kompatibilitätsliste von Microsoft.
Die Thermal Design Power des Prozessors begrenzt ECS im Liva Q3 auf 15 statt der möglichen 25 Watt, wohl um das Kühlsystem nicht zu überlasten. Dadurch arbeitet der Ryzen V1605B, egal ob mit Last auf einem oder allen Kernen, immer mit seiner Nominaltaktfrequenz von lediglich 2,0 GHz, obwohl AMD bis zu 3,6 GHz erlaubt.
Die Benchmark-Ergebnisse fallen entsprechend niedrig aus. Die Singlethreading-Leistung liegt mit 511 Punkten im Rendering-Benchmark wegen des fehlenden Turbos noch unterhalb der der Billig-CPU Celeron N5100 (611 Punkte). Nutzt eine Anwendung alle vier physischen beziehungsweise alle acht logischen Kerne, sieht es besser aus. Dann kommt der Embedded-Ryzen mit 2508 Punkten ungefähr auf das Niveau eines modernen Mobilprozessors wie dem Core i5-1035G1 mit ebenfalls vier Kernen (2794 Punkte).
Der integrierte eMMC-Speicher liest und schreibt mit 290 beziehungsweise 245 MByte/s. Das ist etwa die Hälfte von gebräuchlichen SATA-SSDs. Trotz dessen und der eingebremsten CPU fühlt sich der Rechner beim Starten von Anwendungen sowie bei Textverarbeitung und beim Browsen nicht lahm an. Im Office-Benchmark Sysmark 25 erreicht der Live Q3 jedoch nur 473 Punkte. Die meisten aktuellen PCs kommen mindestens aufs Doppelte. Die im Ryzen V1605B integrierte Radeon-Vega-8-Grafik reicht für die 3D-Darstellung von Google Maps oder Casual Games wie Die Sims 4. Für aufwendigere Aufgaben ist sie zu schwach.
Doppeldeckerplatine
Um die ultrakompakten Abmessungen zu erreichen, verteilt ECS die Hardwarekomponenten im Inneren auf mehrere Ebenen. Ganz unten sitzt die quadratische I/O-Platine mit den USB-Anschlüssen, Display-Ausgängen, Kartenleser und Netzwerk. Zudem ist dort das WLAN-Modul aufgelötet. Wenige Millimeter darüber befindet sich die Compute-Platine. Dort sind Prozessor, DDR4-RAM und eMMC-Flash-Speicher aufgelötet. Auf ihnen thront der kompakte Kühlkörper mit einem geregelten 6-cm-Lüfter.
Im Leerlauf und bei Teillast arbeitet der Liva Q3 angenehm leise (0,1 sone). Erst bei Volllast klettert die Lautstärke des Lüfters über 1 sone, ist dabei aber nicht störend, selbst wenn der Rechner direkt auf dem Schreibtisch steht.
Wegen des extrem begrenzten Platzangebots gibt es keine Steckplätze, weshalb sich der Rechner nachträglich nicht aufrüsten lässt. Den mit 64 GByte sehr knappen Massenspeicher kann man durch ein MicroSD-Kärtchen über den Kartenleser erweitern. Allerdings ist dieser recht langsam. Beim Schreiben rinnen die Daten mit lediglich 52 MByte/s auf die SD-Karte. Die beiden USB-3.2-Gen-2-Ports liefern hingegen mit über 950 MByte/s ihr volles Tempo.
Zur weiteren Ausstattung gehören Gigabit-Ethernet sowie WLAN. Der Wi-Fi-5-Adapter liefert auf kurze Entfernung mit 475 MBit/s zwar ein brauchbares Tempo. Auf längere Entfernung fällt es aber stark ab (78 MBit/s). Dort schaffen moderne Wi-Fi-6-Adapter im Schnitt rund den dreifachen Durchsatz.
Fazit
ECS schafft es beim Liva Q3, einen extrem kleinen Desktop-PC zu bauen, der leise arbeitet und mit einem Preis von 309 Euro recht preiswert ist. Bei der CPU-Leistung muss man jedoch Abstriche hinnehmen. Wir würden uns vom Hersteller einen Nachfolger mit einem Ryzen Embedded der Serie V2000 mit den moderneren Zen-2-Rechenwerken wünschen. (chh@ct.de)
ECS Liva Q3 | |
Ultrakompakter Desktop-PC | |
Hersteller, URL | ECS, www.ecs.com.tw |
Hardware-Ausstattung | |
CPU / Kerne / Takt (Turbo) | Ryzen Embedded V1605B / 4+SMT / 2 GHz (n. v.) |
CPU-Lüfter (Regelung) | 6 cm (✓) |
RAM (Typ) | 8 GByte (DDR4-2400, Single-Channel) |
Grafik (-speicher) | Radeon Vega 8 (vom Hauptspeicher) |
Mainboard (Format) / Chipsatz | ECS LIVA Q3 Plus (proprietär) / n. v. |
SSD (Kapazität) | eMMC (64 GByte) |
Kartenleser / Kensington-Lock | Micro-SD / ✓ |
Sound-Chip | n. v. |
Netzwerk (Chip, Anbindung) / TPM | 1 GBit/s (Realtek RTL8111, PCIe) / fTPM 2.0 |
WLAN (Chip, Anbindung) | 802.11ac, Wi-Fi 5, 867 MBit/s & Bluetooth (Qualcomm QCA6174A, PCIe) |
Abmessungen (B × H × T) | Mini-PC (7,4 cm × 7,4 cm × 5,2 cm) |
Netzteil (Leistung) | APD WA-36N12R (36 Watt, 12 Volt) |
Anschlüsse hinten | 1 × HDMI 2.0b, 1 × MiniDisplayPort 1.4b, 2 × USB-A 10 GBit/s, 1 × USB 2.0 (480 MBit/s), 1 × LAN |
Lieferumfang | |
Tastatur / Maus | n. v. / n. v. |
Betriebssystem | n. v. |
Zubehör | VESA-Halterung |
Elektrische Leistungsaufnahme, Datentransfer-Messungen und Geräuschentwicklung | |
Soft-Off / Energie Sparen / Leerlauf | 0,1 W / 0,4 W / 6,6 W |
Volllast: CPU / CPU und Grafik | 24 W / 25 W |
eMMC: Lesen / Schreiben | 290 / 245 MByte/s |
USB-A (10 GBit/s): Lesen / Schreiben | 990 / 950 MByte/s |
LAN: Empfangen / Senden | 118 / 119 MByte/s |
WLAN: 2,4 GHz / 5 GHz (20 m) | 88 / 78 MBit/s |
SDXC-Card: Lesen / Schreiben | 87,0 / 52,0 MByte/s |
Geräuschentwicklung: Leerlauf / Volllast (Note) | 0,1 sone () / 1,4 sone () |
CPU- / GPU-Last (Note) | 1,2 sone () / 1,1 sone () |
Funktionstests | |
Secure-Boot ab- / CSM einschaltbar / fTPM 2.0 | ✓ / – / ✓ |
Wake on LAN: Standby / Soft-Off | ✓ / ✓ |
USB: 5V in Soft-off / Wecken per USB-Tastatur aus: Standby (Soft-Off) | ✓ / ✓ (–) |
Bootdauer bis Login | 29 s |
Parallelbetrieb (Digitale Monitore) | HDMI + MiniDisplayPort |
4K: HDMI / MiniDisplayPort | 60 Hz / 60 Hz |
Systemleistung | |
Cinebench R23: 1T / MT | 511 / 2508 |
3DMark: Fire Strike | 1392 |
Sysmark 25: Gesamt / Productivity / Creativity / Responsiveness | 473 / 482 / 468 / 469 |
Bewertung | |
Systemleistung: Office / Rendering / Spiele | / / |
Geräuschentwicklung / Systemaufbau | / |
Preis / Garantie | 309 € / 36 Monate |
✓ funktioniert – funktioniert nicht n. v. nicht vorhanden sehr gut gut zufriedenstellend schlecht sehr schlecht |